Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten

PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten

Titel: PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
erklären.
    „Hier sind die Passagierlisten, Miß Landsberckh“,
sagte das junge Mädchen hinter dem Schreibtisch. Cygne nickte
und lächelte; ihre bernsteinfarbenen Augen lächelten mit.
„Vips?“ fragte sie kurz.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nicht ein
einziger!“ Vips, very important persons, waren diejenigen
Gäste, auf die man besonders aufzupassen hatte: wichtige
Persönlichkeiten aus Terrania, Planetare Räte oder
Kolonistenführer mit ihren oft mehr als merkwürdigen
Ansichten. Sie konnten im Leben einer Stewardeß für viele
Stunden der Anfechtung sorgen.
    „Sind die Jungens schon drüben?“ fragte Cygne
weiter. „Kapitän Kinkardine versprach, auf Sie zu warten“,
erwiderte das Mädchen und wünschte sich wieder einmal,
endlich aus dem Stadium des Bodendienstes in das des fliegenden
Personals überwechseln zu können. Noch fehlte ein Jahr
dazu.
    „Es wäre unhöflich, ihn warten zu lassen, nicht
wahr?“ sagte Cygne und rollte die Passagierlisten zusammen.
„Außerdem habe ich Hunger.“
    Sie verließ das Büro, ging nach rechts, bewegte sich
durch die Sperre und die kurze Treppe zum Restaurant hinauf. Der
kastenförmige Bau ragte mit einer Längswand aus Glas weit
aus der Kuppel heraus, schwang sich über den Besuchersteg und
bot einen phantastischen Ausblick über den Raumhafen. In der
linken vorderen Ecke erkannte Cygne die zehn Leute ihrer Crew. Sie
durchquerte das fast leere Restaurant, bestellte im Vorübergehen
ein kleines Frühstück und setzte sich dann aufatmend neben
Kinkardine.
    „Mädchen“, sagte der Kapitän und drückte
seine Zigarette aus, „du siehst, wie immer, fabelhaft aus. Ich
hoffe, deine Laune ist entsprechend.“ Er grinste wie ein
verwegener Raumpirat.
    „Wenn du mir eine Zigarette anbietest, wird die Laune noch
besser. Außerdem… an einem solchen Morgen? “
    Cygne Landsberckh wies nach draußen, wo die runden Schatten
der Schiffe, die Lichtblitze der Sonnenstrahlen und die hastig
eilenden Punkte der Robotwagen und Mechanikerplattformen das
gewohnte, farbenfreudige Schauspiel boten.
    Der Astrogator schüttelte den Kopf.
    „Rauchen vor dem Frühstück?“
    „Es soll der schlanken Linie dienen, mein Freund“,
belehrte ihn eine andere Stewardeß. „Eine Sorge, die wir
selbst in diesem mehr als fortschrittlichen Zeitalter haben.“
    „Aha“, sagte Kinkardine.
    Die Crew, bestehend aus meist elf Leuten, flog seit zwei Jahren
miteinander und verstand sich auf eine wortlose Art. Man war
aufeinander eingespielt und wußte, was zu tun war. Die Männer
waren über Vierzig, die Mädchen unter Dreißig, und
jeder wußte fast alles von jedem; die langen Wachen im Raum
regten die Gespräche an. Daher bestanden außer einer guten
Freundschaft keinerlei tiefere Beziehungen zwischen der Besatzung.
    Das Frühstück kam, und Cygne zahlte.
    Während sie aß und in ihrer Tasse rührte, lehnte
sich Kinkardine zurück und schwieg. Er blickte kurz auf seine
große Pilotenuhr, sah dann an den Gesichtern seiner Leute
vorbei auf den Mann, der allein in hundert Metern Entfernung an der
Brüstung der Besucherplattform stand und einen Rundblick filmte.
Dann, nach einigen Minuten, in denen die elf Personen die Ruhe des
kühlen Morgens genossen, blieb der Blick des Kapitäns auf
dem Gesicht Cygnes hängen. Hinter dem Schleier der Zigarette
betrachtete Kinkardine das Mädchen.
    Cygne hatte etwas von federndem Stahl an sich:
Hundertdreiundsiebzig Zentimeter groß und fast zu schlank, war
sie der Idealtyp des Mädchens in ihrem Beruf. Schnell, tüchtig
und kühl. Mit den Anträgen der Passagiere, hintereinander
auf Band gesprochen, hätte man einen mittelgroßen Hafen
ausmessen können. Das hellbraune Haar fiel lang und in einer
Innenrolle um den schmalen Schädel mit den bernsteinfarbenen
Augen, die dunkler wurden, wenn sich Cygne ärgerte. Der Mund war
etwas zu groß und heute hellrot geschminkt. Manchmal kamen
bemerkenswerte Sätze daraus hervor. Kinkardine grinste, weil er
wußte, daß Cygne jünger war, als es schien. Mit
sechsundzwanzig Jahren hatte man in diesem Beruf mehr erlebt als
andere Menschen im Greisenalter. Dann erstarb das Grinsen in dem
braunen Gesicht des Kapitäns. Er kniff die Augen zusammen.
    Mit Cygne Landsberckh war eine erschreckende Veränderung
vorgegangen.
    Sie saß regungslos da, blickte irgendwohin und schwieg,
obwohl sich ihre Lippen bewegten. Die anderen neun Leute bemerkten
nichts; sie waren mit anderen Dingen beschäftigt. Kinkardine
lehnte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher