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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon
Autoren: Andreas Wilhelm
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unkanalisiert an die Öffentlichkeit gelangen. Es gibt dafür nicht nur soziologische sondern auch politische Gründe. Das muss Ihnen als Aussage leider reichen.«
    »Also gut, die Mappen bekommen wir mit auf den Heimweg, richtig?« Patrick wirkte plötzlich ungeduldig, als habe er das Für und Wider des Angebotes bereits abgewogen.
    »Richtig.«
    »Um es abzukürzen: Es nützt nichts, Ihnen weitere Fragen zu stellen, was?«
    »Alles Weitere müssen Sie den Unterlagen entnehmen. Oder haben Sie noch Fragen, Herr Professor Lavell?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, es sei denn, Sie könnten über die Art der Technologie, von der Sie sprechen, spezifischer werden.«
    »Das kann ich leider nicht. Nicht nur, weil es geheim wäre, sondern schon allein deswegen, weil wir nicht in der Lage waren, sie zu untersuchen.« Sie stand auf und überreichte den Männern die Mappen. »Ich hoffe, dass ich Sie beide an Bord begrüßen darf. Denken Sie an die Frist von drei Tagen.«
    Sie nahmen die Mappen entgegen. Auf dem Deckel prangte eine schwarze Aufschrift: Projekt: Babylon.

Kapitel 5

    29. April, Béziers-Agde-Vias-Flughafen, Béziers

    Eine Schar von aufgeregten, sommerlich gekleideten Touristen flutete in die Halle des Flughafens. Sie hatten während des Anfluges bereits die Landschaft bewundert, die Wälder und Flüsse, die hügeligen Plantagen und Weinberge und den wolkenlosen Himmel. Sie hatten versucht, das Meer zu erspähen, und jeder schwelgte in einer von Urlaubskatalogen und kitschigen Postkarten genährten Vorfreude auf das Mittelmeer, Käse, Rotwein und hoffentlich Satellitenempfang im Hotelzimmer.
    Peter Lavell trug einen Anzug. Die Anweisungen für seine Anreise waren deutlich und strikt gewesen. Mit seinem Koffer stand er im großzügigen, zentralen Patio des Flughafens und sah sich suchend um. Er machte sich noch immer Gedanken, ob er das Richtige tat. Niemand an der Universität und am Museum wusste, wo er war. Er hatte sich für »mindestens zwei Monate« abgemeldet, jeder musste sich fragen, ob er sich auf eine Weltreise begeben würde oder ob er plane, auszuwandern. Dem Geld, das ihm die UN bot, hatte er es zu verdanken, dass er trotz einer solchen Auszeit nach Projektende tatsächlich eine Weltreise unternehmen könnte, wahrscheinlich sogar mehrere. Aber es war in der Tat nicht das Geld, sondern der Gegenstand der Untersuchung, der ihn reizte, wie Elaine de Rosney bereits vermutet hatte. Er konnte sich kaum vorstellen, was für eine Entdeckung so mysteriös sein könnte und eine derartige Verschwiegenheit verlangte. Aber ein Funke war in ihm entflammt worden, eine fast jugendliche Neugierde, der er schließlich nachgegeben hatte. In den letzten Jahren hatte er sich der Arbeit am Schreibtisch gewidmet, hatte jene ungelösten Rätsel und Puzzleteile aufgegriffen, die andere aufgeworfen und ad acta gelegt hatten. Er hatte sie untersucht, gewendet und erfolgreich kombiniert. Aller unqualifizierten Kritik, die ihm hierzu entgegenschlug, konnte er gelassen entgegensehen. Doch es nagte an ihm, dass all seine Erkenntnisse nie auf seinen originären Entdeckungen basierten, und er sich dadurch stets unnötig angreifbar machte durch die Neider, denen er die Show stahl. Als Theoretiker im fortgeschrittenen Alter bekam man nicht oft die Chance, selbst ins Feld zu gehen und etwas Neues zu entdecken. Er wollte sich nicht länger dem Vorwurf ausgesetzt sehen, dass er mit seiner Arbeit lediglich Nutznießer fremder Vorarbeiten war. Dies war vielleicht seine letzte Möglichkeit, einen neuen Pfad zu beschreiten. Bücher konnten warten, und die Scherbenhaufen der kulturhistorischen Forschungen anderer Leute konnte er auch mit achtzig noch bearbeiten.
    Er entdeckte einen förmlich gekleideten Mann, der ein Schild mit der Aufschrift »Prof. Peter Lavell, UN Genève« demonstrativ vor sich hielt. Neben ihm stand, rauchend und ebenfalls in einen Anzug gekleidet, der französische Ingenieur Patrick Nevreux. Er hatte den Job also auch angenommen. Peter ging auf die beiden zu und begrüßte sie.
    »Hallo Peter, ich darf Sie jetzt doch Peter nennen, wo wir beide ›an Bord‹ sind, oder?« Patrick betonte »an Bord« so überspitzt, dass er sich offenkundig über ihre Auftraggeberin lustig machte.
    Peter musste lächeln. »Kein Problem, Patrick. Wir werden ja wohl eine Weile miteinander auskommen müssen, nicht wahr?«
    »Das wird uns in dieser Gegend nicht schwer fallen, glauben Sie mir! Wissen Sie, was das ist?« Patrick zog ein
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