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PR NEO 0055 – Planet der Stürme

PR NEO 0055 – Planet der Stürme

Titel: PR NEO 0055 – Planet der Stürme
Autoren: Michelle Stern
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sich, und sein Zittern ließ nach. Das Schmerzmittel wirkte.
    »Ja. Deshalb habe ich meine Liebe getarnt. Mohira ist ein erfundener Name. Er ... er sollte meinetwegen keinen Ärger kriegen. Ich liebte einen Mann. Herak ... Herak da Masgar.«
    Ageare ruckte hoch. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie den Regenten geliebt haben?«
    »Ich liebte ... Herak, nicht den Regenten. Ich ... wollte ihn schützen. Wenn ich geschrieben hätte, dass ich einen Mann liebe, wäre man schnell auf ihn aufmerksam geworden. Eigentlich hätte ich gar nichts schreiben dürfen, aber ... war so trotzig damals. Auf Widerstand. Mein Leben durchziehen. Es ... so dumm.« Da Kirtols Stimme wurde leiser.
    Tineriaan hatte eine Medoeinheit aktiviert, klein wie ein Käfer. Sie nahm Daten und spritzte über eine haarfeine Nadel ein weiteres Schmerzmittel.
    »Aber ... ich verstehe nicht. Warum hat da Masgar Sie nach diesem Scharmützel in Tagnor ignoriert? Und was haben Sie in der Nacht gefunden, als sie zu ihm kamen?«
    Da Kirtol streckte den Arm aus. Seine Muskeln zitterten, trotzdem erreichte er ihr Gesicht, streifte mit den Fingerkuppen in einer überraschend zärtlichen Geste ihr Kinn. »Das da.«
    »Ein Gesicht?« Ageare griff die zitternde Hand. Das ergab keinen Sinn. War da Kirtols Gehirn bereits mit Sauerstoff unterversorgt? Glaubte er, den ehemaligen Geliebten vor sich zu haben?
    »Der Fleck an der Leiste – er hat gefehlt.«
    In Ageares Verstand fiel ein Kiesel des Begreifens, dann ein weiterer, bis es mehr und mehr wurden, die wie eine Lawine niedergingen und auf sie zurasten. »Er ... er wurde ausgetauscht. In der Zeit, in der er sich von seinem Zug entfernt hat.«
    Deshalb hatte da Kirtol widersprochen, den Regenten geliebt zu haben. Der Regent und Herak da Masgar waren zwei verschiedene Personen. Irgendjemand hatte da Masgar vor knapp vierzig Jahren beseitigt – entführt oder umgebracht – und an seine Stelle die Person gesetzt, die nun Regent war. Aber wer hatte das arrangiert? Und warum?
    Da Kirtol atmete schwer. Aus seiner Lunge kam mit jedem Zug ein verstörendes Pfeifen. »Durfte die letzte Nachricht nicht senden. Habe alles gelöscht bis auf das im Armbandgerät ... Erinnerung. Was blieb mir? Wusste, es war zu groß für mich. Ich habe den Mund gehalten, aber als der Regent an die Macht kam ... ging nach Thersunt.«
    Es arbeitete in Ageare. »Warum haben Sie das für sich behalten? Sie sagten, Sie hätten den Mann geliebt.«
    Epherem sah weder zornig noch reuevoll aus, nur sehr, sehr müde. »Sie haben es nicht zu Ende gedacht, Ageare. Ich hab Herak geliebt. Aber was wäre geschehen, wenn ich geredet hätte? Was hätte sich geändert, außer, dass ich mich in Gefahr gebracht hätte? Ich war allein. Ich ... hatte keine Beweise, lediglich ein Indiz. Niemand hätte mir geglaubt. Im besten Fall hätte man gedacht, ich wäre verrückt geworden.«
    »Aber der Fleck ...«
    »Sie sind Ara. Wie leicht lässt sich so ein verdammter Fleck operativ entfernen? Was denken Sie?«
    »Aber ...«
    Tineriaan packte Ageares Schulter und drückte behutsam zu. Sie sah zu ihm auf, folgte seinem Blick, der auf dem Klebeverband lag. Das Blut sickerte darunter hervor, verfärbte die Haut und den zerrissenen silberweißen Stoff.
    Ageare schluckte. »Halten Sie durch! Wir bringen Sie auf Ihre Farm. Dort ...«
    »Sie sind eine miserable Lügnerin, Ageare. Ich hab auf Zalit andere an solchen Verletzungen krepieren sehen. Bemühen Sie sich nicht! Ich hab höchstens noch Minuten.« Es klang kalt, aber nicht unfreundlich. Und so schicksalsergeben, dass es zu viel für Ageare war.
    »Das ist nicht Tagnor! Wir bringen Sie fort!«
    Tineriaan verstärkte den Druck an ihrer Schulter. »Er ist Krieger, Ageare. Beleidige ihn nicht mit Unwahrheit, weil du der Begegnung mit Wahrheit und Tod ausweichen willst. Das verletzt seine Würde.«
    Da Kirtol lächelte. »Und das von einem Naat. Schade, weil ich Sie nicht besser kennenlernen konnte ... Tineriaan.«
    Da Kirtols Atemzüge wurden ruhiger und setzten aus. Mit geschlossenen Augen lag er da, als schliefe er, die Brust rot vom Blut.
    In Ageares Augen brannte es. »Da Kirtol?«
    Der Medoroboter nahm neue Messungen vor. Sein Licht wechselte von Gelb auf Grün. Er stellte jegliche Aktivität ein.
    Tineriaan senkte den Kopf. »Er ist tot.«
    Ageare wollte, dass da Kirtol die Augen wieder öffnete. Ein kindischer Wunsch. Ihr Bruder war mit fünf Jahren gestorben, und schon damals war alles Wünschen vergebens gewesen. Er war in
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