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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ferronischer Fertigung stammten.«
    »Es gibt einen regen Schmuggelbetrieb in Terrania. Wussten Sie das? Für Geld, so sagt man auf dem freien Markt, kann man alles haben. Es lebe der Kapitalismus!« Noir trank seine Tasse leer.
    Jetzt! Kakuta änderte blitzschnell seine Pläne. Er sprang über den Tisch, griff nach dem Anführer des Free State of Chittagong, drehte ihm einen Arm auf die Schulter, schob ihn vor sich, sodass er zwischen ihm und Ariane auf der einen und den beiden Bewaffneten auf der anderen Seite stand wie ein lebender Schutzschild.
    »Ganz ruhig, Mister Kakuta«, sagte Noir. Er gab sich keinesfalls beunruhigt, bloß ein wenig angespannt. »Sie haben keine Chance. Ich würde Ihnen raten, mich augenblicklich loszulassen.«
    »Und was, wenn nicht?« Er bog den Arm am Rücken seines Gegners weiter nach oben.
    Noir zeigte sich ungerührt. Durch nichts gab er zu erkennen, dass er Schmerzen fühlte. »Dann werde ich Ihnen zeigen müssen, welche Mutantengaben ich besitze.«
    Kakuta wollte teleportieren. Wenn es ihn erwischte, hatte er zumindest André Noir mit in den Tod gerissen. Es war eine wenig überlegte Aktion. Er gehorchte einem Instinkt, den er sich in seiner Jugend in der japanischen Heimat angeeignet hatte.
    Er traf auf Widerstand, auf eine undurchdringliche Mauer aus Energie. Er prallte dagegen, mit all seinen Sinnen, mit all seinen Körperbestandteilen. Haut, Fleisch, Knochen, innere Organe – alles stieß gegen das Kraftfeld. Er wurde zurückgeschleudert.
    Er stürzte in die Realität zurück. Strahlend weißes Licht war rings um ihn. Pflanzen, Tische, Barhocker. Wuriu. Ariane, die ihn entsetzt anstarrte.
    »Das hätten Sie nicht tun sollen, Mister Kakuta«, sagte André Noir, dessen Gewicht er auf seinem Körper lasten fühlte.
    Das Licht verblasste, sein Bild der Umgebung zerfaserte. Dann kam die Dunkelheit. Er glitt weg, verschwand aus der Realität.

10.
    Gewonnene Schlachten
     
    Sue trat einen Weg an, den sie gehofft hatte, vermeiden zu können.
    Es war spätmorgens. Sie hatte lange geschlafen, und dies, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie fühlte sich gut erholt. Dennoch hatte sie Angst vor den kommenden Unterhaltungen.
    Sue nahm den Aufzug. Die Zeit, da sie Hintereingänge und Treppen nutzte, war vorbei. Sie ließ sich informieren, wo sich Fulkar aufhielt, und folgte dann seiner Spur. Der Ara hatte einen Lehrauftrag zu erfüllen. Zwei Dutzend terranische Spitzenchirurgen aus unterschiedlichen Fachbereichen waren im Hörsaal eins versammelt. Im Raum der Wahrheit, der seinen Namen der Tatsache verdankte, dass ihn die meisten Zuhörer mit hängenden Köpfen verließen. Fulkar schenkte ihnen nichts. Er demonstrierte ihnen seine Künste und plauderte aus dem Nähkästchen. Er erzählte von besonderen Fällen und brachte Beispiele aus seiner Praxis im Umgang mit den Fantan. Er tat dies in einem Tonfall, den die honorigen Doktoren normalerweise ihren Assistenten zumuteten.
    Auch an diesem Tag war Fulkar in seinem Element. Sue kannte den Ara gut genug, um die Freude rauszuhören, mit der er den besten Schönheitschirurgen der amerikanischen Westküste herunterputzte. Er nannte ihn einen »besseren Steigbügelhalter«, einen »inkompetenten Schleimer«, einen »bestenfalls minderbegabten Arzt, der gut daran täte, in der Pathologie an jenen herumzuexperimentieren, die sich gegen seine Verbrechen nicht mehr wehren könnten«.
    Pause. Verschwitzte Frauen und Männer verließen den Hörsaal, um sich zu erfrischen und ihre zittrigen Hände unter Kontrolle zu bekommen. Sue klopfte gegen den Türrahmen und betrat den Raum, ohne eine Einladung abzuwarten.
    »Sue Mirafiore.« Fulkar knabberte an einem Salzstäbchen und trank einen Schluck Wasser. Vor ihm in einer Wanne lag der Torso eines Menschen. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich so rasch wiedersehen würde. Wäre ich nicht der, der ich bin, würde ich sogar sagen, dass ich mich über deinen Besuch freue. Nach all den Dilettanten, mit denen ich es heute zu tun habe. Sie sollten froh sein, dass ich eine Übertragung ins Netz abgelehnt habe. Sie wären allesamt zum Gespött der Ärzteschaft weltweit geworden.«
    Sue hatte keine Lust auf Spielchen mit dem Ara. »Ich möchte mich entschuldigen«, kam sie gleich auf den Punkt.
    »Für welche deiner zahlreichen Verfehlungen?«
    »Weil ich ... weil du ... verdammt, musst du es mir so schwer machen?«
    »Wenn einem etwas zu leicht gemacht wird, hat es keinen Wert.« Fulkar hielt seine Hände
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