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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond
Autoren: Glenn Meade
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Porsche stieg, fiel ihm etwas ein: Er konnte Mark gar nicht erreichen, weil sein Kollege ihm seine Handynummer nicht gegeben hatte.
    Mist!
    Garuda trat wütend aufs Gaspedal und jagte mit kreischenden Reifen durch das Tor auf die Hauptstraße. Er bog rechts ab und ordnete sich in den Verkehr der Einbahnstraße ein. Schweißtropfen liefen ihm über die Stirn, als er in Richtung Osten fuhr und fluchend nach dem dunkelblauen Buick Ausschau hielt. Nachdem er etwa zehn Minuten mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt gerast war, entdeckte er den Buick mit einem blonden Mann am Steuer. Sein Komplize mit dem Schnurrbart und Bobby saßen auf der Rückbank.
    Was soll ich jetzt tun?
    Garuda fuhr ungefähr einen Kilometer schräg versetzt hinter dem Buick her. Leider war das Nummernschild völlig verdreckt und nicht zu entziffern. Er beschloss, die Polizei später anzurufen. Zuerst musste er wissen, wohin die beiden Hurensöhne in dem Buick fuhren und mit wem er es zu tun hatte. Eins jedenfalls stand fest: Es kam einem Akt der Verzweiflung gleich, am helllichten Tag einen Jungen im Rollstuhl zu entführen.
    Ich wette, die Russenmafia hat ihre Finger im Spiel.
    Es regnete in Strömen. Stürmischer Wind jagte durch die Straßen. Garuda ließ dem Buick einen Vorsprung von hundert Metern. Es war ein gutes Gefühl, einen Porsche unter dem Hintern zu haben und sich in der Gewissheit zu wiegen, fast jeden anderen Wagen einholen zu können.
    Garuda erfreute sich an diesem Gedanken, bis der Buick auf der Reardon Avenue über eine Kreuzung fuhr. Den Bruchteil einer Sekunde später sprang die Ampel auf Rot um. Garuda trat das Gaspedal voll durch, doch es war zu spät. Die Ampel auf der Querstraße schaltete auf Grün, und ein Lieferwagen nahm Garuda sekundenlang die Sicht. Er fluchte wild, bremste in letzter Sekunde und verhinderte knapp den Zusammenstoß mit dem Van. Der Fahrer drückte auf die Hupe. Garuda hob den Mittelfinger.
    Er wartete schweißgebadet und mit knirschenden Zähnen, bis der Verkehr auf der Querstraße halten musste und die Ampel vor ihm auf Grün schaltete. Dann jagte er über die nasse, leere Straße.
    Doch er hatte den Buick längst aus den Augen verloren.
    85
    Jennifer wartete auf Bobbys Antwort. »Bist du ganz sicher, Bobby?«
    Der Junge nickte.
    »Wo ist die Kassette?«, fragte Mark ungeduldig.
    »Eine Woche, bevor unser Vater verschwand, wurde Bobby von einem Geräusch geweckt. Der Morgen dämmerte gerade erst. Bobby schaute aus dem Fenster und sah unseren Vater, der am Wasser auf und ab ging.«
    »Und?«
    »Er hatte eine graue Metallkassette in der Hand.«
    »Irrst du dich auch nicht, Bobby?«, fragte Mark.
    Bobby schüttelte den Kopf.
    »Weiter.«
    »Unser Vater schien mit sich zu kämpfen, als wäre er unschlüssig, ob er die Kassette verstecken oder wegwerfen sollte.«
    Mark hob die Augenbrauen. »Und was hat er getan?«
    »Vater ging ins Bootshaus und kam mit einem schwarzen Plastikbeutel wieder heraus. Er war mit einem blauen Nylonband zugebunden und sah schwer aus, als steckte die Kassette in dem Beutel. Dann kletterte er die Leiter zum Wasser hinunter und verschwand aus Bobbys Blickfeld. Nach ein paar Minuten tauchte er ohne den schwarzen Plastikbeutel wieder auf.«
    »Hat er den Beutel ins Wasser geworfen?«
    »Das weiß Bobby nicht.«
    »Wirklich nicht, Bobby?«
    Bobby schüttelte den Kopf. Mark war enttäuscht.
    »Wenn dein Vater die Kassette ins Wasser werfen wollte, hätte er die Leiter nicht hinuntersteigen müssen. Er hätte sie gleich vom Steg aus ins Wasser werfen können.«
    Jennifer dachte darüber nach. »Ich weiß nicht. Vielleicht befürchtete er, jemand könnte etwas hören. Vielleicht war das Motorboot unten an der Leiter festgemacht, und er wollte den Plastikbeutel draußen in der Bucht ins Wasser werfen.«
    »Und? War das Boot an der Leiter festgemacht?«
    »Das hat Bobby nicht gesehen. Aber es ist gut möglich, weil Dad oft früh am Morgen zum Angeln aufs Meer fuhr. Bobby hat sich dann wieder ins Bett gelegt, weil ihn die Sache nicht weiter interessierte. Und später hat er Vater nie danach gefragt.«
    »Ich glaube kaum, dass dein Vater die Kassette ins Meer geworfen hätte, wenn die Diskette darin war«, sagte Mark. »Die Disc war zu wichtig. Er wird sie hier irgendwo versteckt haben. Die Frage ist nur, wo?«
    Jennifer spähte aus dem Fenster. Staves lief ruhelos auf und ab. Nachdem er sich dem Steg ein paar Meter genähert hatte, kehrte er wieder um. Jennifer blickte auf das
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