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PR2613-Agent der Superintelligenz

PR2613-Agent der Superintelligenz

Titel: PR2613-Agent der Superintelligenz
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ich.
    Anarch-Gamas bäumte seinen Körper auf, versteifte sich, verfärbte sich glühend rot und wuchs in die Breite. Aus scheinbar wenig Substanz wurde mehr. Der Roboter verfügte über Mimikry-Fähigkeiten, die ich nicht verstand, die mich allerdings auch nicht kümmerten. Er wurde zu einer stämmigen, beleibten Figur, die Mühe hatte, ein Bein vor das andere zu setzen. Schnaufend und mit metallenen Lungen rasselnd, kam er auf mich zu. »Ist es so besser?«
    »Ich habe deinen Humor nie verstanden, Sin.«
    »Du hast dich niemals bemüht, meinen Humor zu verstehen«, verbesserte Anarch-Gamas. »Du hast Vorurteile mir gegenüber. Das ist nicht gut. Abgesehen davon ...« Er stieß ein Lachen aus, das an ein Halsgurgeln mit einem guten Dutzend Schrauben gemahnte. »... bin ich angehalten, dich durch mein Verhalten auf die Zusammenarbeit mit deinem Auftraggeber vorzubereiten.«
    »So?« Das war neu! Ich hatte derlei niemals zuvor gehört.
    »Humor ist eine gefährliche Waffe. Sie ist nicht nur scharf und beißend – sie lässt dich auch harmloser erscheinen, als du in Wirklichkeit bist.«
    »Mag sein, mag sein.« Dies waren Dinge, mit denen ich mich später beschäftigen würde. Es gab vordringlichere Aufgaben zu erledigen. »Was habe ich zu tun, Sin?« Ich fragte das, obwohl ich wusste, dass nun ein Tadel folgen würde.
    »Du hast die Nachtarbeit wieder einmal nicht richtig verdaut? – Es ist schrecklich mit dir, Ennerhahl! Fast alle meiner früheren Klienten steckten die Belastungen, denen ich sie aussetzte, wesentlich besser weg als du.«
    »Verzeih, Sin«, sagte ich mit dem notwendigen Respekt, während ich mich im Stillen fragte, ob Anarch-Gamas jemals mit anderen Azubis zu tun gehabt hatte. Er war von linkischer Natur und wirkte nicht so, als wäre er oft mit anderen Wesen in Berührung gekommen.
    »Ich werde dein Versagen in den Protokollen vermerken, Ennerhahl. Doch nun zu deiner Aufgabe: Du bist auf der Jagd. Nach einer ganz besonderen Beute. Rhoarxi. Zwanzig von ihnen wurden gestern freigelassen und mit dem Notwendigen ausgestattet.«
    Da war eine vage Erinnerung. An hüfthohe Wesen mit riesigen Schnäbeln, roten Nackenkämmen und Stummelarmen, die aus struppigem Gefieder wuchsen. Sie waren üble Kerle, die über bemerkenswerte Fähigkeiten verfügten – und denen es an jeglicher Form eines Gewissens mangelte. Ich musste sie daran hindern, einen bestimmten Ort in der Ebene Arat zu erreichen.
    »Wie lange hab ich Zeit?«
    »Zwei Tage.«
    »Wie viel Vorsprung haben die Rhoarxi?«
    »Wenn du dich beeilst, kannst du sie erwischen. Kontra wurde eben benachrichtigt. Er wird Rücksicht auf deine geistige Schwäche nehmen und dir mehr Vorbereitungszeit als ursprünglich beabsichtigt zugestehen.«
    Kontra. Das beherrschende Denkwerk Begins. Es ließ Gebirge wachsen, neue, gefährliche Tier- oder Pflanzenarten entstehen, es veränderte alle Umweltbedingungen über Nacht. Das Denkwerk war allmächtig. Und es hasste mich. Es wollte mich brechen.
    »Dann mache ich mich in den frühen Nachmittagsstunden auf den Weg.«
    Anarch-Gamas runzelte die metallenen Augenbrauen. »Du solltest früher aufbrechen. Du vergibst deine Chancen, wenn du so lange wartest.«
    »Ich bin noch nicht so weit. Ich muss nachdenken. Einen Plan schmieden, eine Taktik entwickeln.«
    »Du weißt, was geschieht, wenn du versagst? Erinnerst du dich an den Strafkatalog Kontras?«
    »Ich erinnere mich an Schmerzen.« Ich grinste den Roboter an. »Doch ich glaube nicht, dass dies derzeit einen Eindruck auf mich machen würde.«
    »Ich verstehe.« Der dicke Roboter verbeugte sich. »Ich würde dir dennoch raten, dein Zeitpolster nicht allzu sehr auszureizen. Verzögerungen im Arbeitsprogramm beeinflussen deine Beurteilung negativ.«
    »Ich bin mir dessen bewusst, Sin-Anarch-Gamas. – Kannst du mir etwas zum Essen besorgen?«
    »Ich gehorche, ich fliege!« Der Roboter ließ Flügel aus den schmalen Ärmchen wachsen und erhob sich in die Lüfte, um bald darauf mit dem Aussehen eines Aarks nach Beute zu jagen.
    Anarch-Gamas benahm sich in der Tat seltsam. Einerseits spielte er den strengen Ausbilder, der keinen Fehler duldete. Um sich im nächsten Augenblick unterwürfig zu geben und mir jeden Wunsch zu erfüllen. Manchmal fragte ich mich, ob er unter einer ganz besonderen Form von Schizophrenie litt.
    Ich verließ den Ausbildungsparcours und kehrte zu dem zu einer Kugel zusammengeschrumpften Wohnkokon zurück. Ich entzündete ein Feuer und wärmte meine
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