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PR TB 074 Strafkolonie Erde

PR TB 074 Strafkolonie Erde

Titel: PR TB 074 Strafkolonie Erde
Autoren: Perry Rhodan
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wuchtigen Bambusröhren waren,
bliesen in die Mundorgeln. Ein langgezogener, trauriger Ton mischte
sich unter das Hämmern der Gongs.
    „Die Straße der Gräber", sagte Droysa zu
Atlan. Der Ar-konide nickte schweigend.
    Sie wanderten eine halbe Stunde lang.
    Das Stöhnen der Menschen, die Gongs, die Mundorgeln, das
Klirren der zeremoniellen Waffen, die Schreie aufgestörter Tiere
und das Flüstern der Unterhaltungen - eine nie gehörte
Mischung aus Klangen und Geräuschen.
    Niegehört?
    Atlan hatte genau diese Zeremonie schon einmal gesehen - es war
unermeßlich lange her. Aber sein fotografisch exaktes
Gedächtnis konnte sie jederzeit wieder reproduzieren, wenn es
gezwungen wurde, sich einzuschalten.
    Endlich kam die Leichenprozession - nur etwa vierzig von vielen
Tausenden - den dromos entlang, den Gang, der in die offene
Grabkuppel führte. Er war gemauert, und die terranischen
Mischmaschinen für den Beton mußten vorher in der
zeremoniellen Farbe gestrichen

    werden. Die Kammer war halb voll Scheiterholz. Feuer loderten in
Terkonschalen rings um die unvollendete Steinkuppel. Der
korkenförmige Schlußstein lag neben den Werkzeugen, er war
mit einer dünnen Schicht Platin überzogen.
    Atlan flüsterte:
    „Wie vorTroja!"
    Droysa schob ihre Hand unter seinen Arm.
    „Wie?"
    Er schüttelte unwillig den Kopf.
    Die Bahre mit dem Leichnam des Mächtigen Mannes wurde auf den
Scheiterhaufen gesenkt. Daneben, aber etwas tiefer, setzten die
Träger die Bahren mit der Frau, der Konkubine und dem Diener ab.
Die Schilde und Speere, die goldenen Trinkgefäße, die
Urkunde von Terra, die wichtigsten Gebrauchsgegenstände,
darunter ein tragbares Visiphon, ein Kassettenrecorder, mehrere
Lesewürfel und ein Schreibgerät, wurden sorgsam neben die
Bahren gelegt. Die gesicherte schwere Waffe des Mächtigen Mannes
schob man zwischen seine Finger. Blumen aus Kunststoff, eine Anzahl
Fertiggerichte in silberglänzenden Folien, ein Dutzend
verschiedener Flaschen - das alles wurde von den Verwandten und
Freunden Torsens auf den Holzstoßgelegt.
    Dann fauchte ein kleiner, tragbarer Flammenwerfer auf und setzte
den Holzstoß in Brand.
    Senkrecht schlugen die Flammen hoch, rissen verkohlte Blätter
mit sich, Funken schwirrten umher und sengten die Kleider der
Umstehenden an. Die Mundorgeln und die fernen Gongs vollführten
einen Lärm, den man bis hinüber zum Hotel hören mußte,
die Flammen hier vom Hügel sah man ohne jeden Zweifel deutlich.
    „Jetzt!" flüsterte Droysa. Auch sie konnte sich
der Faszination dieser Zeremonie nicht entziehen.
    Der Bruder des Toten hob eine große, mit Mäandern
verzierte Amphore voller Wein in die Arme, stemmte das schwere Gefäß
hoch und schleuderte es ins Feuer. Gleichzeitig liefen die
Betonmischmaschinen an. Der Weinkrug zerbrach, und der Alkohol des
roten, dicken Weines brannte mit blauen Flammen. Der Mann bückte
sich, nahm die untere Hälfte des zerbrochenen Kruges und warf
ihn dem Toten nach. Die ersten Balken brachen zusammen, und wie ein
Schwärm Insekten stieg eine unge

    heure Wolke aus Rauch, gemischt mit Funken, in die Nacht. Es stank
nach Horn, nach Wein und nach dem schmorenden Teilen der elektrischen
Apparate. Mit einem dumpfen Geräusch detonierte das Magazin der
Waffe und ließ den Holzstoß abermals zusammensacken.
    Der Scheiterhaufen brannte allmählich nieder. Er war in der
Nähe des dromos errichtet worden, so daß er guten Zug
hatte. Halbverkohlte Holzstückchen, verbrannte Beschläge,
geschmolzenes und zusammengebackenes Plastikmaterial, die Gebeine und
die Kleidungsreste, die Waffen - alles stürzte zusammen und
bildete auf dem Boden der Grabkammer einen Haufen.
    Eine Pause entstand. Niemand sprach.
    Dann bewegte sich vom Waldrand her eine Kette glänzender,
halbhoher Gestalten. Sie sahen aus, als wären sie aus Stahl.
Atlan runzelte die Stirn. Es waren Arbeitsroboter, etwa dreihundert.
Sie kamen m einer langen Reihe näher, und jeder von ihnen trug
einen Korb mit frischer Erde auf den Schultern.
    „Das ist nicht zu glauben!" murmelte V eonard.
    Atlan sah jetzt das Bild aus der Vergangenheit deutlich vor sich.
Im Hintergrund das nächtliche Troja, vor sich die Angehörigen
des toten Helden Andromache und Pna-mos. Die weinenden Frauen, die
Flammen, die Trojaner, die stumm die Erde auf den Schultern
herbeitrugen.
    Hör auf schrie sein Extrasinn. Du wirst die Erinnerung nicht
los! Lasse das Bild nicht noch deutlicher werden.
    Er sah regungslos zu, wie die vier Toten mit Erde
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