PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel
dann
um. Über dem Halsausschnitt des groben Hemdes lachte Yser ein
dunkelhäutiges Gesicht entgegen. Eine tiefe Stimme, die einen
seidigen Klang besaß, fragte in fehlerlosem Interkosmo: »Ich
nehme an, ich stehe vor Yser aus der berühmten Familie Tharc?«
Ysers Waffe zielte auf die Brust des Dunkelhäutigen. »Sie
haben recht, Terraner«, sagte er langsam und betont. »Was
haben Sie auf meinem Planeten zu suchen?« Der Fremde lachte
immer noch.
»Ich suche Sie und Keenra«, antwortete er ungerührt.
»Wir freuen uns, daß Sie noch leben. Sind die Fallen
Ihres Ahnen Aulaire alle umgangen?«
Langsam schob sich die mächtige Gestalt näher. Irgend
etwas an diesem Mann erinnerte Yser an den Okpara, den er geschossen
hatte. Gefährlichkeit, Mut und gleichzeitige Besonnenheit
schienen in den
Bewegungen zu schlummern und Schnelligkeit. Der Fremde griff nach
dem Zügel des Cavans und klopfte dem Tier gegen die Seite des
Kopfes; das Reittier streckte seinen schlanken Hals aus und knurrte
zufrieden.
Ysers Augen nahmen anschließend eine verwischte Bewegung
wahr. Ein harter Schlag traf sein Handgelenk, das Tier scheute und
wurde festgehalten. Die Waffe wirbelte durch die Luft und fiel dem
Boden zu. Yser hechtete seitwärts aus dem Sattel, verfehlte den
Strahler und stürzte. Wie durch Zauberei erreichte die Waffe den
Boden nicht; sie wurde in der Luft aufgefangen. Eine riesige Pranke
streckte sich aus und bremste den Sturz des Arkoniden.
Nome Tschato lachte auf, während er Yser auf die Füße
half und die Waffe in seinen Gürtel steckte. Zwei Reihen
makelloser Zähne wurden sichtbar, als Nome sagte:
»Sie werden es kaum glauben, aber es ist so. Wir, die Leute
aus dem kleinen Schiff hier, sind im Moment Ihre besten Freunde. Wir
suchen Sie und Mart Keenra - wollen Sie uns nicht vorstellen?«
Deutlich und langsam sprach Yser einen langen Fluch, den er von
Thoogr gelernt hatte; er war nicht fein, aber um so plastischer. Dann
winkte er Keenra heran und sagte zwischen den Zähnen:
»Das hier ist Mart Keenry. Ich bin Yser Tharc. Was soll das
alles hier?«
Der Riese drehte sich um, nahm die Hände an den Mund und rief
etwas, das wie »Alessandra!« klang, zum Schiff hinüber.
Einige Sekunden später kletterte eine Frau die breite Leiter
hinunter und ging auf Keenra und Yser zu. Die Frau, ähnlich
gekleidet wie der schwarze Riese, näherte sich mit
ausgestreckter Hand Keenra, musterte sie einen Augenblick lang und
schüttelte ihre Hand.
»Nach den Bildern, die ich von dir sah, Neuarkonidin, hätte
ich dich kaum erkannt. Du bist weit hübscher, als es schien. Du
kannst dich an den hageren klugen Psychologen erinnern, der mit dir
in Ysers Haus …«, sie deutete auf den Arkoniden, der nichts
mehr verstand, »… gesprochen hat, dir Lysergsäure in den
Cocktail schüttete und dich hypnotisierte?«
»Robert Kara-Neville.« Keenra hielt die schmale Hand
fest. Sie sprach, als erwache sie aus einem Traum.
»Robert ist mein Bruder«, sagte die Frau einfach. »Er
hat, wie ihr sicher schon wißt, dies hier alles erst in
Bewegung gebracht.« Sie machte eine umfassende Geste.
»So ist das.« Yser trat an Keenras Seite, als müsse
er sie schützen. Das lebendige Gesicht der Frau, das von
schwarzem Haar umrahmt war, wandte sich ihm zu. Unergründlich
graue Augen forschten ihn aus.
»Tharc Yser«, sagte Alexandra dann. »Du hast
dich sehr zu deinem Vorteil verändert, Yser.« Widerwillig
ergriff Yser die Hand und war trotzdem erstaunt, wie energisch die
Finger der Terranerin Zugriffen. Sein Verstand sagte ihm, daß
er die Fremden nicht akzeptieren durfte - sein Gefühl sprach
deutlich das Gegenteil.
»Ich weiß«, sagte er mürrisch. »Man
hat es mir oft genug bestätigt. Als desinteressierter Arkonide
wäre ich längst gestorben.«
»Recht so«, lachte Alexandra. »Einsicht ist ein
Weg zur Vollkommenheit. Gehen wir ins Schiff - dort ist es entschie
den gemütlicher. Wir werden alles erklären. Die Tiere
könnten an einer Teleskoplandestütze festgemacht werden.«
»Wie habt ihr uns gefunden?« fragte Yser
angriffslustig und blieb steif in dem bequemen Sessel sitzen. Sie
befanden sich in der trapezförmigen Messe des Schiffes; um einen
Tisch standen die neun Sessel. Einer davon war leer - Thoogr war noch
nicht beim Schiff.
»Als wir diesen Planeten gefunden hatten«, sprach der
blonde Terraner, dessen Name Walt Heintman war, »entdeckten wir
an einem Punkt unweit von hier starke Funkaus-strahlung. Nach allem,
was wir über Glynth
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