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PR TB 037 Die Macht Der Träumer

PR TB 037 Die Macht Der Träumer

Titel: PR TB 037 Die Macht Der Träumer
Autoren: Perry Rhodan
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wunderte, daß er nicht längst tot war.
    »Die Raumfahrt ist eine anstrengende Sache, vor allem dann,
wenn man es mit Kommandanten wie Tschato zu tun hat«, sagte
Picot abschließend.
    Ich verschloß die Tür des Wandschranks.
    »Der Oberstleutnant machte einen sehr ruhigen Eindruck auf
mich, Captain«, erwiderte ich.
    »Haben Sie jemals einen Löwen in der Sonne liegen
sehen?« wollte Picot wissen. »Sie würden niemals
glauben, daß dieses Tier sich in eine reißende Bestie
verwandeln könnte.«
    Ich warf einen ängstlichen Blick zum Mikrophon des Interkoms
über dem Tisch. Picot verstand sofort.
    »Wenn er uns hören könnte, würde er sich
nichts daraus machen«, sagte er grimmig. »Er ist
innerlich kalt. Wie Eis, glaube ich.«
    Entweder wollte mich dieser Captain, der aussah wie ein alter
Jockey, auf den Arm nehmen,
    oder er glaubte tatsächlich, was er sagte.
    »Ich verschwinde jetzt, Leutnant«, sagte er. »Auf
gute Zusammenarbeit.«
    »Danke, Captain«, erwiderte ich.
    Er schlurfte aus der Kabine, mit gebeugtem Rücken und nervös
hüstelnd. Ein solcher Mann war Erster Offizier, dachte ich
verwundert. Die WHIP hatte immerhin eine vierhundert Mann starke
Besatzung. Ich versuchte mir vorzustellen, wie Dan Picot vor
vierhundert Männern stand und ihnen Befehle gab. Ein absurder
Gedanke.
    Aber ich war sein Stellvertreter. Und der Gedanke, daß ich
vor die vierhundert Männer hintreten und Befehle geben sollte,
war noch viel absurder.
    Verstehen Sie, Doc? Ich schloß die Kabinentür und ließ
mich auf das Bett sinken. Wie mag es wohl aussehen, wenn vierhundert
Männer brennen, Doc? Wie ein grausiges Ballett vermutlich.
Verziehen Sie jetzt nicht das Gesicht, Doc. Sie sagten, daß ich
alles aufschreiben soll, was mir gerade einfällt. Und in diesem
Augenblick dachte ich daran, wie vierhundert Männer verbrennen.
Wie sie zucken. Und schreien. Wie das Knistern der Flammen die
allmählich schwächer werdenden Schreie übertönt.
    Ich hatte ein Gefühl, als müßte ich mich
übergeben. Das kennen Sie ja, Doc.
    Aber ich schluckte alles runter, was da heraufkam.
    Ich war Stellvertreter von Dan Picot, dem Ersten Offizier an Bord
des Schweren Kreuzers WHIP. Kommandant des 200 Meter durchmessenden
Schiffes war Nome Tschato, der Löwe.
    Ein steiler Aufstieg für mich, Doc, wenn man bedenkt, daß
ich vor ein paar Tagen noch so besoffen war, daß man mich aus
der Kantine tragen mußte.
    Drei Stunden später lag ich noch immer auf dem Bett und hatte
keinen Blick in die Unterlagen geworfen, in denen ich über das
Ziel des Schweren Kreuzers nachlesen konnte.
    Ich richtete mich auf, als jemand an meine Kabinentür
klopfte.
    »Ja!« rief ich. »Kommen Sie herein!«
    Die Tür wurde behutsam geöffnet, und ein hagerer Mann
kam herein. Seine Uniform war ihm zu groß, sie hing wie
schlaffe Segel an seinem Körper. Als der Mann auf mich zuging,
sah ich, daß er das rechte Bein nachzog.
    »Ich bin der Bordarzt«, sagte er. »Mein Name ist
Quistair.«
    Quistair hatte eine ungewöhnlich große Nase. Sie
bewegte sich, wenn er sprach. Quistairs Kinn wurde von einem großen
Grübchen gespalten.
    »Daniel hat mir von Ihren Schwierigkeiten berichtet,
Leutnant«, sagte Quistair. »Er bat mich, Sie ein bißchen
unter meine Fittiche zu nehmen.«
    Ich hätte mir denken können, daß Sie mich nicht
ohne Aufsicht in den Weltraum fliegen lassen, Doc. Sie verdammter
Halunke! Sie haben mir kein Wort davon gesagt, daß sich an Bord
der WHIP ein Psychologe befinden würde. Sie haben mir es nicht
gesagt, weil Sie wußten, daß ich dann nicht mitmachen
würde.
    Ich zog wütend einen Ärmel meines Hemdes hoch.
    »Wollen Sie meinen Blutdruck messen?« schrie ich
Quistair an.
    Ich erwartete, daß er schockiert sein würde. Er wurde
jedoch noch nicht einmal ärgerlich. Seine farblosen Augen
blickten mich voller Verwunderung an.
    »An Bord vieler Schiffe gibt es keinen Bordarzt«,
sagte ich. »Die Medo-Roboter können alle akuten Fälle
behandeln. Sie sind nur an Bord der WHIP, um mich zu beobachten.«
    Quistair lächelte und entblößte dabei einige
unnatürlich große Zähne.
    »Nehmen Sie sich nicht ein bißchen zu wichtig,
Leutnant?« fragte er ruhig. »Wenn Sie gelesen haben,
welches Ziel die WHIP hat, werden Sie vielleicht verstehen, warum ich
an Bord bin. Haben Sie jemals etwas von Larc Fanning gehört?«
    »Fanning? Ist das der verrückte Kybernetiker?«
    »Ob er verrückt ist, wissen wir nicht«, sagte
Quistair bedächtig. »Aber er bereitet
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