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PR TB 054 Das Monsterhirn

PR TB 054 Das Monsterhirn

Titel: PR TB 054 Das Monsterhirn
Autoren: Perry Rhodan
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Redhorse versuchte, in ihren Gesichtern zu
lesen; aber ihre Augen waren starr, die Mienen wie Masken.
    Vor dem Thron blieb er stehen. Das Lächeln auf dem Gesicht
der Herrscherin traf ihn wie ein Blitzschlag. Was für eine Frau
war das, die zweiundfünfzig Leuten kaltblütig die Köpfe
abschneiden ließ und freundlich lächelte, wenn
Rechenschaft von ihr verlangt wurde!
    Sie sprach mit derselben tiefen, sanften Stimme, die am Tag zuvor
so großen Eindruck auf ihn gemacht hatte.
    „Der weise Wille des allmächtigen Popan Mirz ist
geschehen. Es ist an der Zeit, daß wir die Größe der
Tat erkennen, die wir vollbracht haben, und uns daran erfreuen."
    Einen Augenblick lang war Don Redhorse sprachlos. Dann konnte er
sich nicht mehr beherrschen, dann brach es aus ihm heraus, und er
schrie es ihr ins Gesicht, daß die Höflinge sich ängstlich
duckten:
    „Mörderin! Verräterin! Du hast mehr als fünfzig
meiner Leute kaltblütig umgebracht. Du hast uns mit Wein und
Freundlichkeit in eine Falle gelockt, nur um den irrsinnigen Wunsch
deines Popan Mirz zu erfüllen ..."
    Die unendliche Ruhe, mit der sie die Vorwürfe über sich
ergehen ließ, ließ Redhorse mitten in der Rede stocken...
Der Gedanke schoß ihm durch den Kopf, daß hier Dinge im
Spiel sein müßten, von denen, er keine Ahnung hatte.
    „Der Verlust von Freunden", sagte die Ragnatu ernst,
„trifft uns stets hart. Aber um wieviel größer als
der Schmerz ist die Freude, das Gebot des allmächtigen Popan
Mirz erfüllt zu haben..."
    „Deine Freude!" keuchte Redhorse. „Nicht meine.
Ich kenne deinen Popan Mirz nicht, wer immer er auch sein mag; aber
er soll sich hüten, mir in die Hände zu fallen."
    Die buntgekleideten Männer wurden unruhig. Das Gesicht der
Herrscherin war ernst, beinahe ärgerlich.
    „Der allwissende Popan Mirz fällt niemand in die Hände,
es sei denn mit fester Absicht. Und dann, Fremder, sei auf der Hut.
Du kennst den allmächtigen ..."
    „Er soll mir zeigen, was er kann!" schrie Redhorse.
    Dann sprang er.
    Der mächtige Thron bebte unter der Wucht seines Aufpralls. Er
bekam Rra am Gürtel zu fassen, riß sie in die Höhe
und schleuderte sie wutentbrannt hinter sich die Stufen hinunter.
    Sie schrie vor Angst und Schmerz. Er stürzte sich auf die
Höflinge. Sie standen starr, unfähig zu begreifen, was da
vor sich ging. Er fuhr unter sie wie der Habicht unter die Hühner.
Mit der Schulter zersprengte er ihre Gruppe, trieb sie stolpernd und
stürzend nach allen Seiten, faßte einen von ihnen um die
Hüfte, riß ihn hoch und schleuderte ihn gegen die Wand.
    Er wirbelte herum, auf der Suche nach weiteren Opfern ...
    Da fuhr es ihm durch den Schädel wie mit glühenden
Nadeln. Das Bild vor den Augen trübte sich. Die Wände der
Halle mit den hellen Flecken der Fenster wellte sich, floß
zurück und wellte sich von neuem. Der brennende Schmerz bohrte
sich in das motorische Zentrum des Gehirns. Die Muskeln gehorchten
ihm nicht mehr. Er schrie vor Wut und Verzweiflung, aber der Sturz
war nicht mehr aufzuhalten. Kraftlos fiel er vornüber. Als er
den Boden berührte, explodierte ihm eine Bombe mitten im
Schädel. Er verlor das Bewußtsein.
    *
    Durch wache und halbwache Perioden strömte die Zeit dahin. Er
hatte kein Empfinden dafür, wieviel Stunden vergangen waren,
seitdem geschehen war, woran sein Verstand sich nicht mehr erinnerte;
aberjedesmal, wenn er seiner Gedanken ausreichend Herr war, um

    nachzudenken, kam es ihm vor, als hätte er schon seit
undenkbar langer Zeit hier gelegen. Hier? Wo?
    Unter Anstrengung aller Kräfte richtete er sich auf. Der
kleine Raum hatte steinerne, schmucklose Wände. Ein kleines,
quadratisches Fenster ließ Helligkeit ein, die ihm in den Augen
schmerzte. Er lag auf einem niedrigen Bett, das gerade so lang war,
daß er sich darin ausstrecken konnte. Grobes Leinen bedeckte
seinen nackten Körper. Der Boden vor dem Bett war mit Tierfellen
ausgelegt, die einen merkwürdigen Geruch von sich gaben. In
einer Ecke stand ein tönerner Eimer mit einem schweren Deckel.
Neben dem Eimer war eine hölzerne Tür.
    Er streifte das Leinen zurück und schwang die Beine aus dem
Bett. Die Bewegung war so anstrengend, daß er auf dem Bettrand
sitzen bleiben mußte, um Atem zu holen. Unter den Sohlen fühlte
sich das Tierfell warm und schmiegsam an.
    Er stemmte sich mit den Armen in die Höhe. Einmal auf den
Füßen, hatte er Mühe, sein Gleichgewicht zu wahren.
Er schloß die Augen und wartete, bis das Rumoren im Schädel
sich
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