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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
Autoren: Hubert Haensel
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den nahen Horizont, die Erde war gar nicht mehr sichtbar. Dementsprechend gab es weiterhin keinen Funkverkehr mit der Bodenstation. Falls man uns nicht für tot hielt, mit der STARDUST auf der Rückseite des Mondes zerschellt oder in die Tiefe des Weltraums abgetrieben, arbeitete das Bodenpersonal in Nevada Fields längst mit Hochdruck daran, uns Hilfe zu schicken. Vordringlich ging es für uns darum, den Funkkontakt wiederherzustellen.
    Unser geländegängiges Kettenfahrzeug quälte sich durch den Mondstaub. Immer wieder wurden wir von unüberwindbar steilen Kraterrändern zu Umwegen gezwungen. Ich verdrängte meinen Ärger mit der Feststellung, daß Menschen unsere Spuren in Jahrtausenden noch deutlich sehen würden.
    »Das ist nicht gerade die Gegend, in der ich Urlaub machen möchte. Keine Palmen, kein blaues Meer, nur Dreck — ein verflucht langer Geröllstrand.«
    Obwohl Flipp behauptet hatte, der Störsender stünde ziemlich weit entfernt, wühlte das Unbehagen in meinen Eingeweiden. Ich fühlte mich beobachtet, starrte durch die Luftkuppel nach draußen und sah doch nichts anderes als eine bizarre, in scharf abgegrenzten Schatten gefangene Landschaft.
    »Schlecht gefrühstückt, Bully? Du verbreitest eine permanente Unruhe.«
    »Ach?« Meine Stimme klang rauh und belegt. »Jemand beobachtet uns.« Es fiel mir schwer, meine Empfindungen einzugestehen. Zumindest sie waren meine ureigenste Angelegenheit. Und woher ich das wissen wollte?' Ich hatte keine Ahnung.
    Perry Rhodan grinste breit, als er sich mir zuwandte. »Auf dem Mond wimmelt es von Leuten, die uns auf die Finger schauen.«
    »Spar dir deinen Spott! Sonst sage ich überhaupt nichts mehr.«
    Das schaffst du nicht behauptete Perrys Blick. Ich presste die Lippen aufeinander und schwieg. Wieder spürte ich, daß da etwas war, wenngleich Perry es in seiner Dickhäutigkeit und Ignoranz nicht wahrnahm. Irgendwo da draußen, in der Weite des Weltraums. Eine unbegreifliche Macht, die uns kannte.
    Vor uns wuchs der Husemann-Krater auf. Ungefähr fünfzehn Kilometer Luftlinie vom Pol entfernt, waren wir gezwungen, den auf der Strecke liegenden Leibnitz-Bergen auszuweichen. Zum wiederholten Mal tippte ich auf die Karte, auf der die eingezeichneten Linien wie das Gekritzel eines Irrsinnigen wirkten. Wortlos reichte Perry mir die Wasserflasche. Ihr Inhalt schmeckte längst schal und brackig, in der Direkteinstrahlung meinte es die Sonne zu gut.
    Unser neuer Kurs tangierte den Kreis, den Clark G. Flipper auf die Karte gezeichnet hatte. Mir gefiel das nicht.
    Für die notdürftige Reparatur der angebrochenen Landestütze und die Erkenntnis, daß die übrigen Schäden an der STARDUST uns länger als befürchtet auf dem Mond festhalten würden, hatten wir fünf Tage gebraucht. Weitere vierundzwanzig Stunden waren für die Montage und Ausrüstung unseres Mondmobils draufgegangen. Und seit zwei Tagen kurvten wir durch die gottverlassene Einöde, in der nicht einmal Geier über unseren Köpfen kreisten. Bald würden wir die Vorräte rationieren müssen.
    Ich schmeckte Blut auf den aufgeplatzten Lippen, aber gerade das spornte mich an. So schnell gab ein Reginald Bull nicht auf. Wer wie ich im Moloch New York aufgewachsen war und nachts auch schon mal mutterseelenallein auf einer Bank im Central Park geschlafen hatte, der schreckte vor ein bisschen Felswüste nicht zurück. Vielleicht sollte ich der Nachwelt mehr als nur unsere »Stars and Stripes« hinterlassen. Ich dachte an die Linien von Nazca, die aus einem niedrigen Erdorbit gut zu erkennen waren. Ähnliches auf dem Mond, in Form großer Lettern in den Staub eingekratzt:
    Bully was here.
    Beeindruckend. Um nicht zu sagen, ein Vermächtnis, das meiner wert war. Ich lehnte mich zurück, schloß die Augen und träumte. Bull City, eine ausgedehnte Kuppelstadt auf dem Mond, von blauschwarz schimmernden Solarzellen umgeben wie eine Blüte von ihren Blättern. Von hier aus rattern Kolonnen von Mondmobilen nach Norden, einer neuen Zeit entgegen. Prospektoren, Abenteurer, Landvermesser ...
    Der Panzer ruckte mit heulenden Elektromotoren an und schreckte mich unsanft auf. Perry hatte einen Kraterwall umfahren und beschleunigte auf die vor uns liegende geröllübersäte Ebene hinaus. Staubfontänen wirbelten hinter den rasenden Ketten auf.
    »Wenn du weiter so aufs Gas trittst, Perry, haben wir bald die Bullen am Hals.« Ich gähnte herzhaft.
    »Schlaf dich aus, Dicker!« Rhodan grinste schräg. »Ich wecke dich, sobald wir
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