Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

Titel: PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
lachte der Wächter und stieß die Schaufel mit einem harten Ruck mitten in ihr Gesicht. Tasha schrie leise auf, lockerte aber den Griff um die dunkelbraunen, krümeligen Riegel nicht. Der gefüllte Durstbeutel fiel vor ihr in den Morast. Sie bückte sich wimmernd, während der Wächter sich halb aus der Öffnung beugte und beobachtete, wie sie sich kriechend aus der Reichweite des Werkzeugs entfernte.
    Perry tat, als habe er nichts gesehen, und begab sich ebenfalls dorthin. Er tauschte den dritten Schwamm gegen einen neuen Beutel voll Wasser und vier Riegel. Die Strukturlücke schloss sich; er hatte sich das Verhalten des Wächters genau eingeprägt.
    Perry machte einige schnelle Schritte auf Tasha zu, richtete sie auf und wischte ihr mit dem Hemdärmel das Blut aus dem Gesicht. »Lass uns zum Strand gehen. Den Tag und die Nacht überstehen wir gut. Morgen fällt mir etwas ein, was vielleicht unsere Lage erleichtert.«
    Sie kümmerten sich nicht um die anderen Deportierten; ebenso wenig, wie sich diese um Tasha und Perry bemühten. Zwar erntete Tasha einige erstaunte Blicke, aber das blieb die einzige Reaktion. Perry, der neben ihr ging und ab und zu ihren Arm nahm und ihr half, spürte den rasend lodernden Zorn, der in der Frau tobte. Das Blut, das aus ihrer Nase tropfte, trocknete auf ihrer Haut; vielleicht hätte eine offene Wunde selbst Tasha umgebracht.
    Auf dem Weg zum Strand fanden sie nacheinander drei angeschwemmte Ölquallen und halfen einander, sich mit dem stinkenden Zellsekret der glibbrigen Meereswesen einzureiben. Nun stanken sie ebenso durchdringend wie der Sumpf.
    Welch ein Duft! Rhodan schüttelte sich und aß, langsam kauend, die Konzentratstangen; er trank mit ungewohntem Genuß das Wasser, solange es noch nicht so warm wie die Luft der Umgebung war. Tasha aß etwa die doppelte Menge, bis sie keinen Hunger mehr zu haben schien. Dann, als die Frau sich auf dem Sand ausstreckte, der von Fliegen nur so wimmelte, brach er zu einem Spaziergang auf, um sich Klarheit über seine Situation zu verschaffen.
    Eine Stunde später ließ er sich neben Tasha in den glitschigen Sand fallen und begann, aus den mitgebrachten dürren Tangstücken drei dicke, etwa einen Meter lange Zöpfe zu flechten. »Was soll das werden, Perry?«
    »Unser Strandhaus.« Diesmal war sein Grinsen echt. »Modell Tapasand. Nur für dich und mich.«
    Tasha starrte ihn an, als habe er ihr eine Liebeserklärung gemacht, trank und aß etwas von ihrer Ration und kühlte ihr Gesicht mit dickem Schlamm. Er stellte fest, dass sich sein Flechtwerk viel zu leicht biegen ließ, stand auf und näherte sich suchend der Grenzlinie zwischen Sumpf und Wasser. Mit einer Hand voll großer Fischgräten kam er zurück, integrierte sie in die raschelnden Konstruktionen und grub die dickeren Enden in den Sand ein; als er seine Jacke auseinanderfaltete und mit Zähnen und Fingern die Säume der Ärmel zerbiss und auseinanderriss, verstand Tasha und half ihm, das verwüstete Kleidungsstück über die oberen Enden der Tang-Gräten-Pfeiler zu breiten.
    Ein bizarrer Schatten fiel auf die Sandfläche. Die Sonne stand fast senkrecht über Tapasand, also befand sich die Insel zumindest nahe des Äquators. »Es ist nicht gerade ein Luxus-Pavillon geworden«, begann Rhodan, stutzte und nahm die Jacke wieder herunter.
    Er packte die beiden Zierknöpfe, riss sie ab und schuf dann zum zweitenmal ein Schattendach. Mangels vorhandener Kleidungsstücke, er deutete auf die verschwitzten Kleidungsreste, die Tashas runde Brüste kaum bedeckten, zwar zur Nachahmung empfohlen, aber undurchführbar. »Etwas Kühlung für dich und mich - kleiner Dank für deine erste Hilfe.«
    Sie rutschte in den Schatten. Es wurde eng, sie saßen Schulter an Schulter. Nach einer langen Weile sagte sie: »Schon jetzt bist du für mich und die anderen ein Gewinn, Fremder. Ob es uns rettet... vielleicht. Wahrscheinlich eher nicht. Ein paar Gramm von meinem Stolz habe ich allerdings zurück bekommen.«
    »Und wenn du den Lehm und das Blut aus deinem Gesicht wäschst, bekommst du vermutlich auch ein ganzes Kilogramm von deiner Natürlichkeit zurück. - Wo finde ich Steine? Korallenstücke, Felsbrocken, Kiesel?«
    Sie schüttelte den Kopf, strich mit einer verlegenen Geste über seine Schulter und wagte ein gebrochenes Lächeln, das die ganze Verwüstung im tiefsten Grund ihrer Persönlichkeit erkennen ließ.
    »Ich zeige es dir, Perry. Nachher.« Sie blickte auf die beiden Knöpfe in seinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher