Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Puppenmord

Titel: Puppenmord
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
Leben gegeben. Gaskell mochte keine Katzen. Er kriegte davon Heuschnupfen. Die Befreiung der Frau bedeutete mehr, als den BH ins Feuer zu schmeißen. Sie bedeutete, sich dem Programm der Überlegenheit der Frau über den Mann total zu verschreiben. Liebe war was Tolles, solange man sie nicht an sich ran ließ. Naturdünger war in und Farbfernsehen out. Gaskeils Vater hatte eine Ladenkette besessen, die ausbeuterisch gewesen war. Geld war praktisch und Rossiter Grove öde. Vor allem mußte Picken Spaß machen, das mußte es einfach, wie man's auch immer ansah.
    Eva Wilt versetzte diese Mitteilung in Hochspannung. In ihren Kreisen war »Fick« ein Wort, das die Männer gebrauchten, wenn sie beim Bier mit ihrer Potenz prahlten. Wenn Eva es benutzte, dann tat sie es in der Abgeschiedenheit des Badezimmers und mit einer sehnsüchtigen Nachdenklichkeit, die ihm seine Grobheit nahm und es mit herrlicher Kraft erfüllte, so daß ein guter Fick zur entferntesten und abstraktesten aller Hoffnungen wurde und mit Henrys gelegentlichem Morgen-gefummele überhaupt nichts zu tun hatte. Und wenn »Fick« dem Badezimmer vorbehalten war, dann war Ficken was noch Ungewöhnlicheres. Es verhieß eine geradezu immerwährende Betätigung, was ganz Ungeniertes, das so lässig wie befriedigend war und dem Leben eine neue Dimension verlieh. Eva Wilt stolperte aus dem Auto und folgte Sally im Zustand höchster Erregung in die »Felicity Moden«.
    Wenn Ficken Spaß machte, dann war mit Sally Pringsheim einzukaufen eine Offenbarung. Das ging mit einer Entschlossenheit vonstatten, die wirklich atemberaubend war. Wo Eva gezögert und gezaudert hätte, da entschied Sally, und hatte sie entschieden, so tigerte sie weiter an den Kleiderstangen entlang, ließ Sachen, die ihr nicht gefielen, über Stühlen hängen, griff zu anderen, warf einen Blick drauf und sagte mit einer gelangweilten Zustimmung, die einfach ansteckend war, sie reichten wahrscheinlich zu diesem Anlaß, und verließ den Laden mit einem Stapel Schachteln mit Schantungponchos, seidenen Sommermänteln, Schals und Blusen im Wert von zweihundert Pfund. Eva hatte siebzig ausgegeben, und zwar für einen gelben Hausanzug und einen Regenmantel mit Aufschlägen und Gürtel, der, wie Sally sagte, hundert Prozent Gatsby war.
    »Jetzt brauchen Sie nur noch den Hut, dann sind Sie's«, sagte sie, als sie die Schachteln im Wagen verstauten. Sie kauften den Hut, einen weichen Schlapphut, und gingen dann ins »Cafe Mombasa« Kaffee trinken, wo Sally, eine lange dünne Zigarre rauchend, sich angeregt über den Tisch lehnte und so laut über Körperberührung redete, daß Eva bemerkte, wie die Frauen an verschiedenen Tischen in der Nähe aufhörten, sich zu unterhalten, und ziemlich mißbilligend zuhörten.
    »Gaskells Brustwarzen machen mich ganz wild«, sagte Sally, »sie machen auch ihn ganz wild, wenn ich dran nuk-kele.«
    Eva trank ihren Kaffee und fragte sich, was Henry wohl täte, wenn sie sich einfallen ließe, an seinen Brustwarzen zu nuckeln. Ihn wild machen, war wohl kaum das richtige Wort, und außerdem bereute sie langsam, siebzig Pfund ausgegeben zu haben. Das würde ihn ebenfalls wild machen. Henry hielt nichts von Kreditkarten. Aber sie hatte zu viel Spaß, als daß sie sich vom Gedanken an seine Reaktion den Tag vermiesen lassen wollte.
    »Ich finde, die Nippel sind so wichtig«, fuhr Sally fort. Am Nebentisch zahlten zwei Frauen und gingen.
    »Das mag ja sein«, sagte Eva Wilt verlegen, »aber ich habe mit meinen nie viel anfangen können.«
    »Wirklich nicht?« sagte Sally. »Dagegen müssen wir aber was tun.«
    »Ich glaube nicht, daß irgend jemand viel dagegen tun kann«, sagte Eva. »Henry zieht seinen Schlafanzug nie aus, und bei mir ist das Nachthemd im Wege.«
    »Erzählen Sie mir nicht, Sie haben im Bett was an. O Gott, Sie armes Ding. Und Nachthemden, lieber Himmel, wie demütigend für Sie! Ich finde, das ist typisch für eine von Männern beherrschte Gesellschaft, diese ganzen Kleiderunterschiede. Sie müssen ja an einem Streicheldefizit leiden. Gaskell sagt, das ist genauso schlimm wie Vitaminmangel.«
    »Ach Gott, Henry ist halt immer müde, wenn er nach Hause kommt«, sagte Eva. »Und ich gehe viel aus.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Sally, »Gaskell meint, die Erschöpfung des Mannes ist ein Zeichen von Penisunsi-cherheit. Ist Henrys groß oder klein?«
    »Gott, das kommt drauf an«, sagte Eva heiser, »manchmal ist er groß und manchmal nicht.«
    »Ich mag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher