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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond
Autoren: Glenn Meade
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du dich nicht bewegst.«
    Bobby nickte.
    »Mach die Augen zu. Denk an früher, als wir hier im Haus Verstecken gespielt haben. Erinnerst du dich?«
    Bobby nickte und kniff die Augen zusammen.
    »Ich mach jetzt die Tür zu, Bobby. Hab keine Angst.«
    Als Jennifer die Tür hinter sich schloss, fiel ihr etwas ein. Wenn der blonde Killer ein Handy bei sich hatte, könnte sie den Notruf verständigen. Hastig durchsuchte sie seine Taschen und zog erleichtert das Handy hervor.
    Sie schaltete es ein, wartete ungeduldig, bis das Display leuchtete, und wählte die Nummer des Notrufs. Eine Frauenstimme meldete sich. »Notrufzentrale.«
    »Bitte!«, rief Jennifer. »Mein Name ist March, Jennifer March. Helfen Sie uns. Sie werden mich und meinen Bruder töten…«
    Mitten im Satz hörte sie Schritte vor der Tür und ließ das Handy auf die Küchenfliesen fallen, wobei die Batterie herausfiel.
    O Gott.
    Kelso kam zurück. Sie musste noch in dieser Sekunde die Flucht antreten.
    Der Türgriff bewegte sich.
    Es war zu spät.
    90
    »Es ist zu gefährlich, Staves.« Mark band die Nylonschnur um seine Taille, nachdem er das andere Ende an eine Sprosse der Stegleiter geknotet hatte. Die Zeitspanne zwischen den einzelnen Wellen betrug knapp sieben Sekunden. Der Steg knarrte und ächzte unter dem Ansturm der Wassermassen. Mark hatte große Zweifel am Gelingen der Operation. Bei diesem Orkan würde er es kaum schaffen, die Leiter hinunterzuklettern. ohne gegen den Steg geschleudert oder von den Wellen mitgerissen zu werden.
    Staves richtete die Waffe auf ihn und reichte ihm die Taschenlampe. »Pech für Sie. Steigen Sie die Treppe runter, und sehen Sie unter dem Steg nach.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt .«
    »Halten Sie das Maul und tun Sie, was ich Ihnen sage! Los jetzt!«
    Mark schob das Handgelenk durch die Schlaufe und packte die Taschenlampe. Er schaltete das Licht ein. wartete die nächste Welle ab und begann den gefährlichen Abstieg. Die stürmische See sah Furcht erregend und bedrohlich aus. »Das ist der helle Wahnsinn«, brüllte er.
    »Beeilung!«, rief Staves. In dem tosenden Lärm konnte man kaum sein eigenes Wort verstehen.
    Mark klammerte sich an die sechste Sprosse, als eine hohe Welle den Steg überflutete und ihn von einer Seite auf die andere warf. Er rutschte ab, ergriff das Seil und schaffte es mit Müh und Not, sich daran zurück zur Leiter zu ziehen.
    Dann stieg er die nächsten vier Stufen hinunter. Er war nass bis auf die Knochen. Wieder schlug eine Welle über seinem Kopf zusammen. Er klammerte sich mit aller Kraft an der Leiter fest. Als die Welle verebbte, konnte er einen Blick unter den Steg werfen. Selbst im Licht der Taschenlampe war es schwierig, in der aufgewühlten See etwas zu erkennen. Die dunklen Wogen versperrten ihm die Sicht. Nach ein paar Sekunden hatten seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt. Der Lichtstrahl der Taschenlampe glitt über die Balken unter dem Steg.
    Nichts.
    Die nächste Welle schleuderte ihn gegen die Leiter. Mark klammerte sich verzweifelt ans Seil. Nachdem die Welle verebbt war, erblickte er im Licht der Taschenlampe einen dunklen Gegenstand. Er starrte auf den schwarzen Plastikbeutel, der an einem Querbalken befestigt war.
    Mark kletterte die Leiter hinauf und zog sich auf den Steg. Das Salzwasser kratzte in seiner Kehle. Er fröstelte und musste husten.
    »Und?«, rief Staves.
    »Ich hab was gesehen. An einem Balken hängt ein schwarzer Plastikbeutel.«
    Staves rief aufgeregt: »Warum haben Sie das verdammte Ding nicht mitgebracht?«
    »Das ging nicht. Der Beutel ist an einem Querbalken festgebunden. Ich muss ihn abschneiden und brauche ein Messer .«
    Von Staves’ Gesicht tropfte der Regen. Er zog ein Schweizer Taschenmesser aus der Tasche und klappte eine Klinge heraus. Seine Augen funkelten wachsam, als er Mark das Messer reichte, wobei er ihm die Pistole an den Kopf hielt. »Ich warne Sie, Ryan. Wenn Sie sich für besonders schlau halten, knall ich Sie ab. Und jetzt holen Sie den Beutel.«

    Jennifer umklammerte die Pistole mit zitternden Händen und versteckte sich hinter der Küchentür. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Die Klinke wurde heruntergedrückt. Es war zu spät, zu Marks Elternhaus zu rennen, um von dort zu telefonieren. Ihr Peiniger kehrte zurück. Jennifer atmete tief ein.
    Sie musste Kelso beseitigen. Ihr blieb keine andere Wahl.
    Doch schon der bloße Gedanke versetzte sie in Angst und Schrecken. Brachte sie es über sich, einen Menschen absichtlich
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