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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Endl
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hastend überquerte und im fünften Strahl wieder verschwand.
    Eine Stimme, die Skaia wohlvertraut war, keifte den Eilenden hinterher: „Haltet sofort an! Wandelnde Bäume kann es nicht geben. Das widerspricht den Naturgesetzen. Und hier halten sich alle an die Regeln. Ist das klar? Hier herrscht das ‚Komitee gegen Lug und Trug’, und wir werden einschreiten gegen solcherlei Umtriebe. Kann vielleicht jemand mal die Bäume einfangen? Die kommen auf die Liste der zu behandelnden Irritationen. Wir dulden keine Unglaublichkeiten. Ich, Klirr, Gründer des Komitees, verlange, dass jemand sofort ...“
    Was er verlangte, interessierte die Solterraner, die sich verwirrt und ängstlich ansahen, von Satz zu Satz weniger. Wichtiger schien ihnen, herauszufinden, ob von den seltsamen Wesen, die sich überall tummelten, Gefahr ausging. Während sie das groteske Zwillingspaar, das Skaia als Zuschauer bei der „Vogelkomödie“ erlebt hatte, interessiert betrachteten, wichen sie vor den zwei Frauen mit den Geweihen unsicher zurück. Vor allem, als die beiden auf Papa zu liefen und ihn in einem misstönenden Duett drangsalierten: „Ola ― he, wo ist Ola abgeblieben?“ Die beiden zogen erst ab, als er ihnen versicherte, dass es der Sängerin gut gehe und sie mit einem Teil der Truppe im Wagenlager geblieben sei, um aufzuräumen.
    Papa selbst zog mit seinem quietschbunten Kleidungs-Ensemble sowieso die Blicke auf sich. Obwohl es den solterranischen Gepflogenheiten nicht entsprach, starrten die Leute richtiggehend. Er packte die günstige Gelegenheit am Schopf, für sein Theater zu werben. Angestachelt von den vielen, wenn auch zurückhaltenden Fragen, wo man denn solch ein verboten buntes Treiben begutachten könne, versprach er: „Na, hier, direkt hier vor eurer Nase. Am besten auf diesem Platz. Oder nicht? Der sieht ja sehr belebt aus. Oder noch besser: in diesem Palast da.“ Er wies auf die Burg, wo Klirr weitgehend unbeachtet, aber sehr dramatisch aus seinem Fenster predigte. „Scheint ja eine Art Schauspielhaus zu sein. Wir werden hier ein Gastspiel geben, wenn’s beliebt. Unsere Ausrufer geben dann alles bekannt. Und vergesst es nicht. Kommt alle!“
    Die Leute nickten und dankten für die Information.
    „Unglaublich, er scheint überhaupt nicht genutzt zu werden“, rief Papa, als er von Skaia und Aldoro in den Sonnensaal geführt wurde. Von diesem Moment an war für ihn klar, wo sein Theater spielen würde. Und wie viele leerstehende Räume das Gebäude hatte! Reichlich Platz für die Künstlergarderoben, den Kostümfundus, das Requisitenlager und die Kulissenmalerei. Sogar neue Mitarbeiter konnte man da leicht anheuern. Also: Wer sonst als ein erfahrener Prinzipal hätte Verwendung für solch ein Haus haben können?
     
    Nicht nur die Theatertruppe zog mit Sack und Pack in die Burg. Aldoro nahm gerne wieder einen Teil seiner Gemächer in Besitz. Einen anderen überließ er Mikolo und der Blaukappe. Der Kapellmeister wurde wunschgemäß auf einen Sockel im großen Treppenhaus gestellt, wo er ausgiebig bekunden konnte, wie sehr er sich über die vielen Leute freue, die täglich vorbeikamen. Dabei schien es ihm gleich, ob es die beiden Geweihfrauen waren, die ihn, gepäckbeladen, nach dem Gang fragten, in dem Ola Quartier bezogen hatte, oder Missjö Sufflee, der sich bei ihm beklagte, dass ihm sein ganzes Robold-Personal davon gelaufen sei.
    Da Skaia in ihren Zimmern ihre Sachen vorfand, entschied sie sich, endlich richtig einzuziehen. Sie musste ja nicht sofort alles umräumen. Nur den lädierten Umarm-O-Maten ließ sie von den Männern der Theatertruppe entsorgen. So war drinnen gleich mehr Platz für ihre Schätze. Mit dem Quagga-Schädel dekorierte sie das Teetischchen, das Mobile aus Trockenblumen befestigte sie mit einer Sicherheitsnadel am Himmelsstoff ihres Bettes, und für die Bilder gab es genügend Wände.
    „Wie entzückend sich der Grottenolm vor den Arabesken der Tapete macht“, urteilte Lallah. Sie ließ es sich nicht nehmen, Skaia weiterhin als Gesellschaftszofe zur Verfügung zu stehen. „Immerhin war das der letzte ordentliche Auftrag, der mir vom Guten Herrscher gegeben wurde“, entgegnete sie Skaia, als diese wortreich versuchte, Lallah klarzumachen, dass ihre ständige Anwesenheit gar nicht nötig sei. Von da an begleitete Lallah Skaia und Mikolo sogar auf den Erkundungsgängen, die sie durch das neue Reich unternahmen.
     
    Die Mauer um den Totgesagten Park war umgefallen. Wie eine
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