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Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Titel: Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch
Autoren: Antje Szillat
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Hintertür und stieg ein. Sie ließ sich in den Sitz sinken und atmete tief durch.
    „Wir müssen reden. Ich muss euch alles erzählen“, sagte sie.
    „Das ist gut“, sagte ihr Dad einfach nur und fuhr los.
    Während er das Auto scheinbar hoch konzentriert durch den Großstadtverkehr lenkte, schwieg er beharrlich. Auch Conni sagte kein Wort. Sie schien tief in ihren Gedanken versunken zu sein.
    Aber Mathilda war dankbar für die Stille, die im Inneren des Wagens herrschte. Sie musste selbst erst ihre Gedanken ordnen, bevor sie in der Lage war, ihren Eltern von den letzten Wochen und Monaten zu erzählen.
    Schließlich war es Conni, die das Schweigen beendete.
    „Wo willst du eigentlich hin?“, fragte sie ihren Mann, nachdem er seinen Wagen quer durch Hannover gesteuert hatte und auf einem kleinen Parkplatz direkt neben dem Fußballstadion anhielt.
    „Ich dachte, wir machen einen Spaziergang um den Maschsee herum. So wie früher, als …“ Er stockte. Bemerkte wohl an Connis Gesichtsausdruck, dass Geschichten
von früher
bei ihr momentan nicht wirklich gut ankamen.
    Doch Mathilda gefiel die Idee.
    „Ja, frische Luft kann ich jetzt gut gebrauchen. Aber ob ich es einmal ganz herum schaffe, das weiß ich nicht.“ Sie versuchte ein Lächeln, das ihr allerdings zu einer schiefen Grimasse verunglückte.
    „Brauchen wir ja gar nicht. Nur ein paar Meter. Und dann essen wir irgendwo eine Kleinigkeit, wenn ihr Lust habt, ja?“, beeilte sich Mathildas Dad zu versichern.
    Conni zögerte einen kurzen Augenblick. Doch dann hob sie die Schultern und sagte leise: „Wenn ihr das für eine gute Idee haltet“, öffnete die Autotür und stieg aus.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Mathilda in der Lage war, das, was ihr durch den Kopf schwirrte, in Worten auszudrücken. Doch nachdem ihr die ersten kurzen Sätze über die Lippen gegangen waren, sprudelte es nur so aus ihr heraus.
    „Ich mag eigentlich keinen Alkohol. Wenn ich ehrlich bin, finde ich das Zeug absolut widerlich.“
    Und dann berichtete sie ihren Eltern von den letzten Monaten. Davon, wie sehr sie unter der Trennung ihrer Eltern gelitten hatte und noch immer litt. Und wie schlimm es für sie war, Conni so am Boden – so zerstört und hoffnungslos zu sehen. Ihre starke Mom, die immer alles geregelt hatte und nun nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Ein kleines, ständig betrunkenes Häufchen Elend.
    Und dass ihr Dad nur noch Augen für seine Julia und sein neues Leben hatte. Wie sehr sie das verletzte, dass er seine Familie einfach im Stich gelassen hatte. Dann der Umzug. Weg von den alten Freunden und der vertrauten Schule. Alles neu und fremd. Bis sie dann schließlich Tom kennengelernt und plötzlich alles wieder einen Sinn bekommen hatte.
    Wie sehr sie sich in ihn verliebt hatte und gehofft hatte, dass es immer so bleiben würde. Tom und sie auf Wolke sieben. So war alles erträglicher gewesen. Doch dann hatte er Schluss gemacht.
    „Ich war so verzweifelt. So verletzt. Es hat so unglaublich wehgetan. Und dann wollte ich einfach nur, dass es aufhört.“ Sie stockte, wischte sich die Tränen von den Wangen, die ihr übers Gesicht liefen.
    Conni räusperte sich. Auch sie weinte. „Es tut mir so leid, Mathilda. Ich habe das wirklich nicht geahnt. Ich habe nicht gewusst, wie sehr du unter meinem Kummer gelitten hast … ich … ich erkenne mich ja selbst nicht mehr …“ Sie konnte nicht mehr weiterreden. Schluchzte nur noch hemmungslos und wurde schließlich von ihrem Mann tröstend in den Arm genommen. Mathilda rückte nah an ihre Eltern heran. Sie legte ihre Arme um sie herum und fühlte sich für einen kleinen Augenblick einfach nur glücklich. Glücklich und voller Hoffnung.
    „Ich … ich habe mich euch gegenüber wohl nicht gerade fair verhalten“, stammelte Mathildas Dad. „Es … es tut mir wirklich leid. Das müsst ihr mir glauben.“ Er räusperte sich geräuschvoll, bevor er mit gefestigter Stimme fortfuhr. „Ich bin immer noch dein Dad, Mathilda. Und ich werde immer für dich da sein, genauso, wie wir auch immer eine Familie bleiben werden. Auch wenn wir nicht mehr zusammenleben. Ich werde mich in Zukunft bemühen, das nicht wieder zu vergessen. Das verspreche ich euch.“
    Conni löste sich aus der Umarmung. Sie trat einen Schritt zurück, schaute ihrem Mann direkt in die Augen und sagte leise: „Dann hilf mir bitte. Ich habe ein Alkoholproblem. Ich habe mein Leben nicht mehr im Griff. Und daran wäre unsere Tochter fast zerbrochen
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