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PR2614-Navigator Quistus

PR2614-Navigator Quistus

Titel: PR2614-Navigator Quistus
Autoren: Christian Montillon
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genau das alles abgelaufen ist, habe ich nie richtig verstanden.
    Unsere Haut ist nicht so rot wie etwa nach einem Sonnenbrand; eher wie eine überreife Süßkirsche. Eigentlich müsste man meinen, man könnte uns deswegen erst recht sehen, aber ... ich weiß auch nicht, vielleicht sind wir einfach nur schüchtern.
    Jedenfalls waren wir damals die beiden Scharlach-Roten inmitten von einer Milliarde Scharlach-Toten.
    Für einige Zeit waren wir sogar berühmt. »Die Mädchen, die überlebten.« Aus unseren Genen hat ein Ara-Mediker ein Gegenmittel hergestellt, um die Krankheit zu heilen und so wohl einer weiteren Million Leute das Weiterleben zu ermöglichen.
    Lieber hätten wir unsere Eltern und Geschwister gerettet.
    Als der Rummel vorbei war, kümmerte sich keiner mehr um uns. Der Ara hat Gerüchten zufolge eine Milliarde Galax erhalten. Uns hat er in einer Geste seltener Großzügigkeit zehn Millionen davon geschenkt. Eine Menge Geld, aber gleichzeitig nur ein Prozent von dem, was er kassiert hat.
    Obwohl wir alles haben, nimmt uns niemand mehr wahr, wenn wir ihn nicht ansprechen. Wir sind ... unauffällig. Steinreich, aber unauffällig. Und wir sehen seltsam aus – mit unserer roten Haut.
    Klar, es gibt seltsamere Typen, grünhäutige Winzlinge und all so was, aber wir sind eben ... richtige Terraner. Keine Umweltangepassten.
    Unsere Eltern siedelten direkt von Terra auf ihre neue Heimatwelt, die kurz darauf zu ihrem Grab wurde. Wer damals überlebte, hat diese Welt verlassen; man nennt sie inzwischen Totenacker. Wenig schmeichelhaft, aber passend. Mittlerweile steht sie unter Quarantäne.
    Ich muss jetzt erst mal aufhören. Schreiben mit einem Stift ist eine verrückte Sache. Mir tun die Finger weh, und ich habe noch gar nicht richtig von diesem ganzen Mist hier in der BASIS erzählt, die es in eine fremde Galaxis verschlagen hat und die dort in tausend Stücke zerfallen ist ... Übrigens: Unser Segment ist von einer riesigen Menge feindlicher Aliens überrannt worden.
    Irgendwie haben ich und Elachir wirklich Pech.
     
    *
     
    »Elachir und ich«, korrigierte die junge Frau mit der roten Haut. »So herum musst du es schreiben. Alles andere ist unhöflich.«
    Sareph verdrehte die Augen. »Die nächsten Seiten überlasse ich dir! Dann werde ich auch meckern.«
    »Ich meckere doch gar nicht. Im Ernst, es gefällt mir total gut. Nur schade, dass es keiner lesen wird.«
    Von der Höhlendecke fiel ein Wassertropfen in eine Pfütze: Bing. Es klang seltsam melodiös und hell.
    »Wir könnten es Marie-Louise geben«, schlug Sareph vor, »oder ...«
    Elachir kicherte. »Oder vielleicht gleich den Zwillingen? Du hast sie wohl nicht mehr alle!«
    Sareph legte den Stift beiseite. »Was hast du gegen die Zwillinge?«
    »Nichts«, beeilte sich ihre Freundin zu sagen.
    Die beiden hielten sich allein in der kleinen Kaverne neben der größeren Höhle auf, die der Flüchtlingsgruppe als Unterschlupf und sicheres Versteck diente. So sicher, wie etwas eben sein konnte, wenn man sich auf einem Segment der BASIS befand, auf dem es ein paar Tausend feindliche Fremdwesen gab, gegen die man zu zehnt keine sonderlich großen Chancen hatte.
    Aber es hätte sie schlimmer treffen können, das musste Sareph zugeben. Das Kletterparadies in den Hängenden Gärten vermittelte einem fast die Illusion, sich irgendwo auf einem Planeten zu befinden.
    Als die BASIS noch als nobles Spielcasino in der Milchstraße gedient hatte, war dies ein Erholungsbereich gewesen – Wald- und Dschungelerlebnis samt atemberaubender Felsenschlucht und Klettersteigen. Inzwischen war alles verwildert. Eine Menge Tiere streiften durch diesen Bereich; von Insekten über Vögel bis hin zu Hunden und Spirraks. Ein funktionierender kleiner Öko-Kreislauf, bei dem die Flora langsam, aber sicher alles überwucherte.
    Die feindlichen Eroberer hielten sich meistens von den Hängenden Gärten fern. Offenbar waren sie ihnen nicht ganz geheuer.
    Sareph hob die Hand, streckte den Zeigefinger aus. »Nicht bewegen!«
    Bing!
    »Was ist?«
    »Pschsch!« Die junge Frau packte blitzschnell zu und zupfte eine fette Spinne aus Elachirs blonden Locken. Sie ekelte sich selbst davor und schnippte das Tier beiseite. Den Aufprall gegen die Felswand konnte sie sogar hören. Die Spinne huschte davon.
    Elachir fuhr mit allen Fingern durch die Haare und schüttelte sie zusätzlich aus. »Widerlich! Wer war noch mal für den Sprung der BASIS aus der Milchstraße verantwortlich? Wir sollten ihn
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