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PR TB 067 Der Endlose Alptraum

PR TB 067 Der Endlose Alptraum

Titel: PR TB 067 Der Endlose Alptraum
Autoren: Perry Rhodan
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Pferdebox hervor.
    »Ich bin überrascht, wie intelligent du bist«,
begrüßte Janz sie. »Es gibt nicht viele Mädchen,
die meine Art der Verabredung verstanden hätten.«
    Ylina zeigte nicht, ob sie geschmeichelt war. Sie wirkte ängstlich
und gehetzt, und ihre Augen wanderten ruhelos umher.
    »Ich kann nicht lange bleiben«, sagte sie. »Gunder,
der Knecht, kommt bald zurück, und außerdem würde es
meinem Vater auffallen, wenn ich zu lange wegbliebe. Er hat mich
wieder geschlagen.«
    »Es war das letztemal, daß er dich angerührt
hat«, versprach Janz. »Wir nehmen dich mit. Vielleicht
bekommen wir sogar einen Geländewagen, wenn Johannes Gallos
mitmacht. Aber selbst wenn das nicht klappen sollte, kommst du mit
uns.«
    »Und wenn Gallos meinem Vater alles verrät?«
    »Das wird er nicht tun«, sagte Janz überzeugt.
    »Ich habe Angst«, gestand sie und lehnte sich an ihn.
Als sie spürte, wie er sich versteifte, rückte sie wieder
ab. »Ich fürchte mich vor den Folgen. Wenn das nur alles
schon vorüber wäre.«
    »Wir holen dich um Mitternacht ab.«
    »Und wenn mein Vater noch nicht schläft? Oder wenn er
aufwacht!«
    Janz holte lächelnd eine kleine Schachtel aus der Tasche.
    »Er kann nicht aufwachen, wenn du ihm eine dieser Tabletten
ins Essen oder in ein Getränk gibst. Er wird vierundzwanzig
Stunden schlafen und sich danach noch einige Zeit so elend fühlen,
daß er keinen klaren Gedanken fassen kann. Da, nimm!«
    Er drückte ihr fünf der daumengroßen Tabletten in
die Hand.
    »Aber gib ihm nur eine«, ermahnte er sie. »Wenn
du ihm mehr verabreichst, könnte es sein, daß er nie mehr
aufwacht.«
    Sie zitterte. »Hoffentlich geht das alles gut. Ich wünsche
mir so sehr meine Freiheit - mehr als alles andere in der Welt. Ich
war immer nur seine Sklavin, er verlangte die schrecklichsten Dinge
von mir -unaussprechliche Dinge. Und wenn ich nicht gehorchte, schlug
und quälte er mich, bis ich nachgab.«
    »Sprich nicht darüber«, riet Janz.
    »Doch, ich muß darüber sprechen«, sagte
sie. »Es verschafft mir Erleichterung. Manchmal glaube ich, das
ist alles nicht wahr. Ich rede mir ein, daß es nur ein
schrecklicher, endloser Alptraum ist, aber dann gibt es kein
Erwachen, und ich weiß, daß ich nicht geträumt
habe.«
    »Dein Alptraum ist bald zu Ende, Ylina. Wir nehmen dich doch
mit uns.«
    »Wie zärtlich du meinen Namen aussprichst - Ylina - ich
habe ihn noch nie so gehört.«
    Er schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter. »Nun
geh zurück zum Rasthaus, bevor dein Vater Verdacht schöpft.«
    Er gab ihr einen freundschaftlichen Klaps.
    »Um Mitternacht«, rief sie sich in Erinnerung.
    »Um Mitternacht holen wir dich«, bestätigte Janz.
»Stelle ein Licht ins Fenster, damit wir deine Kammer finden.«
    »Ja, ja, das werde ich tun«, rief sie. »Ist das
alles? Soll es so einfach für mich sein, die Freiheit zu
erlangen? Es ist kaum glaublich.«
    Janz sah ihr nicht nach, als sie den Stall verließ. In
Gedanken versunken ging er zu den Boxen, in denen ihre drei Pferde
untergebracht waren. Er glaubte, Ylinas Gedanken erraten zu haben.
Schwankend zwischen Hoffnung und der Angst, ihr Vater könnte die
Flucht in die Freiheit noch im letzten Moment vereiteln, würde
sie sich immer wieder fragen: Ist es ein Traum, aus dem ich erwachen
werde, weil sich nun alles zum Guten zu wenden scheint?
    Janz wischte die Gedanken hinweg. Er konnte es sich nicht leisten
zu
    philosophieren. Er durfte nicht denken, denn wenn er erst einmal
damit anfing, würde es kein Ende nehmen. Erdega hatte es leicht,
aber er, Janz, durfte es sich nicht leichtmachen. Zumindest einer von
ihnen beiden mußte seinen klaren Verstand behalten. Und deshalb
hieß es: kurze, schnelle Entschlüsse fassen und nur nicht
grübeln. Janz hatte in den vier Jahren, seit er zusammen mit
Erdega aus dem Waisenhaus davongelaufen war, gelernt, seine Gedanken
zu jeder beliebigen Zeit ganz einfach »abzuschalten«. Und
zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Es war, als drücke er einen
Schalter, und - klick - er dachte nicht mehr.
    Ob Johannes Gallos die Bedingungen annehmen würde?
    »Hoffe mit mir«, sagte er zu Ylinas Schimmel und
strich ihm über das Fell, »denn dann brauchen wir euch
Pferde nicht zu schinden.«
    Er verließ die Stallungen durch einen anderen Ausgang als
Ylina und ging zum Rasthaus. Es gab im Augenblick nichts zu tun,
deshalb suchte er die Schankstube auf und stellte sich an die Theke.
    Ylinas Vater stand dahinter.
    »Einen doppelten Toschar«,
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