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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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alles so plötzlich! Ich hatte mit dieser Frage nicht gerechnet. Aber ich liebe dich mit jeder Faser meines Seins, deshalb gehe ich selbstverständlich mit dir auf den Abschlussball und tanze auf jedes Lied mit dir, außer wenn Techno läuft, denn Techno ist doof.«
    (KUSS)

    So muss sich das anhören. Und wenn es auf dieser Welt auch nur ein Krümelchen Gerechtigkeit gibt, wird es sich auch so anhören.
    Nur WANN? Wann fragt er mich endlich? Er sitzt da drüben, und ein Blick genügt, um zu erkennen, dass er gerade eindeutig NICHT an den Abschlussball denkt. Er diskutiert mit Boris Pelkowski über die Gitarrenuntermalung für ihren neuesten Song, der »Steine werfende Jugendliche« heißt und eine scharfe Kritik an der aktuellen politischen Situation im Nahen Osten darstellt. Es tut mir ja sehr Leid, aber jemand, der sich Gedanken über Gitarrengriffe und den Nahen Osten macht, der wird ja wohl kaum daran denken, seine Freundin zu fragen, ob sie ihn auf den Abschlussball begleitet.
    Das hab ich davon, dass ich mich in ein Genie verliebt hab.
    Nicht dass Michael kein wunderbarer, fürsorglicher Freund wäre. Ich kenne eine Menge Mädchen (Tina zum Beispiel), die mich sehr darum beneiden, dass ich einen so coolen Freund hab, der mich in allen Lebenslagen nach Kräften unterstützt. Zum Beispiel sitzt Michael beim Mittagessen in der Cafeteria IMMER neben mir, JEDEN TAG, außer dienstags und donnerstags, wenn er sich mit der Computer-AG trifft. Aber selbst dann wirft er mir quer durch die Cafeteria vom Tisch der Computercracks aus sehnsüchtige Blicke zu.
    Ja, okay, vielleicht nicht sehnsüchtige , aber er lächelt mir manchmal zu, wenn er merkt, dass ich zu ihm rüberschaue und mir überlege, wem er ähnlicher sieht - Josh Hartnett oder Heath Ledger mit dunklen Haaren.
    Und okay, Michael ist auch kein Freund von Körperkontakt in der Öffentlichkeit (kein Wunder, wenn man bedenkt, dass mir auf Schritt und Tritt ein fast zwei Meter großer schwedischer Krav-Maga-Experte folgt), weshalb er mich in der Schule nie küsst oder Hand in Hand mit mir durch die Gänge läuft oder eine Hand in die Potasche meiner Latzhose schiebt, wenn wir die Straße entlangschlendern, oder sich eng an mich
schmiegt, wenn wir vor meinem Spind stehen, wie Josh es bei Lana macht...
    Aber das ist alles anders, wenn wir allein sind. Wenn wir allein sind … ja, dann …
    Na gut, ich geb’s zu. Wir sind noch nicht über Phase eins hinausgekommen. Außer vielleicht dieses eine Mal in den Ferien, als wir die Sozialsiedlung gebaut haben. Aber wahrscheinlich war das eher so eine Art Versehen. Der Hammer steckte im Latz von meiner Arbeitshose, und ich hatte keine Hand frei, um ihn Michael zu geben, weil ich doch gleichzeitig die Rigipsplatte festhalten musste, und als er ihn herauszog, ist er dabei ganz kurz mit der Hand an meinen Busen gekommen...
    Aber wir sind echt glücklich miteinander. Sogar mehr als glücklich. Wir sind ekstatisch vor Glück.
    WIESO HAT ER MICH DANN BITTESCHÖN NOCH NICHT ZUM ABSCHLUSSBALL EINGELADEN?????????????
    Verdammt! Lilly hat sich gerade zu mir rübergebeugt, um zu gucken, was ich die ganze Zeit schreibe, und hat den letzten Satz gelesen. Selbst schuld, wieso schreib ich auch mit Großbuchstaben? Sie hat bloß gestöhnt: »Och, nee, sag bloß nicht, du stresst dich deswegen immer noch.«
    Und als wäre das nicht schon peinlich genug, guckte Michael prompt hoch und fragte: »Weswegen stresst sie sich?« (!!!)
    Ich war mir sicher, dass Lilly alles verrät. Dass sie sagt: »Mia kriegt gleich einen Herzinfarkt, weil du sie noch immer nicht zum Abschlussball eingeladen hast.«
    Aber stattdessen sagte sie: »Mia muss einen Aufsatz über so Methaneiswürmer schreiben.«
    Und Michael sagte »Ach so« und konzentrierte sich wieder auf seine Akkorde.
    »Ach, du meinst diese Borstenwürmer, ja?«, mischte sich Boris sofort ein. »Die in Methanhydrat am Meeresboden leben? Von denen hab ich auch schon gehört. Angesichts der Verknappung fossiler Brennstoffe wird Methanhydrat immer interessanter.
Hochgerechnet dürften es an die 10 000 Milliarden Tonnen sein, die auf dem Grund der Weltmeere lagern. Man müsste jetzt nur herausbekommen, wie es abgebaut und als natürliche Energiequelle genutzt werden könnte.«
    Was zwar als Info für meinen Aufsatz superpraktisch ist, aber trotzdem nervt. Wieso weiß Boris solche Sachen überhaupt?
    Ich kapier nicht, wie Lilly es mit ihm aushält. Wirklich nicht.

Mittwoch, 30. April, Franz
    Zum Glück
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