Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Niemand dachte daran, das sinnlos gewordene Heulen und die durchdringenden Vibrationen abzustellen. Dabei war alles schon vorbei. Ein unglaublich schneller Angriff auf die Station und ...
    Der Resident schaute zu den Schirmen hoch. Die Holos waren leer; es gab keine optische Erfassung und nicht einmal den Hauch einer Ortung. »Wo bei allen verdammten hochnäsigen Arkonimperatoren sind wir? Haben wir wenigstens Funkempfang?«
    »Nicht einmal Störgeräusche werden aufgefangen«, antwortete ARINNA. »Es tut mir leid.«
    Ihr ...? Der Zentralpositronik der Kommandozelle tat es leid? Was wusste ARINNA schon davon, wie es tief in Reginald Bull aussah?
    Mir tut es leid, dass unsere Schiffe ziellos feuern müssen. Dass sie nicht einem dieser verdammten Sonnennägel die Rechnung präsentieren können.
    Der Resident erschrak über sein heftiges Aufbrausen. Die Koordinaten waren gesendet, aber nicht alle. Mit den lückenhaften Daten war es der LEIF ERIKSSON IV und den anderen Schiffen keinesfalls möglich, auch nur einen der »Sargnägel« abzuschießen, die sich in der Sonne herumtrieben.
    »Wo sind wir?«
    »Nirgendwo!«, antwortete ARINNA.
    »In der Hölle – denke ich.« Die Bemerkung kam von Konnie Giverny.
    Bull wollte der Zweiten Pilotin antworten, doch in dem Moment verstummte der Alarm. Als würde die Stille manches ungeschehen machen. Aber das konnte sie nicht.
    Immerhin reagierte Shanda darauf. Bull sah es am leichten Zucken ihrer Lider. Ihre blutleeren Lippen öffneten sich kaum merklich zu einem unhörbaren Stöhnen.
    War die junge Frau schon wieder unterwegs? Der Resident hoffte es – wider besseres Wissen. Ihre Gabe machte Shanda Sarmotte für ihn unentbehrlich. Sie hatte so viele Informationen über die Spenta herausgefunden, über ihren Versuch, den psimateriellen Korpus ARCHETIMS aus der Sonne herauszulösen. Für diese Wesen war der in Sol liegende Leichnam wie ein Sakrileg.
    Es ist nicht eure Sonne, schert euch um euren eigenen Kram, verdammt!
    Bull kniete neben Sarmotte. Sie war bewusstlos zusammengesackt. Er hatte sie in die Seitenlage gebracht, und nun strich er ihr die letzten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es war ein schmales Gesicht, wie aus kaltem, bleichem Wachs geformt. Dennoch perlte Schweiß auf ihrer Haut.
    Er spürte Shandas Atem kaum.
    Vergeblich rüttelte er die junge Frau an den Schultern. Sie fand den Weg zurück nicht.
    Mit der flachen Hand schlug er ihr ins Gesicht. Er hoffte, sie wenigstens so aus der Bewusstlosigkeit zurückzuholen. Ihre Wangen röteten sich nicht einmal. Aber fester zuschlagen wollte er nicht. Ohnehin musste jeden Moment ein Medoroboter hier sein.
    Er tastete nach Shandas Halsschlagader. Der Puls war kaum wahrnehmbar.
    Vielleicht war ihr Geist wirklich unterwegs. Die Psi-Forscher nannten Shanda eine Zerebral-Einbrecherin. Möglich, dass sie in diesen Sekunden weitere Informationen über die Spenta sammelte.
    Eine Hand legte sich auf die Schulter des Residenten. Ein Medoroboter schob ihn mit sanftem Nachdruck zur Seite.
    »Ich brauche Shanda schnellstmöglich wieder einsatzfähig«, sagte Bull. »Sind weitere Besatzungsmitglieder ausgefallen?«
    »Keine«, antwortete der Roboter und führte einen Vitalscanner über Sarmottes Körper. »Zwei Fälle vorübergehender Benommenheit, die einem kurzen Orientierungsverlust zuzuschreiben waren, aber keine anhaltende Bewusstlosigkeit oder Schlimmeres.«
    Mit zwei soeben ausgebildeten Tentakeln tastete der Medo über Shandas Nacken. Das kaum wahrnehmbare Zischen einer Hochdruckinjektion erklang.
    »Ein Kombipräparat«, erläuterte die Maschine. »Vitalstoffe und ein Mittel zur Kreislaufstabilisierung. Ihre Werte sind schlecht.«
    »Das heißt ...?«
    »Erwarte nicht, dass sie bald aus ihrer Bewusstlosigkeit aufwacht. Schockeinwirkung ist nicht auszuschließen. Sie muss in der Medoabteilung überwacht werden.«
    »Wie lange?«, fragte Bull heftig. »Ich kann Shanda nicht einmal für kurze Zeit entbehren.«
    »Während der nächsten vierundzwanzig Stunden wird sie auf jeden Fall unter Kontrolle bleiben.«
    Das war etwas, das Reginald Bull gar nicht gefiel. Er brauchte die junge Frau, war jetzt mehr als zuvor auf ihre Unterstützung angewiesen. Womöglich konnte sie herausfinden, wohin die Sonnenstation verschlagen worden war.
    Der Roboter bettete Shanda auf eine Antigravtrage und transportierte die Bewusstlose ab. Reginald Bull machte gar nicht erst den Versuch, den beiden in die Medoabteilung zu folgen. Er konnte nur hoffen, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher