PR TB 061 Der Planetenkönig
zu.
»Besteht die Möglichkeit, daß Hiro gelandet ist
und das Fahrzeug verlassen hat?« fragte Stoke.
»Nein. Er würde das Sende- und Empfangsgerät
niemals abschalten, und ich müßte ein automatisches
Wartesignal erhalten.« Stoke brummte etwas Unverständliches
vor sich hin, zog eine Zigarre aus den tiefen Faltentaschen seines
Gewands und setzte sie umständlich in Brand. Er sah merkwürdig
aus - gekleidet in die Robe eines anitischen Fürsten, aus einem
fast ausgestorbenen Produkt der terranischen Tabakindustrie dichte
blaue Wolken vor sich hinpaffend.
»Das heißt, mein Junge«, wandte er sich
leutselig an Amel, »Sie müssen uns aushelfen. Sagen Sie
mir, wohin der König geflogen ist.«
Amel lächelte.
»Noch besser - ich führe Sie. Sie haben ein
Langstreckenfahrzeug? Gut. Auf diese Weise brauche ich nicht zu
verraten, was ich nicht verraten darf, und dem König kann
dennoch Hilfe gebracht werden.«
Stoke nickte.
»Das läßt sich hören. Kommen Sie - wir sind
aufbruchbereit.«
Amel wehrte ab.
»Ich habe noch ein paar Vorbereitungen zu treffen. In -
fünfzehn Minuten, sagen wir?«
Die Verwandlung, die mit Stoke vor sich ging, war bemerkenswert.
Eben noch leutselig, sorglos vor sich hinpaffend, straffte er sich
plötzlich. Die Zigarre wechselte aus der rechten in die linke
Hand. Die Rechte griff abermals in die Tasche und brachte eine
Strahlwaffe zum Vorschein. Der Lauf richtete sich auf den völlig
überraschten Baron Amel.
»Eben das, mein Junge, wollte ich vermeiden!« knurrte
Stoke. »Wir gehen jetzt sofort - nicht erst, nachdem du deine
Genossen informiert hast!«
Der Gleiter befand sich auf Südkurs. Maro-Noe lag mehr als
fünfhundert Kilometer hinter ihm. Die Sonne senkte sich aufden
Horizont hin.
Stoke hatte die Erklärung abgegeben, die jedervon ihm
erwartete.
»Eines war von Anfang an klar. Die Bündler hatten nicht
die geringste Hoffnung, die Königswahl zu gewinnen, solange die
Stimmen des Königs selbst für Hiro abgegeben wurden. Selbst
die optimistischste Abschätzung ihrer Stimmenzahl macht klar,
daß sie die Königsstimmen für sich selbst brauchten,
um zu gewinnen. Die Lage der Unisten war anders. Sie waren auf die
Stimmen des Königs nicht angewiesen. Sie konnten aus eigener
Kraft gewinnen - vorausgesetzt, die Stimmen des Königs kamen
nicht zum Einsatz.
Als ich zum letztenmal mit Greg Ohlen sprach, der ohne Zweifel
eine wichtige Figur in der Organisation der Bündler ist, gewann
ich den Eindruck, daß er völlig sicher war, die Stimmen
des Königs in der Tasche zu haben. Außerdem schien er zu
wissen, daß ich inzwischen die anitische Bürgerschaft
erworben hatte - eine Sachlage, von der zu jenem Zeitpunkt außer
mir nur drei Personen Kenntnis haben durften: Der König selbst,
Baron Amel, der zugegen war, als mir die Papiere ausgehändigt
wurden, und Cobol, der vor Ohlen bei mir vorgesprochen hatte. Cobol,
als Handlanger der Unisten, war wohl kaum derjenige, der den Bündler
Ohlen aufgeklärt hatte. Zu Hiro hatte Ohlen keine Beziehungen,
also blieb nur noch Baron Amel.
Der Gedanke erschien mir zunächst absurd - aber er fügte
sich logisch in eine Reihe von Überlegungen, die ich aus anderem
Anlaß angestellt hatte. Wie wollten die Bündler sich der
Königsstimmen vergewissern? Hiro selbst war wohl kaum dazu zu
überreden, bündlerisch zu stimmen. Aber wie, wenn er
verschwand? Dann gingen seine Stimmen an den von ihm bestimmten
Stellvertreter über - in diesem Fall Baron Amel. War Amel
Bündler, dann hatte Ohlens Partei die Wahl schon gewonnen, denn
ein Mittel, den König rechtzeitig auszuschalten, hatte sich
längst gefunden. Er unternahm des öfteren Flüge nach
Süden - warum, das werden wir hoffentlich von Amel bald
erfahren. Merkwürdigerweise entfalteten auch die Unisten im
Süden des Kontinents eine zwar heimliche, aber dennoch
fieberhafte Aktivität, so daß jeder Flug,
den Hiro unternahm, ein nicht unbeträchtliches Risiko für
ihn darstellte. Diese Sachlage machten sich die Bündlerzunutze.
An dieser Stelle sollten Sie wissen, daß die Bündler
von einer auf der Erde arbeitenden Organisation unterstützt
werden und über nahezu unbegrenzte finanzielle Mittel verfügen.
Meine Informationen in dieser Hinsicht sind absolut eindeutig.
Während Riesners Organisation also Cobols Hilfe brauchte, um
verbotene Fertiggüter einzuschmuggeln, konnten die Bündler
es sich leisten, Rohmaterialien legal einzuführen,
Fertigungsstätten zu errichten und sich dort
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