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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche
Autoren: Frank Borsch
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bekommen hatte, seit er sich das erste Mal Flügel auf den Rücken geschnallt hatte. Das lag ein halbes Jahrhundert zurück. Am selben Tag noch hatte er seine Stelle bei einer untergeordneten Regierungsbehörde aufgegeben - einen Rang, auf den Generationen seiner Familie hingearbeitet hatten - und Drorah den Rücken gekehrt. Er war »aus dem Käfig geflattert«, wie er es nannte, wenn jemand aufrichtiges Interesse an seiner Leidenschaft bekundete.
    Seitdem hatten Hevrors Flügel den Wind hunderter Welten verspürt. Hevror hatte auf Häuser- und Wellenmeere hinabgeblickt, auf Wüsten aus Sand und Eis, auf endlose Ebenen und bodenlose Schluchten. Aber nichts kam nur annähernd dem Anblick der Arche gleich. Sie war riesig und winzig zugleich.
    Winzig in ihren physischen Dimensionen. Sie maß einige wenige Kilometer in der Länge, keinen halben im Gesamtdurchmesser und beherbergte eine Einwohnerzahl, der man auf Drorah noch nicht einmal das Prädikat »Dorf« angedeihen ließ. In wenigen Minuten konnte er, wenn er es darauf anlegte, und das tat er in diesen Mo-ment, die Arche in ihrer gesamten Länge durchfliegen.
    Und doch, sie war auch riesig. Ihre Maße stellten alles in den Schatten, was akonische Werften mit ihrer unendlich weit überlegenen Technik hervorbrachten. Was für eine ungeheure Anstrengung! Sie war der stahlgewordene Ausdruck eines unbezähmbaren Willens, der Entschlossenheit hunderttausender von Menschen, die an ihrer Entstehung mitgewirkt haben mussten. Doch woher entsprang diese Entschlossenheit? Hevror konnte nur spekulieren, aber die Antworten entwanden sich ihm, wie der Horizont des Außendecks, der in einem verhüllenden Dunst mündete, der nicht geneigt war, seine Geheimnisse preiszugeben.
    Der Akone zog weiter seine Kreise. Die Spielzeugfiguren unter ihm gestikulierten jetzt, zeigten mit hektischen Bewegungen in Richtung Heck. Sie befürchteten, dass er sich im Hochgefühl des Fliegens verloren hatte und nun selbstvergessen seine Kreise zog.
    »Hevror!«, hörte er Solinas Stimme aus dem Akustikfeld seines Anzugs. »Bei allen stinkenden Leuchtfischen Shaghomins, was treibst du da?«
    Hevror war überrascht, dass ihre Funkgeräte innerhalb der Arche einwandfrei arbeiteten. Es war keine freudige Überraschung. Er schaltete das Funkgerät ab, ohne Antwort zu geben. Sie waren keine Flieger, verstanden ihn nicht. Hevror brauchte Höhe. Alle Höhe, die er bekommen konnte. Denn Höhe bedeutete Strecke und Geschwindigkeit.
    Er schraubte sich weiter hinauf, bis seine Flügel fast am »Himmel« kratzten, der Unterseite des Mitteldecks. Als er den Sinkflug einleiten wollte, glaubte er ein Gesicht zu sehen. Es steckte in einem Raumhelm.
    Der Akone legte einen weiteren Kreis ein, auch auf die Gefahr hin, den »Himmel« zu touchieren, aber das Gesicht war verschwunden. Vielleicht hatte er es sich nur eingebildet. Das Licht, dessen Quelle er immer noch nicht finden konnte, wurde langsam schwächer. Es wurde Abend auf der Arche.
    Hevror legte die Arme an. Das Kreisen stoppte abrupt; in einem Sturzflug, der einem kontrollierten Fall glich, raste er seinem Ziel entgegen. Er ging ein großes Risiko ein. Er wusste nicht, ob das Material durchhielt. Seine Sorge galt nicht seinen Flügeln, der
    Akon-Stahl und die Folie hielten einem Vielfachen der Belastung stand. Nein, Hevror sorgte sich um das Material seines Körpers. Seine Arme konntenbrechen. Geschah das, würde er die Kontrolle über seine Flügel verlieren, so wie Malit Balak, der Erfinder der Flügel. Der Sturz in den Tod hatte Malit zur Legende gemacht, das Fliegen von einer Spinnerei mit einem Schlag zu einer Lebensweise katapultiert. Was würde mit ihm, Hevror, geschehen, versagte er jetzt? Der Akone bezweifelte, dass man ihm Denkmäler errichten würde.
    Die verzweifelte Lemurerin, der Naahk, seine Wächter, Perry Rhodan und die Übrigen blieben rasch hinter ihm zurück. Wie ein Pfeil schoss Hevror über das Außendeck, dem Dunst entgegen, an den Ort, an dem Menschen sterben würden, wenn er zu spät kam.
    Die Beschreibung des Naahk erwies sich als akkurat. Hevror veränderte seinen Kurs, indem er die Arme geringfügig anwinkelte, eine Feinarbeit, die ihn lange Jahre des Trainings gekostet hatte.
    Als er seine Höhe schließlich fast ganz aufgebraucht hatte, schälte sich das rote Schott aus dem Dunst. Das Heck, das sich vor ihm auftürmen musste, blieb weiter im Dunst verborgen, doch das Schott genügte Hevror.
    Hart kam der Akone in seiner unmittelbaren
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