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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie
Autoren: Philip M. Bailey
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bekommen Homöopathen nur einen oberflächlichen und irreführenden Eindruck von der Persönlichkeit des Patienten, weil sie die spontanen Antworten nicht intensiv genug hinterfragen. Das mag zum Teil daran liegen, daß der Homöopath zu träge ist, hängt aber oft auch damit zusammen, daß er Angst hat, nicht den Patienten, sondern sich selbst in Verlegenheit zu bringen und sich unwohl zu fühlen, wenn der Patient schmerzliche Gefühle ausdrückt. Je mehr der Homöopath mit seinem eigenen Selbst in Kontakt ist und sich in seiner eigenen Haut wohl fühlt, desto leichter wird er das Vertrauen seiner Patienten gewinnen und den wirklichen Menschen hinter der vordergründigen Erscheinung entdecken.

Alumina
    Grundzug: geistige Labilität
    Alumina ist kein Konstitutionsmittel, dem man häufig begegnet. Es gehört zu jener Gruppe von Mitteln, an die der Homöopath denkt, wenn er einen Patienten hat, dessen Stimmungen stark wechseln und der zur Hysterie neigt. In der Lebensgeschichte solcher Patienten findet man oft instabile Bedingungen während der Kindheit einschließlich einer Familiengeschichte von Geisteskrankheiten und Alkoholismus, die das syphilitische Miasma in der Familie widerspiegelt. Die wenigen Alumina-Patienten, die ich gesehen habe, waren alle Frauen.
Verwirrtheit
    Der erste Eindruck, den eine Alumina-Patientin oft vermittelt, ist gewöhnlich der von Verwirrung. Sie klagt darüber, daß sie nicht folgerichtig denken kann, und sie bestätigt dies, indem sie beim Sprechen zögert und darum kämpft, die richtigen Worte zu finden (Kent: »Unfähigkeit, dem Fluß der Gedanken zu folgen«, »macht Fehler beim Schreiben und Sprechen«). Eine Alumina-Patientin sagte mir, ihr Gehirn würde ständig alles »zerhacken«, und deshalb sei es unmöglich für sie, klar zu denken. Sie mußte sich dauernd Listen machen, um sich daran zu erinnern, was sie als nächstes zu tun hatte, weil sie manchmal »geistesabwesend« war, so daß sie völlig die Orientierung verloren hatte, wenn sie wieder »da« war. (Es mag hilfreich sein, sich das Alumina-Gehirn als einen kaputten Computer vorzustellen, der oft kurzfristig abstürzt. Wenn er dann wieder gestartet wird, ist das Programm verlorengegangen, und man muß danach suchen. Dieser Computer neigt auch zum »Zerhacken«, wobei er die Informationen durcheinanderwirbelt und als völligen Unsinn auf dem Bildschirm auftauchen läßt.)
    In vielen Fällen besteht die geistige Verwirrung von Alumina seit der Kindheit. Das Alumina-Kind hat Schwierigkeiten beim Lernen, besonders wenn es um Sprechen und Schreiben geht, und Alumina-Patientinnen berichten oft, andere hätten sie als sehr unklar und verträumt wirkendes Kind geschildert. Diese scheinbare Verträumtheit ist in Wirklichkeit jedoch Verwirrung. Das wird offensichlicher, wenn Alumina als junges Mädchen ihr Elternhaus verläßtund versucht, sich in der Welt der Erwachsenen zurechtzufinden. Dann beginnt sie, sich überfordert zu fühlen, kann keine Entscheidungen treffen und nicht für sich selbst sorgen. Daraus entstehen Ängste, die ihr Selbstvertrauen schwächen und dazu führen, daß sie noch weniger in der Lage ist, klar zu denken.
    Ein charakteristisches Ergebnis der Verwirrung von Alumina ist ihre Unentschlossenheit. Die meisten Alumina-Patientinnen klagen darüber, und für viele ist es ein größeres Problem. Eine Patientin, eine junge Frau in den Zwanzigern, die mich wegen ihrer Ängstlichkeit und Verwirrung aufsuchte, sagte, sie liege nachts stundenlang wach, um zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden, und sie habe dabei entsetzliche Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Dabei waren die Entscheidungen nicht unbedingt von großer Tragweite. Oft ging es um Kleinigkeiten, bei denen jede der anstehenden Alternativen in Ordnung gewesen wäre, beispielsweise bei der Frage, was sie am nächsten Tag zum Abendessen kochen sollte. Nach einer Dosis Alumina 10M war sie sichtbar besser »beisammen«, und sie lächelte dankbar, als sie berichtete, daß sie nachts nicht mehr wach lag, um sich den Kopf über belanglose Entscheidungen zu zerbrechen.
    Die Furcht, eine falsche Entscheidung zu treffen, ist die natürliche Konsequenz der Verwirrung, die Alumina empfindet. Sie hat wirklich Angst, daß ihr Leben im Chaos versinkt, wenn sie nicht klar denken kann, eine Sorge, die keineswegs unbegründet ist. Sehr oft wird sich Alumina stark auf einen Elternteil oder einen Partner verlassen, der für sie die Entscheidungen trifft. Dabei
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