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PR2632-Die Nacht des Regenriesen

PR2632-Die Nacht des Regenriesen

Titel: PR2632-Die Nacht des Regenriesen
Autoren: Wim Vandemaan
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null sinkt, das heißt: die alten Stabilitätswerte erreicht.«
    Conant nickte langsam.
    Margaud sagte: »Es sieht so aus, als hätte der Beschuss doch eine Reaktion bewirkt – allerdings entgegen dem Pfeil der Zeit. Die Wirkung des Beschusses ist kontrakausal; sie zeigt ihren Höhepunkt relativ weit vor dem Einsatz der Paratronwerfer und nimmt dann zum Beschuss hin ab.«
    »Wie erklärst du dir das?«, fragte Conant.
    HUMPHREY antwortete: »Wahrscheinlich herrschen innerhalb der Fimbul-Kruste eigenkosmische Konstanten. Wir sollten sie erforschen, bevor wir weiter waffentechnisch vorgehen.«
    »Ja«, stimmte Margaud zu. »Möglicherweise sind wir tatsächlich in der Lage, die Fimbul-Kruste zu destabilisieren. Aber wir können den Effekt ihres eventuellen Zusammenbruchs nicht kalkulieren. Vielleicht führt ihre Sprengung zu einer viel größeren Katastrophe, als wir sie bislang erleben.«
    Conant sagte: »Vielleicht sollten wir die Hände ganz in den Schoß legen und alle Initiative den Auguren und den Spenta überlassen.«
    »Die Initiative? Die haben wir doch sowieso längst verloren«, warf Gahan Sipress ein.
    Conant ging zurück zum Kommandantensessel. Er rieb sich das Kinn. Im großen Panoramaholo der Zentrale sah er unzählige sanft grün leuchtende Punkte.
    Er wusste, dass es beinahe 12.000 sein mussten. Sie markierten den Standort der Einheiten ihrer Flotte.
    Ein Großteil der Flotte – 24.000 Schiffe – war auf Terra, Luna, der Venus, dem Mars, dem Jupiter und den besiedelten Trabanten des Systems gelandet oder umkreiste sie zusammen mit sämtlichen ausgeschleusten Beibooten in einem niedrigen Orbit. Ihre Maschinen erzeugten elektromagnetische Wellen – Wärme und Licht für die von der Sonne verlassenen Himmelskörper. Das Hunderttausend-Sonnen-Projekt, dachte Conant. Wer hatte dieses Unternehmen so getauft? Die Regierung? Journalisten? Das Ministerium für Stimmungsaufhellung und Optimismus?
    Der Solare Resident hatte in den letzten Tagen etliche Kunstsonnen, die bis dahin beim Mars oder beim Saturnmond Titan stationiert gewesen waren, zur Venus und zur Erde verschieben lassen. Diese beiden Hauptwelten des Systems verfügten nun über jeweils 75 Kunstsonnen. Viele weitere waren in Produktion.
    Anders als bei der Hundertsonnenwelt wurden die solaren Planeten nicht von einem Gürtel aus Kunstsonnen umgeben. Die Wissenschaftler hatten dazu geraten, die artefakten Strahlungsquellen zu Pulks zusammenzustellen. Der Pulk, der Terra mit Licht und Wärme versorgte, befand sich am Lagrangepunkt 1, etwa eineinhalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt in Richtung Sonne.
    Rein technisch wäre natürlich auch eine Kunstsonnen-Deponie an den anderen, erdnahen Lagrangepunkten machbar gewesen. Auch 60 Winkelgrade vor und nach Terra ergaben sich auf der Erdumlaufbahn Möglichkeiten einer stabilen Dreikörperkonfiguration aus Erde, Sonne und künstlichen Himmelskörpern.
    Aber nur Lagrangepunkt 1 garantierte eine – wenn auch minimale – Ähnlichkeit mit Sol: Der Pulk ging von der Erde aus gesehen an derselben Stelle im Osten auf, zog dieselbe Bahn wie die Sonne und ging wie sie im Westen unter.
    Womit das Licht des Pulks idealerweise die Erscheinung der eingekrusteten Sonne ausblendet.
    Conant hätte diesen Pulk gern einmal leibhaftig gesehen. Er kannte die Aufzeichnungen. Die Kunstsonneninstallateure hatten sich bemüht, den Pulk nicht nur zweckmäßig einzurichten. Er sah schön aus – beinahe wie ein Schneekristall aus schierem Licht. Wenn der neue Taghimmel auch nicht mehr himmelblau war, sondern in einem milderen Türkis schimmerte: Die unaufhörliche Nacht, die den Welten gedroht hatte, war verhindert worden. Die Kette der Fotosynthese an Land wie in den Meeren war nicht unterbrochen.
    Bulls und Ybarris Plan funktionierte.
    Bis hierhin jedenfalls, dachte Conant.
    Der Fimbul-Winter hatte zu einer merklichen Reduzierung der Durchschnittstemperatur geführt. Aber die neue Eiszeit war ausgeblieben. Raumschiffe als Heizkörper, dachte Conant. Als hätte man in prähistorischen Zeiten reihenweise Feststoffraketen gestartet, um die Umgebungstemperatur zu erhöhen.
    Wäre es nach Conant gegangen, wäre die Erde für eine Weile in den Winterschlaf geschickt worden. Die Biotechniker hätten schon einen Weg gefunden, die Biosphäre für einige Tage oder Wochen zu konservieren. Er hätte die Flotte in Marsch gesetzt, die Verantwortlichen für das ganze Desaster ausfindig gemacht und sie gezwungen, die Fimbul-Kruste
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