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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der Plasma-Äcker war lange vorbei, zumindest in den Wohlstandsstaaten. In Chittagong jedoch übten sie nach wie vor eine große Faszination auf Jung und Alt aus.
    »Er könnte uns zu seinem Boss bringen«, gab Sengu zu bedenken. »Und von dort sollte es nicht mehr weit sein zu diesem Sandhya.«
    Sandhya, der Schatten. Ein mutmaßlicher Mutant, dem sie hinterherjagten. Der Grund ihres Hierseins in Chittagong, der Werftstadt. In Bangladesch, dem überbevölkerten Land, zwar Mitglied der Terranischen Union, aber von der UNO mit dem Siegel eines failed state bedacht. Ein Land, in dem es kaum funktionierende politische Strukturen gab, Warlords das Sagen hatten und die Korruption besser funktionierte als alles andere.
    »Lassen wir ihn laufen«, beharrte Kakuta. »Es sieht so aus, als hätte er seine Runde durch das Geschäftsviertel eben erst begonnen. Es könnte Stunden dauern, bis er seine Geldbündel abliefert.«
    »Dann beschleunigen wir die Sache! Ein paar Ohrfeigen bewirken oftmals Wunder.«
    »John Marshall hat uns eingeschärft, vorsichtig zu sein und bloß nicht zu viel Staub aufzuwirbeln.«
    »Es gibt hier gar keinen Staub.« Sengu umtänzelte eine Lache aus Matsch – und musste vor der nächsten kapitulieren. Sie umfasste die gesamte Breite der Straße. Also tapste er hinein, wie alle Chittagonger, die gleich ihnen den Markt bevölkerten.
    »Ein bisschen Geduld schadet nichts. Wir haben schon Hunderte Menschen nach Sandhya befragt. Irgendwann wird man hellhörig werden und auf uns zukommen.«
    »Geduld ist schön und gut – aber mittlerweile sind drei Tage vergangen, seitdem wir Terrania verlassen haben.«
    »Du hast wohl Sehnsucht nach der Heimat.«
    »Ja. Und du weißt auch, warum.«
    Kakuta schwieg. Der Mann mit dem Smiley verlor sich irgendwo zwischen den Ständen. Sie schlenderten weiter, nun wieder ohne Weg und Ziel.
    Wuriu Sengu kniff die Augen zusammen, sah sich um und deutete dann nach links. »Hier entlang.«
    »Hast du was gespäht?« Kakuta folgte dem Freund.
    »Nein. Aber würden wir nach rechts gehen, gerieten wir in eine Sackgasse.«
    »Wie banal ...«
    »Meine Gabe ist banal im Gegensatz zu deiner. Was würde ich dafür geben, von einem Ort zum nächsten teleportieren zu können!«
    »Es wäre nicht sonderlich gut für deine Figur.« Kakuta klopfte Sengu auf den Bauch und zog die Hand hastig wieder zurück.
    Was machte er da? Derartige Vertraulichkeiten gingen zu weit. Womöglich fasste der Freund die Anspielung auf seine untersetzte Statur als Beleidigung auf.
    Plötzlich ein lautes Tosen. Es kam von oben. Die Chittagonger kümmerten sich kaum darum. Sie gingen ihren Beschäftigungen nach, als wäre nichts geschehen. Kakuta sah sich um, einerseits beunruhigt, andererseits froh über die Ablenkung. Er starrte in den Himmel, in diesen kleinen Ausschnitt aus Blau und Grau, der an allen Seiten von Wellblechdächern begrenzt wurde.
    Da war nichts zu sehen. – Doch! Ein Lichtreflex, der sich auf silbrigem Metall spiegelte.
    »Das ist womöglich eine der Starshine-Raketen«, sagte Wuriu Sengu mit zusammengekniffenen Augen. »Ich habe gehört, dass sie bis tief in den südostasiatischen Raum hinein getestet werden.«
    Starshine – eines von vielen Projekten, das derzeit mit Unsummen lanciert wurde, finanziert mit Geldern aus den schier unerschöpflichen Quellen Homer G. Adams' und der Finanziers, die weniger die Vision Perry Rhodans vor Augen hatten als die Hoffnung auf ein gutes Geschäft.
    Starshine war Raketen- und Raumschiffstechnologie, die menschliche Ingenieurskunst mit außerirdischem Know-how verband. Tausende Modelle wurden derzeit angedacht; nur jedes zehnte schaffte es über eine vage Idee hinaus, und bestenfalls jedes hundertste wurde in Form eines Prototypen umgesetzt. Starshine war wie ein Suppentopf, in den man wahllos unbekannte Zutaten hineinwarf und darauf hoffte, etwas besonders gut Schmeckendes zu erhalten.
    Das Tosen verklang in der Ferne. Sie gingen weiter; vorbei an unzähligen kleinen Läden, deren Aufschriften in Bengali gehalten waren und unerklärlich blieben. Gelegentlich fanden sich Schmierereien in Englisch. Free State of Chittagong war öfter mal zu lesen, daneben der Name Gnao, jenes Warlords, der eine Armee Bewaffneter anführte, aber auch für neue Sozial- wie Bildungseinrichtungen und eine Art Genossenschaftsbund stand. Ab und zu konnte man auch Chittagong Defense lesen. Die Defense war ihren Informationen nach kleiner und schlechter organisiert als der Free
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