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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen
Autoren: Marc A. Herren
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hasse mich auch für das, was ich getan habe. Manchmal ticke ich einfach aus, habe mich nicht mehr unter Kontrolle. Tu Dinge, bei denen ich im innersten Innern weiß, dass sie falsch sind. Aber ich tu sie trotzdem, weil ich manchmal nicht sein kann, ohne zu rebellieren.«
    Hollander brach ab. Schluchzte leise. Sid sah auf.
    Von dem charismatischen, sich in allen Lebenslagen bewährenden All American Boy war nichts mehr zu sehen. Hollander wirkte gebrochen, verzweifelt.
    »Ich weiß, dass ich ein Problem mit Autoritäten habe«, erklärte Hollander leise. »Ich habe es nie verstanden, weshalb mich mein Vater so behandelt hat, so ... unfair. Ich habe ihm nie meine Meinung sagen können. Ich war zu schwach dafür, viel zu schwach. Dafür habe ich mich bei anderen aufgelehnt. Bei den Lehrern, bei den Behörden. Habe mich oftmals in die Scheiße reingeritten und damit nur erreicht, dass ich es zu Hause noch schwerer hatte. Es war ein Teufelskreis, aus dem ich nicht herauskam.«
    Sid blickte Hollander in die Augen. Zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, hatte er das Gefühl, dass er den wahren Maurice S. Hollander vor sich sah.
    »Dann bin ich abgehauen, habe mich an der Akademie eingeschrieben, und plötzlich war alles anders. Ich fand Freunde, echte Freunde. Nicht solche Typen wie am College, die nur mit mir abhingen, weil sie dachten, dass ich cool sei. Dass der Scheiß, den wir angerichtet haben, irgendeinen Sinn ergäbe. Richtige Freunde. Du und Brubaker. Dahlin ... Aber dann bin ich irgendwann wieder in die alten Muster reingekommen. Sah in Rinkhel eine jener Autoritäten, gegen die ich mich auflehnen musste. Ich habe alles kaputt gemacht. Meine Zukunft als Raumfahrer verspielt und alle Freunde verloren.«
    Sid nickte langsam und nachdenklich.
    »Ich möchte, dass du weißt«, fügte Hollander leise hinzu, »dass ich dich immer noch als meinen Freund betrachte. Und dass es mir unendlich leidtut, dass ich dich mit hinuntergezogen habe.«
    Sid blickte wieder aus dem Fenster. Das unterste Plattensegment von Terrania Orbital schob sich von oben herab.
    »Und ich hoffe, dass du mir eines Tages wirst verzeihen können, Ruy.«
    »Es gibt nichts zu verzeihen«, sagte Sid mit tonloser Stimme. »Ich hätte nicht mitmachen müssen. Dir nicht vertrauen dürfen. Ich hätte auf meine innere Stimme hören sollen. Dann wären wir vielleicht beide nicht hier drin.«
    Mit majestätischer Langsamkeit kamen die weiteren Platten der Orbitalstation in den Sichtbereich. Sie rotierten in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Es gab einen kaum wahrnehmbaren Ruck, der ihnen anzeigte, dass sie an der Gegenstation angekommen waren.
    Sid überlegte sich, ob er einfach hinüberteleportieren und sich in Terrania Orbital verstecken sollte. Aber was würde ihm das bringen? Früher oder später würden sie ihn finden.
    Oder sollte er einfach alles sein lassen und raus ins All springen? Wie lange überlebte ein Mensch ohne Schutzkleidung im Weltraum? Eine Sekunde? Fünf? Eine halbe Minute?
    Was würde der letzte Gedanke sein, der durch sein sterbendes Hirn rasen würde? Würde er an einen Menschen denken? An verlorene Träume? Würde er Dankbarkeit darüber empfinden, dass nun alles ein Ende hatte? Oder Bedauern, weil er es nicht geschafft hatte, etwas aus seinen Gaben zu machen?
    Über ihnen blitzte etwas auf. Ein Zittern lief durch die Kabine des Weltraumfahrstuhls. Dann blitzte es erneut.
    Die beiden Sicherheitsoffiziere zuckten zusammen. Einer von ihnen hob das Multifunktionsarmband zum Mund.
    »Was ist geschehen?«, fragte er beunruhigt.
    Er griff sich ans rechte Ohr, wo er wahrscheinlich einen Knopfempfänger trug. Sid sah, wie der Mann plötzlich erbleichte.
    »Wir müssen den Fahrstuhl evakuieren!«, sagte er hastig zu seinem Kollegen. »Irgendetwas stimmt nicht!«
    »Können wir nicht den Notstart einschalten und nach unten fahren?«
    »Sie sagen, wir sollen reinkommen. In der Station seien wir besser geschützt als in der Kabine!«
    Der Offizier schüttelte verwirrt den Kopf, dann blickte er Sid und Hollander an. »Mitkommen, ihr zwei. Hier ist der Ausgang!«
    Er betätigte ein Sensorfeld, und ein Teil der Wand schob sich zur Seite.
    »Los!«
    Hollander wechselte mit Sid einen bestürzten Blick, dann ging er voraus. Sid folgte ihm auf dem Fuß.
    Sie verließen die Fahrstuhlkabine und fanden sich in einer Art Hangar wieder. Fünf Meter über ihnen sah Sid durch den Glasboden der oberen Ausstiege das vertraute Blau der Overalls aus der
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