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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage
Autoren: Hubert Haensel
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die Mutantin schnellstmöglich wieder auf die Beine kam. Und bis dahin ...
    Er richtete sich auf, ließ den Blick durch die Zentrale gleiten.
    »Also, Leute, wir leben noch, und das ist eine ganz beachtliche Leistung. – Abgesehen davon, dass die Station blind und taub zu sein scheint, will ich wissen, was geschehen ist. Wenn wir schon nichts Handfestes vorzuweisen haben, lasst mich wenigstens eure Spekulationen hören!«
     
    *
     
    Mehrere Nagelraumer standen plötzlich nahe der Station. Verborgen in der Glut der Sonne, trieben sie der Station entgegen.
    Die Mosaikintelligenz wurde größer und kompakter.
    Genug wir, verstand Shanda Sarmotte die Überlegungen der Fremden, ohne dass ihr Eindringen in die Gedankenwelt der Spenta bemerkt wurde. Nicht mehr Scham und Zorn. Erfolg und Freude.
    Sie versuchte, mehr zu erfahren, denn sie spürte, dass der letzte Schritt unmittelbar bevorstand. Aber sie schaffte es nicht.
    Urplötzlich entstand Unruhe.
    Dann brach der Schmerz über sie herein, eine sengende, alles verbrennende Hitze. Irgendwie begriff die junge Frau noch, dass die Sonne explodiert sein musste. Oder die starken Schutzschirme der Forschungsstation waren zusammengebrochen.
    Wahrscheinlich beides.
    Sie verlor die Spenta, spürte nur noch die Nähe der Menschen in der AMATERASU, ihr Erschrecken, das sich gedankenschnell zur Panik auswuchs. Selbst die Luft brannte plötzlich in flüssigem Feuer.
    Shanda schrie dagegen an.
    Die Sonnenglut erstickte sie, fraß sich durch ihren Körper und ihre Gedanken. Shanda Sarmotte erfasste noch, dass höchstens Sekundenbruchteile verstrichen ...
    ... dann war nichts mehr.
     
    *
     
    Zweieinhalb Stunden inzwischen ...
    »Was ist das da draußen? Liegen noch keine brauchbaren Informationen vor?«
    Reginald Bull hatte einen Rundgang durch die Forschungsstation hinter sich und betrat soeben in Begleitung von Shaveena Deb die Zentrale. Sein erster Blick galt der Hologalerie. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Lippen.
    »Nichts hat sich verändert«, bemerkte der Erste Pilot mit vollem Mund.
    »Mahlzeit!«, kommentierte Bull.
    Ataur Singh kniff kurz die Brauen zusammen, dann widmete er sich wieder seinem Essen. Er hatte es vor sich auf dem Boden der Zentrale ausgebreitet. Der Erste Pilot nahm seine Mahlzeiten nur auf dem Boden sitzend ein – ungeachtet der Tatsache, dass die Kommandozelle der Station über eine perfekt ausgestattete Schiffsmesse verfügte.
    Ein halbes Dutzend Gefährdungspunkte hätte Bull auf Anhieb nennen können. Singh verstieß gegen etliche Vorschriften, aber er hatte die Erlaubnis der Stationsleiterin. Ohnehin: Was spielte das noch für eine Rolle? Und wäre der Anblick eines Blues, dessen Mahlzeit permanent über den Tellerrand hinauskrabbelte und eingefangen werden musste, vertrauter gewesen?
    »Normal ist es nicht«, sagte Singh, während er Zutaten aus mehreren kleinen Schüsseln vermischte. Das Aroma vieler Gewürze durchzog die Zentrale. Das Summen der Luftumwälzung, glaubte Bull, wurde eine Nuance intensiver. Er mochte sich täuschen, aber die Technik der Forschungsstation funktionierte perfekt, als sei nicht das Geringste vorgefallen.
    Schreckliche Normalität in einem anormalen Umfeld.
    Singh hatte mit seiner Bemerkung zweifellos das gemeint, was außerhalb der AMATERASU war. »Was ist eigentlich normal, seit das Sonnensystem aus seiner angestammten Umgebung herausgerissen wurde?«, erwiderte der Resident auf Singhs Feststellung.
    Eine Woche lag das erst zurück ...
    Daberi erschien ihm seitdem wie eine bedrohliche Ewigkeit. Aber ja, der 5. September war jener schreckliche Tag gewesen, an dem die unbekannte Kraft zugeschlagen hatte.
    Singh griff nach einer der Schüsseln, die auf dem großen Metalltablett vor ihm standen. Er hob sie hoch und hielt sie dem Residenten und Shaveena Deb entgegen.
    »Greift zu, noch ist genügend vorhanden. Gutes Essen stärkt den Körper und die Seele – und wir werden beides nötig haben.«
    Erst wollte Bull ablehnen. Einigermaßen heftig sogar. Eine entsprechende Bemerkung lag ihm schon auf der Zunge. Doch er schluckte sie unausgesprochen hinunter; der Duft, der ihm entgegenwehte, war zu verführerisch.
    Zögernd streckte er die Hand aus.
    »Das eine ist Masala Dosa«, erklärte der Erste Pilot lächelnd. »Hauchdünne Pfannkuchen aus Linsenmehl, mit Kartoffelcurry gefüllt. Das andere sind Stücke von Bratfisch im Teigmantel.«
    Haben wir nichts Besseres zu tun, als über Essen zu reden, während ringsum
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