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PR TB 110 Formel Des Todes

PR TB 110 Formel Des Todes

Titel: PR TB 110 Formel Des Todes
Autoren: Perry Rhodan
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Schamanen und die nähere Umgebung dieser Route.
Bis zur Quelle waren es siebzig Kilometer.
    An einem aus dreißig Meter Kunstfaserseil geflochtenen
Strick hing eine Tasche voller Proviant über Maras' Schulter.
Eine Literflasche Hautkrem war zwischen den Konzentraten verstaut,
dazu ein Handtuch und ein großes Stück Seife. Gegenstände
im Wert von vielen tausend Solar blieben zurück, darunter eine
Kaffeemaschine und ein Wrack einer Jet.
    Und ein Toter.
    Der Marsch begann. Maras wußte mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit, daß er unterwegs sterben würde, noch
weit vor Erreichen der Deltastadt, von der aus die Küstensegler
ausliefen. Er war verzweifelt, aber der Befehl Deners trieb ihn
vorwärts. Es waren seine privaten Erinnyen, die ihn hetzten.
Angst, Furcht und Ausweglosigkeit waren seine Wegbegleiter.
    Der Schock hatte ihn an den Wurzeln seines Daseins getroffen. Es
war, als stünde er nackt und unwissend im Leben und in einer
Umgebung, die ihm so fremd war wie die Einöden eines
Rigelplaneten.
    Er war sozusagen ein anderer Mensch. Neu geboren, aber wenn er
seine Hände anblickte, so sah er die silberne Haut der Lepra
stellaris. Trotzdem kam er sich wie ein Kind vor, das mit seinen
schwachen Kräften zu lernen versuchte und sich gegen eine
übermächtige feindliche Umwelt stemmte.
    „Schneller, Maras!“ sagte er sich.
    Er lief langsam einen langen, sanft abfallenden Hang hinunter. Vor
und unter ihm breitete sich eine riesige Zone kränkelnder
Daktiliferen aus. Überall sah er kleine Herden der Hoorr mit
ihren lustig gefärbten Fellen. Sie flohen erst, wenn er sich
ihnen bis auf dreißig Meter genähert hatte. Zwischen den

    angefressenen Wedeln der jungen Pflanzen erhoben sich die vierzig
Meter hohen Schäfte alter Pflanzen. Dann begann ein Gebüsch
dorniger Ranken mit kleinen gelben Früchten. Die Machete in
Maras' Hand schlug eine Gasse durch die Barriere, und er ging weiter,
die Sonne halbrechts vor sich. Der Schweiß rann unter den
Gläsern der dunklen Brille über sein Gesicht, aber
ununterbrochen hastete und kletterte er weiter.
    Zwischen der Quelle, die einem kleinen Gebirgszug mit vielen
vorgelagerten Hügeln entsprang, und dem ehemaligen Paradies von
Lombardi zogen sich, laut Luftaufnahme, dichte Wälder dahin, von
Bächen und Felsen, von Lichtungen, sandigen und morastigen
Flächen, von Koumuranestern unterbrochen.
    Je höher die Sonne kletterte, desto mehr schwenkte Maras nach
links ab. Noch befand er sich im Mischwald, einem verwilderten
Dschungel, der feucht, kühl und stickig war. Zwischen den
Stämmen flogen riesige Falter hin und her, mit seltsam ziellosem
Flug, der sie mit untrüglicher Sicherheit zu den stinkenden,
grellen Blüten führte. Aus den Palmwedeln, die fast alles
Sonnenlicht aussperrten, fielen Tropfen wie ein stetiger Sprühregen.
Sie verklebten sein Haar zu einer fetten, übelriechenden Masse.
    Hier war der Wald noch natürlich und unverwüstet; kein
einziges Hoorr zeigte sich.
    Maras dachte laut, um nicht an der Stille zu verzweifeln:
    „Bei dem genetischen Druck, der unter den Hoorr herrscht,
müßten sie sich eigentlich auch hierher gewagt haben. Daß
sie es nicht tun, kann nur einen Grund haben.“
    Er hatte diesen Gedanken gerade zu Ende gebracht, als er vor sich
das Plätschern eines schmalen Gewässers hörte. Durch
faulendes Laub, durch Kolonien weißer, glockenförmiger
Pilze, auf denen grüne Maden herumkrochen, lief er auf das

    Geräusch zu. Er stolperte, seine Sohle zertrat knackende
Knochen. Ein kleiner Schädel rollte davon und verfing sich in
einem Spinnennetz, als das lange Gehörn hochgeschleudert wurde.
Maras bückte sich; als Biologe sah er sofort, daß ein Biss
oder ein Prankenhieb das Rückgrat des Tieres zerschmettert haben
mußte.
    „Also ein Ducrot!“ sagte er sich, sprang über den
Schädel und das Netz der handgroßen Spinne hinweg. Ein
Faden hatte sich um zwei weiße Falter geschlungen, die,
gaukelnd im Liebesspiel, dicht über den Boden geflattert und
gegen das Netz geflogen waren. Jetzt näherte sich ihnen die
Spinne ... wie lange habe ich schon kein Mädchen mehr gesehen?
dachte Lombardi.
    Er fürchtete sich davor, denn er hatte unauslöschlich
den Blick im Gedächtnis, den die erste Frau ihm zugeworfen
hatte, damals, im Explorer schiff, als man die wahre Natur seiner
Krankheit festgestellt hatte.
    „Ja, auch das wartet wieder auf mich.“
    Er würde zweifellos Menschen sehen. Verrückte, Krüppel
und Kirfder, Kranke und Bresthafte
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