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PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten

PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten

Titel: PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten
Autoren: Perry Rhodan
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Verkauft er auch Rauschgift?“
    Sie schüttelte den Kopf. Dann schien sie sich entschlossen zu
haben, alles zu sagen. Kinkardine fühlte sich unbehaglich. Er
wußte, daß Cygne so vernünftig war, wie man es von
einer Frau erwarten konnte und machte sich keine Illusionen über
das Maß jener Vernunft. Im Dienst war Cygne zuverlässig
wie ein Robot. „Das, was du heute gesehen hast, war erst der
Anfang. Ich hatte
    bisher drei Anfälle, die jedesmal so begannen. Zuerst fing
ich an, wunderschöne Dinge zu träumen. “
    „Pfui“, sagte Kinkardine mit dem nutzlosen Versuch, zu
scherzen. Eine Lautsprecherstimme rief in sämtlichen Räumen
nach ihm.
    „Ich träumte von fremden, schönen und unwirklichen
Welten“, sagte Cygne leise. „Dann, etwa drei Stunden
später, war ich wie tot. Leer … ich schien auf einen Befehl
zu warten, der nicht kam. Man hätte mich buchstäblich
wegtragen können, als ich dalag. Und ausgerechnet heute mußte
es mich im Dienst erwischen.“
    „Du weißt nicht, was es ist, Cygne?“
    „Nein. Und erzähle es auch niemandem, bitte.“
    „Natürlich nicht“, erwiderte Kinkardine. „Aber
ich werde etwas anderes machen. Diaye wird deine Stelle übernehmen,
hier an Bord. Ich bringe dich zurück zum Hafen, rufe einen
tüchtigen Arzt und lasse dich nach Hause bringen. In vier Tagen
sind wir wieder hier, und du bist wieder in Ordnung. Das Schiff
braucht dich in gesundem Zustand.“
    „Nein“, sagte sie flüsternd. „Das nicht,
Kink! Ich lege mich hin, wenn der Anfall kommt. Ich merke es
rechtzeitig.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Damit ist niemandem gedient. Wenn du etwas tust, was jemand
weitermeldet, dann kannst du abmustern. Ich bin hier der Chef. Keinen
Widerspruch also!“
    Sie sah ein, daß er recht hatte.
    Kinkardine ging an die kleine Gegensprechanlage auf dem
Schreibtisch, drückte den Knopf Zentrale und hatte sofort seinen
Ersten Offizier auf dem Bild.
    „Neasden“, sagte er. „Cygne ist krank. Ich
bringe sie zurück zum Hafengebäude. Diaye vertritt sie.
Sind die Gäste schon an Bord?“
    „Sie kommen gerade an.“
    „Unseren Gleiter aus der Polschleuse und eine Meldung, wenn
der letzte Gast an Bord ist! Schicke bitte Diaye ins Chefbüro!“
    „In Ordnung, Chef!“
    Das Bild verblaßte.
    Minuten später jagte Kinkardine zurück zum Hafen,
ersuchte einen Arzt, zu Miß Landsberckhs Apartment zu kommen,
gab einem Gleiterpiloten ein hohes Trinkgeld und schloß die
Tür. Dann winkte er Cygne nach, die teilnahmslos in den Polstern
saß und leer vor sich hinstarrte. Der Kapitän sprang in
seinen Gleiter und flog zurück zum Schiff.
    Zwanzig Minuten später startete die LE BEAU NAVIRE, Kurs
Terra.
    *
    Zehn Stunden später.
    Cygne lag in ihrem Hausanzug auf der Liege und schwebte zwischen
Schlaf und Wachen. Der Anfall war vorüber. Sie fühlte sich
schlaff und ausgehöhlt; wie jeglicher Energie beraubt. Gedanken
krochen träge durch ihren Verstand. Alles war grau,
verschwommen, sinnlos und völlig undurchsichtig.
    Wieder hatte sie den übersteigerten, farbensprühenden
Zauber leerer, paradiesischer Welten gesehen, die Spuren fremder,
schöner Tiere und die purpurnen Wolken an einem unwirklichen
Himmel. Sie war allein durch eine lastende Stille geschwebt, die sich
jederzeit mit einem Befehl füllen konnte. Sie hatte jenem Befehl
förmlich entgegengefiebert.
    Er war ausgeblieben, wie jedesmal in den drei anderen Anfällen
des Wahnsinns.
    Keine flüsternde Stimme, kein einziges Wort …
    Das Haus war ruhig um diese Zeit; es war früher Abend.
Irgendwo näherten sich schwere Schritte und entfernten sich
wieder. Jemand pfiff … sehr seltsam. Eine Dur-Tonleiter, in der
das f fehlte, der vierte Ton. Zweimal. Vierzehn Töne und zwei
Pausen. Es war wie eine Chiffre aus einer
    unwirklichen Welt, einer Welt ihrer wahnsinnigen Vorstellungen.
Die Schritte entfernten sich wieder, hielten inne und schwiegen
völlig.
    Cygne stand auf, ging ins Bad und wischte das Gesicht mit einem
Handtuch ab, das sie in eiskaltes Wasser getaucht hatte. Dann
stolperte sie zurück in die Schlafnische, setzte sich in den
kleinen Stuhl und klappte ihr Tagebuch auf. Sie machte nicht jeden
Tag einen Eintrag, nur dann und wann. Sie beschrieb zehn Minuten
lang, häufig stockend und mit langen Pausen der Überlegung,
ihren Zustand. Noch jetzt fühlte sie die schmerzende Stelle in
der Ellenbeuge, an der irgendein Arzt eine Hochdruckspritze angesetzt
hatte. Sie war durstig. Wieder pfiff jemand dieses rätselhafte
Schema
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