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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard
Autoren: Clockers
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ist Folgende: Weißt du, warum er Erroll
Barnes umgelegt hat?«
    Strike sah ihn verdutzt an.
    »Weil er dich beschützen wollte. Weil Erroll Barnes
hinter dir her war. Er hat es für dich getan. Ja, Rodney ist nicht blöd, er
macht sich die Hände nicht schmutzig. Er hat dir Erroll auf den Hals gehetzt,
und dieser arme Kerl funkt dazwischen, spielt David und Goliath, und jetzt ist
er ein zwölf Jahre alter Mörder.«
    Volltreffer: Der Junge bot ein Bild des Jammers.
    »Ich sag dir, Ronnie, du musst schon ein Teufelskerl
sein, wenn ich mir all die Leute ansehe, die in den Kahn gehen, um dich zu
schützen, weißt du? Dein Bruder, dieser Junge ... Aber weißt du was? Sie alle
sind deswegen drin, weil sie dich vor demselben Kerl schützen wollten, vor dem
Arsch da draußen, dem verdammten Rodney Little.«
    Strike drehte sich auf seinem Stuhl um und starrte so
konzentriert auf die Wände, als könnte er Rodney durch sie hindurch sehen.
    »Aber jetzt sitzen sie alle, und er ist immer noch da
draußen, und er ist immer noch hinter dir her. All deine Beschützer sind weg,
alle sind sie dran, er hat sie drangekriegt, und jetzt sind nur noch du und er
da, du und er ...«
    Rocco und Strike sahen sich eine ganze Weile an.
    »Aber einen Verbündeten hast du noch ...«
    Rocco sah, wie Strike langsam den Kopf senkte.
    »Also, ich könnte dir meine Waffe leihen, du könntest
zur Tür humpeln und anfangen zu schießen. Vielleicht hast du Glück und
erwischst ihn zuerst.«
    Strike schnitt eine ungeduldige Grimasse.
    »Oder wir könnten Folgendes tun.« Rocco beugte sich
vor, flüs terte, als könnte Rodney ihn hören. »Wir tun uns zusammen,
hier auf der Stelle, und wenn wir miteinander geredet haben, rufe ich an, hole
ein verdammtes Einsatzkommando her, und wenn er sich die Nase putzt, die Hände
in die Tasche steckt, irgendwas, wird es damit enden, dass sie die Stelle
trockenwischen, wo er zuletzt gestanden hat, okay? Also, was ich will, ist,
dass wir beide, du und ich, in Kürze aus dem Fenster sehen und zuschauen, wie
er in Handschellen abgeführt und in irgendeinen Bundesknast gesteckt wird, wo
sie ihm für den Rest seines Lebens die Mahlzeiten durch eine kleine Luke
hinschieben. Na, wie klingt das für dich?« Der Bursche nickte zögernd.
    »Ich sag
dir mal was, bei dieser >Ahab's<-Sache? Ganz egal, wer abgedrückt hat,
unter uns, wir wissen, wer der wahre Schütze war, richtig?«
    Strike
ließ ein dünnes Seufzen hören.
    »Sieh mal,
die Sache ist die, ich denke, du steckst bis über beide Ohren in dieser Sache,
ich denke, vielleicht warst du Rodney noch irgendwas Großes schuldig, und er
hat dich in das Ganze hineingezwungen, ich meine, ich glaube einfach nicht,
dass du groß die Wahl hattest. Und ich weiß, du hast es nicht für Geld getan.«
Rocco schloss schon mal das schwerste Motiv aus, Mord aus Geldgier; darauf
stand die Todesstrafe.
    »Ich
meine, so wie ich das grundsätzlich sehe, war einer von euch beiden dran, du
oder Darryl Adams, und ich denke, du hast dir gedacht: >He, ich hole
sowieso nur einen Dreck von Dealer von der Straße.< Und wahrscheinlich hast
du dir gedacht: >Wenn ich das mache,
und ich muss es machen, sonst bringt mich Rodney um, dann bin ich Rodney nichts
mehr schuldig. Ich bin frei. Jetzt kann ich weg von der ganzen Drogenszene,
geb's einfach auf, mach reinen Tisch und fang ein neues Leben an.<«
    Strike sah
immer noch unglücklich drein, aber Rocco machte sich darüber keine Gedanken.
Noch ein paar Minuten, dann würde der Junge glauben, dass er mit dem
Mord überhaupt nicht gegen das Gesetz verstoßen hatte.
    »Aber wenn
du mich fragst, ich glaube, Rodney hat seinen Teil der Abmachung nicht
eingehalten, er wollte dich nicht gehenlassen, und jetzt hatte er dich richtig in der
Hand, und er wollte, dass dich die ganze Last alleine trifft, sieht ihm ja auch
völlig ähnlich.«
    Strike
rührte sich nicht, sah nicht auf, und Rocco dachte: >Zeit zum Reden, was ist
los?<
    »Und dein
Bruder, er hört, in welchen Schwierigkeiten du steckst, er beschließt, dich zu
retten, er beschließt, dass er es auf sich nimmt, weil er glaubt, dass er damit
durchkommt. He, Ronnie, weißt du, was los ist? Du bist wie eine Million anderer
Kerle da draußen, du bist in den Straßen gefangen, bist Tag für Tag mit deinem
Überleben beschäftigt, kriegst nie auch nur eine beschissene Chance, und du
denkst, wenn du hier reinkommst und uns die ganze Geschichte erzählst, dann
glaubt dir das sowieso keiner.«
    Der
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