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Prisma

Prisma

Titel: Prisma
Autoren: Alan Dean Foster
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viel klüger ist als jeder andere. Vor allem wenn man dazu neigt, wie es bei Evan der Fall war, die meiste Zeit über sich selbst und die eigenen Erfolge zu sprechen.
    Das Mädchen schien jedoch bereit zu sein, sich zu ihm zu setzen und den Geschichten seiner bewunderungswürdigen Taten zu lauschen. Sie hieß Mylith.
    »Demnach reisen Sie den weiten Weg bis nach Repler?«
    Er lachte. »Niemand reist so weit.«
    »Dieses Schiff schon.«
    »Nur ein Teil der Fracht.«
    »Oh, daran hatte ich gar nicht gedacht.« In einer Hand hielt sie ein halbes Dutzend Glasröhrchen. Sie waren miteinander verschmolzen. Jedes hatte eine andere Farbe, und jedes enthielt einen anderen Likör. Sie trank aus dem einen Röhrchen und kostete dann von einem anderen, während sie redete.
    Ihre Kleidung wurde nie weniger als milchig durchscheinend; niemals vollständig durchsichtig. Das Ratespiel, das somit seinen Augen aufgezwungen wurde, war immer noch reizvoll.
    »Wo steigen Sie aus?«
    »Inter-Kansastan. Genetik-Konferenz.«
    Sie verzog das Gesicht. »Das klingt langweilig.«
    »Das wird es wahrscheinlich sein. Aber wir haben das nicht zu entscheiden. Wir tun nur, was die Firma uns aufträgt.«
    »Das denke ich mir. Ich bin nicht ganz so enthusiastisch.« Sie legte ihm eine Hand aufs Knie. »Wo waren Sie sonst noch? Sie sagten, dies sei ihre dritte Reise.«
    Er erzählte ihr von der Konferenz auf der Erde und dem Urlaub auf Neu-Riviera, und sie fragte ihn nicht mehr nach seinem Zielort, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich immer noch unbehaglich. Dazu bestand keine Veranlassung. Er war lediglich nervös. Einen Mitreisenden nach seinem Ziel zu fragen, war ein völlig normaler Bestandteil einer Unterhaltung an Bord eines Schiffs.
    Am Ende kehrten sie zum Phänomen ihrer einzigartigen Kleidung zurück. Mit einer Raffinesse, die ihrem Alter nicht entsprach und die er andeutungsweise als unangenehm empfand, meinte sie, wenn er die Sachen so interessant finde, wolle er vielleicht auch den Rest ihrer Garderobe bewundern. Er dachte über diese Einladung lange und eingehend nach, ehe er antwortete, er sei wirklich müde und habe noch eine Menge zu lesen, bevor er sich zur Ruhe begebe. Wenn sie enttäuscht war, so zeigte sie es nicht, aber sie machte sich auch nicht mehr an ihn heran. Während der nächsten Tage sah er sie von Zeit zu Zeit mit anderen Passagieren und gelegentlich sogar mit Mannschaftsmitgliedern sprechen. Er fragte sich, ob sie irgendwelche erfolgreichen Kontakte geknüpft hatte, seit er sie hatte abblitzen lassen.
    Als sie schließlich in ein Intersystem-Shuttle umstieg, war er wütend auf sich selbst, eine so gut wie einmalige Gelegenheit versäumt zu haben. Er war schon immer übervorsichtig gewesen. Sein Verstand versicherte ihm, dass er genau das Richtige getan hatte. Dies war nicht der Zeitpunkt für Ablenkung von außerhalb. Geheimhaltung und Unauffälligkeit um jeden Preis waren gefragt. Aber sein übriger Körper war ziemlich ungehalten über die Entscheidung.
    Das große Schiff flog weiter durch den Überraum und folgte einem Kurs durch eine Region abstruser Mathematik, welche sich nur höher entwickelten Computern erschloss, wobei Passagiere und Mannschaft darauf vertrauten, dass sie am richtigen Ort, in Relation zum übrigen Universum, auftauchen würden, wenn sie wieder unter Lichtgeschwindigkeit und in den Normalraum zurückkehrten. Zwei weitere solcher Sprünge erleichterten das Schiff um alle seine Passagiere – bis auf einen einzigen.
    Ein letzter Sprung brachte sie in eine Umlaufbahn um eine namenlose Welt. Der Firmenangestellte, der zu Evan kam, während dieser seinen Fenster-Scanner benutzte, um die von Wolken verhüllte Welt unter sich zu betrachten, sah aus wie ein Zwerg, der in einer falschen Zeit lebte. Ein hochgewachsener Zwerg. Abgesehen von einigen braunen Strähnen war sein Haar schneeweiß. Er hatte einen sauber gestutzten Spitzbart und ging leicht vornübergebeugt, womit er seine märchenhafte Erscheinung noch unterstrich. Das ist ein unhöflicher Vergleich, ermahnte Evan sich. Es ist nichts Märchenhaftes an einem spinalen Defekt, den die moderne Medizin nicht beheben kann.
    Er sah aus, als stünde er in den Siebzigern, und seine Stimme klang kräftig und bestimmt. Ein Mann, der an das Erteilen von Befehlen gewöhnt war. Er war höflich zu Evan, aber nicht unterwürfig.
    »Sie sind also der, den man ausgesucht hat.«
    »Ja, mich hat man ausgesucht. Ist es Zeit aufzubrechen?«
    Der ältere Mann
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