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PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm
Autoren: Hubert Haensel
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der Außenhülle, verlief dieses bizarre Geflecht aus Leitungsdrähten und blau glitzernden Kristallen der Favadarei. Zum ersten Mal seit dem Aufbruch strich Jenke mit den Fingerspitzen wieder über einige der Leitungen und berührte schließlich die Kristalle, bei denen es sich zweifellos um Hyperkristalle handelte.
    Sie ging zu dem Getränkeautomaten, an dem sie sich ihren Becher Wasser füllte. Servos für solche Geräte gab es an Bord der Low-Technology -SKARABÄEN eben nicht. Sie nippte an dem mit Spurenelementen und Vitaminen versetzten Wasser. Es war angenehm kühl. Jenke spürte, wie ausgelaugt ihr Körper war.
    Sie ignorierte die einladende Sitzgruppe, schließlich gab es keine Polster mit ultraschallgesteuerten Massagefeldern, die Verspannungen schnell beseitigten. Stattdessen stellte sie sich mit dem Rücken an die Wand, lehnte den Kopf zurück, soweit es eben ging, und streckte sich.
    Einfach für ein paar Augenblicke an gar nichts denken. Nicht an die Katastrophen, die Terra und das Solsystem heimgesucht hatten; nicht an Zachary ... Es fiel ihr schwer.
    Ein leises Summen schreckte sie auf, als sie es endlich geschafft hatte. Zwischen den Sesseln wuselte einer der kleinen flachen Reinigungsroboter. Hartnäckig rannte er gegen einen der über dem Boden befestigten Kristalle an.
    »Gsch!«, zischte Jenke.
    Der nur eine Handspanne messende Roboter reagierte nicht darauf. Erst als sie ihn mit dem Fuß anstieß, ließ er von dem Kristall der FATROCHUN-Abschirmung ab. Für einige Sekunden sah es so aus, als wolle der Winzling sich an dem neu aufgetauchten Hindernis vergreifen, dann erst hatte sein einfacher Rechner die Situation identifiziert. Sein Summen klang nicht mehr ganz so aggressiv, als er von dem Stiefel abließ.
    Dafür versuchte er nun, sich an der Wand aufzurichten und den blauen Kristall zwischen seine rotierenden Bürsten zu bringen.
    »Gsch!«, machte die Expeditions-Kommandantin lauter als zuvor. »Pfui, aus!«
    Der Roboter verfügte offenbar nicht über ausgefeilte Spracherkennung. Jenke Schousboe ließ sich in die Hocke nieder, griff mit beiden Händen nach dem widerstrebenden diskusförmigen Maschinchen – und schaltete es ab. Dass die Reinigungsroboter die Abschirmung als Fremdkörper identifizieren könnten, hatte sie ebenso wenig in Erwägung gezogen wie der Rest der Mannschaft. Das war der Nachteil an Low-Tech ...
    In der Sekunde schrillte der Alarm durch das Schiff.
     
    *
     
    Das Schiff taumelte. Jenke hatte das schon zu spüren bekommen, als sie in der Liftkabine urplötzlich gegen die Wand geprallt war, und als sie nun die Zentrale betrat, sah sie es in der Hologalerie.
    Der SKARABÄUS flog merklich höher als zuvor. Wie ein welkes Blatt im Herbststurm wurde er in die Höhe gewirbelt. Nur gab es keinen Sturm. Das vage, bleiche Land wirkte im Sonnenglast so unberührt und ruhig wie zuvor.
    Der »Käfer« stürzte in die Tiefe, bevor die Expeditions-Kommandantin ihren Platz erreichte. Wenigstens konnte sie sich an einem der Sessel festhalten und auf diese Weise auch die schwankende Gegenbewegung abfangen. Das halbe Gravo mehr, unter dem Jenke aufgewachsen war, zahlte sich eben doch aus. Sie entsann sich, wie geringschätzig ihre Spielkameraden die Terraner seinerzeit als Schwächlinge bezeichnet hatten. Eine Zeit lang hatte sie sich sogar von solchen Behauptung beeinflussen lassen, aber längst wusste sie es besser.
    Sie sank in ihren Sessel, als die VAHANA vom Schlag einer unsichtbaren Faust förmlich zur Seite gewischt wurde.
    Die Anzeigen an ihrem Platz waren schon wieder spärlich geworden. Es gab keine Antigravunterstützung. Die Absorber arbeiteten nur sporadisch, und die Prallfeldprojektoren waren ohne ausreichend Energie. Gleiches galt für den Antrieb, dem Jonas trotzdem immer wieder wenigstens stotternde Leistung abforderte.
    Ruckartig schnellte das Schiff vorwärts. Am Ende fiel es wie ein Stein, und dann setzte erneut Schubkraft ein, die es förmlich vorwärts riss.
    Der Boden kam näher. Im letzten Moment schaffte es der Pilot, das Schiff wenigstens ein paar Meter hochzuziehen. Der Antrieb arbeitete lange genug, dass Jonas fast die letzte Restgeschwindigkeit wegnehmen und den SKARABÄUS einigermaßen gut aufsetzen konnte.
    »Und nun?«, fragte Dodd.
    »Gut zwei Stunden ohne Beeinträchtigung«, sagte Zosimo. »Ist das nichts?«
    »Also gehen wir die restlichen hundertzehntausend Kilometer einfach zu Fuß, oder?«
    »Heiße ich Tifflor?« Der Pilot seufzte.
    »Versuchen
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