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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Zettel, den er in der Hand hält, dann kommst du auf mich zu, mit einem reichlich dämlichen Ausdruck im Gesicht, stolperst über deine eigenen Beine – und tust nun so, als wüsstest du nicht, was mit dir geschehen ist!«
    Noir hüstelte unterdrückt. Kakuta und Ariane Colas wandten sich ihm zu.
    »Wenn Sie mir für eine Weile Ihr Ohr schenken, kläre ich Sie gerne auf. Aber lesen Sie zuerst dieses Schriftstück, Mister Kakuta.«
    Er griff danach, las die wenigen Zeilen einmal, zweimal, ein weiteres Mal. »Das ist unmöglich!«, sagte er.
    »Aber es ist Ihre Schrift, nicht wahr?«
    »Ja, aber ... Das habe ich niemals geschrieben!«
    Ariane riss ihm das Papier aus der Hand und las laut vor: »Ich bestätige hiermit, dass André Noir mein vollstes Vertrauen genießt. Er ist ein ehrenwerter Mann und zählt zu meinen besten Freunden. Gezeichnet: Tako Kakuta.« Sie sah ihn an. Schüttelte den Kopf. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das bedeutet, dass ein gewisser Tako Kakuta mich vorbehaltlos unterstützt.« Noir lächelte erneut.
    »Das ist eine Lüge!«
    »Ich sagte: ein gewisser Tako Kakuta. Und nicht jener, der nun neben Ihnen steht, Miss Colas.«
    Beide starrten sie den Franzosen an, ohne zu verstehen, was er meinte.
    »Ich bin ein Mutant wie Sie beide. Wie Sie mittlerweile festgestellt haben, existieren eine ganze Menge von uns auf der Erde, und sie besitzen die seltsamsten Fähigkeiten. Es ist mir allerdings noch niemand untergekommen, der über ähnliche Kräfte wie ich verfügt.«
    »Und welche sind das?« Kakuta ließ sich in ein Sitzmöbel fallen. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt. Der Aufenthalt in der Schwärze hatte mehr Kraft gekostet, als er zugeben wollte.
    »Ich bin ein Changeur. Ich bin in der Lage, Menschen gegen solche auszutauschen, die in einem alternativen Universum leben.«
    »Was ist ein alternatives Universum?« Ariane zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Es gibt Theorien, die von multiversalem Leben sprechen. Von endlos vielen, nebeneinander existierenden Paralleluniversen, in denen ein und dieselbe Person existiert. Sie unterscheidet sich in Winzigkeiten von seinem ... Nachbarn. Es mögen körperliche Abweichungen sein oder aber auch solche in der Geisteshaltung. André Noir links von mir trägt womöglich ein Muttermal auf der Wange und hat den Tick, sich dauernd dort zu kratzen. André Noir rechts von mir leidet unter einem Gendefekt, der ihm ein früheres Dahinscheiden bescheren wird. Deshalb ist er kein besonders lustiger Zeitgenosse. Und nun stellen Sie sich Billionen von André Noirs vor, die nebenher durch die Zeit voranschreiten, ohne dass der eine vom anderen weiß. Ohne dass sie sich jemals begegnen werden.«
    Kakuta blieb ruhig. Er kannte derlei Theorien. Sie waren ein beliebtes Thema bei Quantenphysikern, vor allem dann, wenn sie einen über den Durst getrunken hatten. Konnte es wahr sein, dass diese Thesen richtig waren? Dass dieser blasse, unscheinbar wirkende Franzose Zugriff auf multiverselle Daseinsebenen hatte?
    »Ich bin mir meiner Gabe erst seit relativ kurzer Zeit bewusst. Genauer gesagt: seitdem bekannt wurde, dass Außerirdische auf der Erde gelandet sind. Dieses Wissen hat etwas bei und in mir bewirkt. Ich war auf einer Friedensmission in Nordindien, als ich die Nachricht vom Erstkontakt mit den Arkoniden erhielt.« Noir tat einige Schritte auf und ab, vorbei an Wuriu Sengu, dessen Schultern er tätschelte. »Die Information war wie ein Schock für mich. Ich sah die möglichen Konsequenzen der Begegnung mit anderen Völkern – und sie wurden durch das Verhalten der Fantan bestärkt. Diese Wesen legten eine Arroganz an den Tag wie die schlimmsten Imperialisten. Sie scherten sich nicht um uns, schienen bloß auf Eroberung aus zu sein, stellten Besitzansprüche.« Er seufzte. »Es ist dann doch nicht so schlimm gekommen, wie ich befürchtete.«
    Noir schüttelte sich, als wollte er eine böse Erinnerung loswerden. Erst nach einer Weile fuhr er fort: »Ich wandte meine Gabe erstmals an, als ich es in der nordindischen Stadt Jaipur mit einer besonders bösartigen Kreatur in Form eines Provinzverwalters zu tun bekam. Der Mann sagte mir kalt ins Gesicht, dass es ihn nicht schere, wenn tausend oder mehr Landsleute wegen der seit Jahren anhaltenden Dürreperiode verhungerten. Nur wenn ich ihm eine bestimmte Summe Geld aushändigte, würde er sich mein Anliegen anhören. Ich hatte das Geld nicht. Ich war ohnmächtig vor Zorn. Ich wünschte den Mann zum Teufel – und ich
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