PR TB 067 Der Endlose Alptraum
Sprache der
Askadier Freiheit oder der Freie. Wußten Sie das nicht?«
»Nein, das wußte ich nicht«, sagte Noir in
Gedanken versunken.
Er mußte in diesem Zusammenhang an eine Zeile aus Erdegas
Ballade denken, die ihm Ylina vorgetragen hatte. Bruder, was strahlt
hoch von der Wand? Sterne. Warum »hoch von der Wand«, wo
jedes Kind wußte, daß die Sterne »hoch vom Himmel«
strahlten. Es sei denn, jemand kenne den Himmel nicht, weil er sein
Leben lang von Wänden umgeben war. Dann wäre es
begreiflich, wenn er sagen würde:
Bruder, was strahlt hoch von der Wand?
***
»Sterne, die Ylina riefen«, sagte Kommissar Diller in
der Führerkuppel des Shifts zu Janz. »Diesen Vers hat dein
Bruder gemacht, bevor Ylina Halperoon verließ. Wie erklärst
du dir das, Janz?«
»Weil uns Ylina vorher schon zweimal verlassen hat«,
antwortete Janz geduldig. Diese Antwort hatte er schon zum drittenmal
gegeben.
Kommissar Diller warf seinem Assistenten einen Blick zu, der ihn
auffordern sollte, das Verhör zu übernehmen.
Der Assistent schob sich nach vorne und beugte sich über
Janz, dem der Platz im Pilotensitz zugewiesen worden war.
»Also rekapitulieren wir«, sagte der Assistent. »Drei
Ylinas starben im Wasser, deshalb der Vers: Was spült das Meer
an den Strand. Vier Ylinas wanderten zu anderen Planeten aus: Sterne,
die Ylina riefen. Sieben Ylinas starben in deinen Armen - Fazit: Was
schlägt so warm in deiner Hand. Und für die anderen Ylinas,
die irgendwo auf dem Boden dieses Planeten entschliefen, hattet ihr
auch einen Nachruf bereit: Blumen, die mit Ylina schliefen. Summa
summarum ergibt das einundvierzig Mädchen, die ihr auf dem
Kerbholz habt. Aber das waren nicht irgendwelche Mädchen, die
eben Ylina hießen, Nein, nein, es war jedesmal die Ylina.«
»Stimmt«, bestätigte Janz mit ernstem Gesicht.
»Es war sozusagen
Ylina mal einundvierzig.«
Kommissar Diller starrte Janz an und sagte: »Du bist ein
kalter Bursche.«
Janz zeigte eine seiner seltenen Gefühlsregungen, als er
bitter sagte: »Ich habe gelitten, immer wieder. Sie können
sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich ein Ende dieses Alptraumes
herbeigesehnt habe.«
»Ich kann es mir wahrlich nicht vorstellen«, meinte
Diller.
»Warum machtest du nicht einfach Schluß mit dem
Morden?«
»Ich sagte doch schon. Ich war es nicht.«
»Wer war es dann?«
»Auch das habe ich Ihnen schon gesagt.«
»Ah, du meinst den dünnen Mann.«
Janz schwieg.
»Du willst mir doch weismachen, daß der dünne
Mann Ylina getötet hat. Daß er sie immer wieder getötet
hat. Oder etwa nicht?«
Janz gab keine Antwort.
Diller versuchte es in versöhnlichem Ton.
»Sieh mal, Janz«, sagte er väterlich, »wir
wollen dir ja glauben.«
»Das wollen Sie wirklich?« meinte Janz spöttisch.
»Aber sicher doch! Keineswegs liegt es in unserer Absicht,
dir etwas in die Schuhe zu schieben. Aber du mußt uns schon die
Wahrheit sagen.«
»Ich sage die Wahrheit, die reine Wahrheit!«
»Und ich versuche, dir zu glauben«, versicherte
Diller. »Ich versuche es mit aller mir zur Verfügung
stehenden Kraft, aber mein Verstand weigert sich ganz einfach. Es
hört sich doch auch unglaubwürdig an, daß ein Mann,
der schon Dutzende Male im Feuer deines Strahlengewehres
zusammengebrochen ist, immer wieder auftaucht und Ylina tötet.
Wie soll ich es mir erklären, daß Phillip nach jedem Tode
wieder aufersteht wie ein Phönix! Willst du mir das sagen,
Janz?«
Janz lächelte. »Jetzt habe ich Sie durchschaut. Sie
glauben mir nämlich. Aber wahrscheinlich stellen Sie sich nur
deshalb dumm, weil Sie hoffen, von mir eine Erklärung zu
bekommen. Doch - erklären kann ich diese Geschehnisse auch
nicht.«
»Wie kommst du nur auf diese Idee«, heuchelte Diller.
»Sie haben den Namen Phillip gebraucht«, erklärte
Janz. »Den haben Sie nicht von mir. Deshalb müssen Sie
einen Phillip bereits kennen. Der zweite liegt dort draußen im
Gras.«
Er hat recht, dachte Diller, ich kenne zwei Exemplare der Gattung
»Phillip«. Aber wer kann mir eine Erklärung für
deren Existenz geben, wenn nicht Janz! Wer?
14.
Zwölf Stunden, nachdem sie von Accoun abgeflogen waren,
senkte sich die Nacht über das verborgene Tal. Die beiden
Scheinwerfer waren eingeschaltet worden, und auf der Lichtung war es
taghell.
Die vier Polizeibeamten waren in ihren Ermittlungen noch nicht
weitergekommen. Sie fanden zwar Gallos' sterbliche Überreste an
der von Janz bezeichneten Stelle. Aber sie hatten nicht die
notwendigen
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