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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls
Autoren: Wim Vandemaan
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setzte sie ihren Bericht fort:
    Unmittelbar vor oder mit ihrem Eintreffen waren die Impulssequenzen abgebrochen. Die TLD-Agenten hatten nicht einen einzigen dieser mysteriösen Transmitter in ihre Hand bekommen können. Die Rekonstruktionen der Wissenschaftler ergaben, dass die Transmitter etwa drei oder vier Stunden tätig gewesen sein konnten, bevor sie entdeckt worden waren.
    Sie mochten also insgesamt viereinhalb, vielleicht fünf Stunden in Betrieb gewesen sein – aber womit?
    Überall, wo die Transmitter sich hätten befinden müssen, trafen die Einsatzkräfte ein paar Jugendliche an. Deren verwirrt klingenden Aussagen war zu entnehmen, dass eine beträchtliche Zahl von jungen Terranern verschwunden war – dass sie unter Führung der Sayporaner über das Transitparkett gegangen waren, was immer das hieß.
    Ihr Ziel? Die Neu-Formatierung auf der Patronatswelt.
    Der TLD setzte die Gespräche mit den Jugendlichen fort, aber sie schienen keine Information darüber zu haben, was genau man sich unter einer Neu-Formatierung vorzustellen habe.
    Geschweige denn, dass sie gewusst hätten, wo die ominöse Patronatswelt lag.
    Die Ermittlungen, die unverzüglich angestellt worden waren, bestätigten den Kern dieser Aussagen bedauerlicherweise: Eine noch nicht definierbare Anzahl von Kindern und Jugendlichen wurde vermisst.
    Wenn sich die Größe dieser Gruppe auch noch nicht endgültig beziffern ließ, war der Schätzwert entsetzlich genug: LAOTSE und NATHAN rechneten aufgrund der Daten der Meldeämter und Polizeistationen, wo die Vermisstenanzeigen eingingen, mit 50.000 bis 200.000 Menschen, die spurlos aus dem Solsystem verschwunden waren.
    Die Entführung einer ganzen Generation, dachte Bull. Oder ihr Exodus. Er hatte die Nachricht mit völlig unbewegtem Gesicht entgegengenommen.
    Henrike Ybarri saß aschfahl an ihrem Platz. Er musste nicht nachfragen, um zu erfahren, was geschehen war. Eine ihrer Töchter gehörte zu den Verschwundenen.
    Die Erste Terranerin bemerkte seinen Blick und bewegte lautlos die Lippen. Anicee.
    Vashari Ollaron schlug Bull vor, die Rede zu verschieben, um die neuen Fakten zu sichten und über Konsequenzen nachzudenken.
    Bull lehnte nach kurzer Überlegung ab. »Wir wissen nicht, welche Hiobsbotschaften uns noch erwarten. Die Menschen wollen nicht irgendwann, sondern sie wollen jetzt hören, wo wir stehen. Das ist nicht die Zeit für – hm – Informationsverhütung.«
    Die Rede des Residenten wurde bis in die entlegensten Regionen des Solsystems übertragen, von Asalluc City auf Merkur über Luna, Venus, Mars und die Monde der Gasriesen bis hinaus zu den letzten einsamen SY-Frachtern im Kuiper-Gürtel oder der Oortschen Wolke.
    Die Rede war kurz. Bull stellte die Lage schonungslos dar: Eine unbekannte, aber große Anzahl von Kindern und Jugendlichen war verschwunden. Es fehlte jede Spur von ihnen.
    Die Sonne wurde von einer unbekannten Macht angegriffen, die sich Spenta oder die Sonnenhäusler nannte. Ob Sol diesen Angriff als Stern überleben würde, war mehr als fraglich. Die Menschen und die anderen Bewohner des Systems mussten sich auf schwerwiegende Veränderungen einstellen.
    Die Städte und Regionen der bewohnten Planeten und ihrer Monde sollten unverzüglich mit der Vorbereitung und Durchführung von Notfallmaßnahmen beginnen. Fabriken und ihre Produktionen waren umzustellen. Bunkeranlagen waren zu aktivieren und für die Aufnahme größerer Menschengruppen in Betrieb zu nehmen. Die Tier- und Pflanzenwelt war nach Möglichkeit in Schutz zu nehmen.
    Das Büro der Ersten Terranerin würde für die Koordinierung zuständig sein.
    Ollaron und das Verteidigungsministerium übernahmen ab sofort vorsorglich den Oberbefehl auch über sämtliche zivilen Einheiten im Solsystem.
    Der Resident sprach sachlich, ruhig, frei von Emotionen. Nur am Ende erlaubte er sich ein kleines Lächeln: »Wir stehen vor einer schweren Krise. Aber ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Das ist für uns ein gewohnter Standort. Wir sind nicht so wehrlos, wie sich manche von uns jetzt fühlen mögen.«
    Das Lächeln verschwand. »Man kann versuchen, uns vieles zu nehmen. Unsere Kinder; das Licht unserer Sonne. Wir holen uns alles zurück.«
    Was er nicht sagte, war: Wir werden den Auguren und diesen Sonnengespenstern in den Arsch treten.
    Er sagte es nicht, aber er dachte es ziemlich laut.
     
    ENDE
     
     
    Die Lage im Solsystem wird immer brisanter, zumal die Terraner von jeder Unterstützung abgeschnitten sind.
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