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PR2632-Die Nacht des Regenriesen

PR2632-Die Nacht des Regenriesen

Titel: PR2632-Die Nacht des Regenriesen
Autoren: Wim Vandemaan
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bist so wohlgefügt«, hatten sie ihn angesirrt. »So fugenlos schön, so mit dir selbst verschmolzen und ineins. Komm und teile unser Lager. Wir beißen dich nur wenig.«
    Ungeachtet ihrer Gesänge war er weitergegangen. Er war schließlich durch die Pforten der Astronautischen Idiome getreten, hinaus aus Chlonk an die Gestade der Nacht.
    Die Küstenlinie entlang standen die verlassenen Technothrone im Quarz, hoch aufgebaute Strukturen, in deren Konvertern immer noch Hyperkristalle gepresst und aktiviert wurden. Er konnte den hyperdimensionalen Pulsschlag der Materiewandler förmlich spüren.
    Leider spürte er auch etwas anderes: Die Fernsinne der Throne lauschten ins Leere. Hin und wieder strahlten sie einen Frageimpuls aus. Die Antwort blieb aus.
    War es denn möglich, dass er der Einzige war? Der Letzte, der sich aus Chlonk auf den Weg machte?
    Wo mochte sein Vater sein? Vage erinnerte er sich, dass sich sein Vater als Teil der Kyberarmada auf den Weg in den Sternenlimbus gemacht hatte, wo immer wieder ihre Einheiten auf die Streitkräfte des Metanats stießen.
    Ob die Datensporen seines Vaters die Auseinandersetzung mit dem Metanat überstanden hatten?
    Sein Kalkülorgan erwog die Wahrscheinlichkeit. Sie war körnig und zerrann.
    Er saß für eine Weile auf dem Thron seiner Dynastie und schaute hinaus. In der Ferne erhoben sich einige Inseln wie die Buckel von Taochäten, mächtige, kühn geschwungene Gebilde. Allerdings war ihm bewusst, dass die Inseln längst von Maschinenpilzen überwuchert sein mussten. Er konnte die Wolken aus Infosporen förmlich riechen, die aus den Maschinenpilzen herausgepumpt wurden. Der Gchefarische Passat blies frisch und schneekristallin, er würde die Sporen bis nach Beu Brch tragen, bis nach Utr'Chlancor vielleicht. Wenn es stimmte, dass die Schirme von Far Fchedrin Blankland durchlässig geworden waren, würden die Sporen eines Tages bis in die Brutkammern des Blanklandes sickern und sich einnisten in den Konzeptträumen der Organbaumeister.
    Wenn es nicht längst geschehen war.
    Falls die Organbaumeister noch lebten – oder was auch immer der korrekte Ausdruck für ihre Daseinsform sein mochte.
    Wann würde er seinen Vater sehen?
    Mitten im Technogewebe der Werft, dessen Wurzelwerk bis tief in den Abyss reichte und zugleich hinauf zur Sphäre der Industrie-Planetisemale, hing der unfertige Rumpf eines Sternenschiffes. Mechano-Pädagogisches Geziefer wuselte durch das Gestänge und Gestell, wisperte der eben entstehenden Intelligenz des Sternenschiffes erste Botschaften zu, Sinnsprüche, Artigkeiten und Zahlen. Er entdeckte den fast schon geschlossenen Stahlkorb im Inneren des Gebildes und in der oberen Region die Andeutung des Tresors.
    Wer würde sich eines Tages in diesen Tresor begeben und das Schiff zum Sternenleben erwecken?
    Seine Gedanken wurden fahrig, glitten von dem Rumpf des Schiffes ab, hin zu seinem Vater. Doch wie sein Vater verloren sich auch seine Gedanken bald in den grundlosen Weiten des Sternenraums. Er träumte, er befände sich dort oben, fern von Utro'ch.
    Unterwegs.
    Merkwürdig genau war dieser Traum. So genau, so gegenwärtig, dass allmählich die Gestade der Nacht und die Landschaft der leeren Throne um ihn verblassten. Der Gchefarische Passat hatte sich, wie es schien, gelegt.
    Alles war still.

Nichts Neues auf der Neptun-Bahn
     
    »Das ganze Sonnensystem steht vollkommen still«, sagte Gahan Sipress. »Wie es aussieht, strebt es weder einem der wenigen Sterne zu, die in der Anomalie stehen, noch bewegt es sich von ihnen fort.« Er schüttelte unwillig den Kopf.
    »Stillstand in Bezug auf die anderen Sterne und absoluter Stillstand sind grundverschiedene Dinge«, wandte Helia Margaud ein. »Sterne und ihre Systeme verlieren doch nicht einfach ihre kosmischen Geschwindigkeiten. Sol rotiert mit 237 Kilometern pro Sekunde um die Milchstraße.«
    »Rotierte«, verbesserte Sipress.
    »Das sind – oder waren – etwas über 850.000 Kilometer pro Stunde. Wo ist die ganze kinetische Energie hin? Ganz zu schweigen von der Eigengeschwindigkeit der Milchstraße, an der das Solsystem teilhat.«
    »Oder hatte. «
    »Wir müssten geradezu durch die Anomalie geschleudert werden.«
    Die Daten, die die Ortungsphalangen der CASABLANCA seit Tagen in der Höhe der Neptun-Bahn sammelten, lieferten keine zuverlässige Antwort.
    Sipress seufzte. »Uns fehlt einfach ein archimedischer Punkt. Irgendein externer Fixpunkt außerhalb des Systems der Anomalie.«
    Odo Conant
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