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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond
Autoren: Glenn Meade
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zu töten? Zwar hatte Kelso ihre Familie zerstört, und in Jennifer brannte der Wunsch nach Rache, doch wenn sie Kelso tötete, würde sie sich mit ihm auf eine Stufe stellen.
    Aber war sie überhaupt schnell genug?
    Kelso würde sofort Verdacht schöpfen, sobald er den blutüberströmten Blonden auf dem Boden liegen sah.
    Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Tür wurde geöffnet.
    Kelso trat ein. Jennifer starrte auf seinen Hinterkopf. Ihr blieb nur der Bruchteil einer Sekunde. Sie zielte auf Kelsos Nacken.
    Der erste Schuss muss sitzen!
    Sie schloss die Augen und drückte ab. Der Rückstoß riss ihre Hand nach oben.
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    Jennifer hatte das Gefühl, als würden die nächsten Szenen sich in Zeitlupe abspielen. Die Schussdetonation verebbte. Sie riss die Augen auf.
    Kelso taumelte, prallte auf die Arbeitsplatte und sank zu Boden. Er presste eine Hand auf seinen Nacken. Zwischen den Fingern sickerte Blut hervor. Ohne nachzudenken, feuerte Jennifer einen zweiten Schuss ab.
    Diesmal traf sie Kelsos Hand. Die Kugel durchdrang ein Gelenk und riss Kelso beinahe einen Finger ab.
    Er schrie laut auf und kroch wütend auf die Küchentür zu. Vermutlich hatte er nur einen Streifschuss abbekommen. Jennifer zielte auf seinen Oberkörper. Der Schuss ging weit daneben. Kelso rappelte sich auf und trat rückwärts durch die offene Tür zur Küche. Keine Sekunde später hob er seine Waffe und feuerte vier schnelle Schüsse ab. Die Kugeln schlugen in die Wand über Jennifers Kopf.
    »Du Miststück!«, brüllte Kelso und drückte erneut ab.
    »Du verdammtes Miststück!«
    Jennifer suchte verzweifelt Deckung. Eine Kugel streifte ihren Arm. Brennender Schmerz schoss durch ihren Körper. Sie stieß einen schrillen Schrei aus. Die Waffe glitt ihr aus der Hand. Es war zu gefährlich, sie aufzuheben. Sie musste fliehen, bevor eine Kugel die Tür zur Vorratskammer durchschlug und Bobby tötete, denn Kelso feuerte blindwütig um sich. Eine Kugel surrte über Jennifers Kopf hinweg, als sie in die Diele und zur Haustür rannte.
    Es gab kein Zurück mehr. Sie musste sich genau an Marks Plan halten: Lauf zum Haus meiner Eltern, und verständige den Notruf. Und es könnte sein, dass im Schreibtisch eine Waffe liegt.
    Der Gedanke an ihren Bruder schnürte Jennifer die Kehle zu. Der Schusswechsel musste Bobby höllisch erschreckt haben. Jennifer wusste nicht, ob er die Nerven hatte, in seinem Versteck auszuharren. Sie hatte das Gefühl, ihren Bruder im Stich zu lassen.
    Lieber Gott, beschütze Bobby. Er darf nicht sterben.
    Jennifer rannte hinaus in den strömenden Regen und eilte über den Rasen. Mitten auf der Straße blickte sie sich keuchend um. Kelso taumelte durch die Haustür ins Freie, eine Hand in den Nacken gepresst. Den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke.
    Kelso mobilisierte alle Kräfte und setzte die Verfolgung fort.

    Die Nachtschicht raubte Danny Flynn den letzten Nerv. Seit Lou Garuda ihn gebeten hatte, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den March-Jungen zu finden, war an einen verfrühten Feierabend nicht mehr zu denken.
    Flynn hatte eine Fahndung herausgegeben. Sämtliche Streifenwagen, die im Dienst waren, erhielten Anweisung, auf einen dunkelblauen Buick mit zwei Männern und dem entführten siebzehnjährigen Bobby March zu achten. Doch Flynn gab sich keinen großen Hoffnungen hin, bis er zehn Minuten später einen dringenden Anruf von einem Sergeant erhielt.
    »Danny? Wir haben da was, das dich interessieren könnte. Gerade hat eine Frau die Notrufzentrale angerufen. Ihr Name war Jennifer March. Sie sagte, dass sie und ihr Bruder in Lebensgefahr schweben. Als ich den Namen March hörte, dachte ich, ich ruf dich an…«
    Flynn machte sich Notizen. »Was hat sie noch gesagt?«
    »Nichts. Anschließend war die Leitung tot.«
    »Wiederhol nochmal, was genau die Frau gesagt hat.«
    Zwanzig Sekunden später legte Flynn auf und rief Garuda an. »Lou, hier Danny. Wo steckst du?«
    »Ich fahr immer noch durch Long Island und such den verdammten Buick. Was soll ich sonst tun?«
    »Hör zu. Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Vor ein paar Minuten haben wir von einer Frau über Handy einen panischen Notruf erhalten. Ihr Name war Jennifer March. Sie sagte, sie und ihr Bruder würden in Lebensgefahr schweben. Dann war die Leitung tot.«
    Garuda fuhr an den Straßenrand und hielt. »Wo ist sie, Lou?«
    »Das wissen wir nicht. Der Handy-Provider konnte den Anruf nicht zurückverfolgen. Das Gespräch war zu kurz.
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