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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
Autoren: Hubert Haensel
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Flugfenster ausgleichen können.
    Endlich begann das kernchemische Atomstrahltriebwerk der letzten Stufe zu arbeiten. Diese Technik war unabdingbar für die Eroberung des Weltraums. Wenn wir weiter hinauswollten als bis zur Mondbahn, mußten wir eines Tages ein reines Ionentriebwerk besitzen, das unsere Raketen bis nahe an die Lichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte. Dann dauerten Reisen zum Mars, zur Venus oder gar bis in den Asteroidengürtel nicht länger, als wir heute für den Flug zum Mond benötigten. Vom Beschleunigungs- und Bremsmanöver einmal abgesehen.
    Du bist ungeduldig, Bully, stellte ich für mich selbst fest. Bis vor wenigen Tagen war der Flug zum Mond für dich das Höchste, und schon willst du mehr. Vielleicht werden deine Kinder eines Tages auf dem roten Planeten spazieren gehen, warum nicht, aber vorerst mußt du dich auf das Machbare beschränken. Die Landung auf dem Mond ist für uns vier ein kleiner Schritt, doch ein großer für die Menschheit.
    Hinter uns die Erde — ein aus dieser Distanz zerbrechlich anmutender blauer Ball in der matten Schwärze des Weltraums. Die Sterne funkelten nicht, aber ihre Zahl war weitaus größer, als man selbst von den höchsten Berggipfeln aus je bewundern konnte. Sie schienen zum Greifen nahe und waren dennoch unendlich weit entfernt.
    Wie klein und bedeutungslos wurden auf einmal all die selbstgemachten Probleme, mit denen wir Menschen uns herumschlugen. Die Erde war verletzlich, filigran das dünne Band der Atmosphäre, die alles Leben vor der tödlichen kosmischen Strahlung schützte.
    Ich nahm mir einige Atemzüge Zeit, diesen Anblick zu genießen, und ich glaube, den anderen erging es ähnlich. Für einen Augenblick innehalten und die eigene Bedeutungslosigkeit spüren ... Die Erde konnte wirklich nicht alles sein, da draußen mußte es mehr geben, als wir in unseren kühnsten Träumen zu ahnen wagten. Sehr viel mehr.
    Irgend jemand beobachtete mich. In dieser Sekunde — ich fühlte es.
    War das Gott? Oder wenigstens seine Nähe?
    Die Russen hatten nach ihren Erdumkreisungen behauptet, Gott hätten sie nicht gesehen. Das waren Phrasen, Propaganda, nicht mehr und nicht wert, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    »Seit wann so nachdenklich, Dicker?« fragte Perry wie beiläufig.
    »Unser Reginald schlägt sich mit tiefschürfenden Gedanken herum«, nuschelte Flipper. »Ihn interessiert, ob es eine Frau im Mond gibt.« Für die Bemerkung schenkte ich ihm mein mitleidigstes Lächeln.
    »Clark G. Flipper«, sagte ich, »du hast dich noch nicht fest genug auf die Zunge gebissen. Beim nächstenmal helfe ich nach.«
    »Was ist los bei euch da oben?«, wollte die Bodenstation wissen. »Gibt es keine Arbeit an Bord?«
    »Frühstückspause«, konnte ich mir nicht verkneifen. Soeben war die Sonne hinter dem Erdball aufgegangen.
     
     
    Es kann angenommen werden, daß Erde und Mond annähernd zur gleichen Zeit entstanden, vor schätzungsweise 4,6 Milliarden Jahren. Daß über die frühe Geschichte des Mondes heute mehr bekannt ist als über die der Erde, liegt daran, daß die Oberfläche des Trabanten sich seit drei Milliarden Jahren nicht mehr verändert hat, während die Erde einem steten Wandel unterlag: Kontinente verschoben sich, Gebirge wurden abgeschliffen, und neue Bergzüge wuchsen aus der Tiefe empor.
    Es muß eine wilde Zeit gewesen sein, als vor allem Wasserstoff und Helium die Urmaterie für die Sonne, ihre Planeten und die vielen Monde bildeten, die sich zu einer rotierenden Scheibe zusammenballte. Im Inneren dieser Wolke wurde die Sonne geboren, im äußeren Bereich formten sich die Planetenkerne.
    Millionen Jahre vergingen. Die wirbelnden Gasmassen verstärkten den Druck auf das Zentrum der Wolke und zündeten die Sonne. Tödliche Ultraviolettstrahlung umflutete die Planeten, gemeinsam mit dem heftigen Sonnenwind fegte sie Gas- und Staubreste der Urwolke davon.
    Weitere Hunderte von Millionen Jahren waren die Planeten dem Ansturm größerer Körper ausgesetzt, deren Einschläge tiefe Krater rissen ...
    Zum Greifen nahe sah ich die Krater und Mare-Becken des Mondes vor mir. Die von Licht und scharfkantigen Schatten geprägte schroffe Landschaft unter der STARDUST war ein wahrhaft erhebender Anblick. Noch knapp 90 Kilometer hoch, begannen wir die fünfte Umkreisung auf einer von Pol zu Pol führenden Route. Die westlichen Ausläufer des Märe Nubium kamen in Sicht, kurz darauf der große Walter-Krater.
    Störgeräusche prägten zunehmend den
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