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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
Autoren: Hubert Haensel
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Ich war für ihn jederzeit über mein Kombiarmband erreichbar.
    »Der Chef braucht dich, Dicker. Weil du die richtige Statur hast. Nur das Gesicht muß verändert werden. Die Haare sowieso.« Es knackte laut und vernehmlich, als er in eine der Mohrrüben biß.
    Ich schwieg. Angesichts der erst vor wenigen Monaten überstandenen Schwarm-Krise war mir nicht nach Weihnachten zumute. Am liebsten hatte ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die vielen unbeantworteten Fragen zu klären, die nicht nur mir auf den Nageln brannten. Die Hoffnung, daß wir so oft auch in der Hinsicht die Zeit für uns arbeitete und wir eines Tages die Antworten erhalten würden, war mir zu banal.
    Der Schwarm war eigentlich eine wandernde Kleingalaxie, ein gewaltiges Gebilde, das am 29. November 3440 in der Nahe der Milchstraße erschienen war, zu einem Zeitpunkt, als wir von Perry Rhodan und der MARCO POLO noch immer kein Lebenszeichen erhalten hatten. Das Fernraumschiff galt zu jener Zeit als in Gruelfin oder auf dem Ruckflug zur Milchstraße verschollen, und die Last der Verantwortung für die Menschheit hatte sich wieder einmal gleichmäßig auf meine mittlerweile leidgewohnten Schultern verteilt.
    Die Länge des Schwarms hatte annähernd elftausend Lichtjahre betragen, seine größte Breite 1.885 Lichtjahre. Wie wir nach und nach herausgefunden hatten, gehörten zu dem wandernden Gebilde rund achthunderttausend Sonnen und Planeten, deren Zahl jedoch nie wirklich festgelegt war, da ständig neue Systeme integriert, aber ausgebeutete Welten wieder ausgestoßen wurden.
    Was mich stets aufwühlte, sobald ich in Gedanken abglitt, war die Tatsache, daß der Schwarm vor mehreren Millionen Jahren von Unbekannten zusammengefügt worden war. Die Aufgabe dieses wahrhaft kosmischen Gebildes war, Intelligenz im Universum zu verbreiten und zu fordern.
    Was für uns als tödliche Bedrohung begonnen hatte, war überraschend zu einem der wohl größten Rätsel des Universums geworden. Zumindest konnte ich mir nichts vorstellen, was noch gigantischer sein mochte als die Verbreitung der Intelligenz.
    Wer waren die Erbauer des Schwarms? Eine Art Urvolk, eine uralte und hochintelligente Rasse, die sich gleich nach dem Urknall entwickelt haben mußte?
    Gott?
    Aller quälenden Ungeduld zum Trotz spürte ich jedesmal einen eisigen Schauder. Wer waren wir Menschen, daß wir uns erdreisten durften, an solchen Geheimnissen zu rütteln?
    »Hörst du mir überhaupt zu, Dicker?« Guckys schriller Protest schreckte mich aus meinen Überlegungen auf. Ich nickte nur. »Dann wirst du also im Gobi-Park unter dem STARDUST-Denkmal den Waisenkindern und Halbwaisen Terranias die Schoko-Ilts überreichen. Bully als Weihnachtsmann, das hätte selbst Perry nicht geglaubt, das ist ... «
    Der Gobi-Park war eine der grünen Lungen Terranias, im Herzen der Stadt gelegen, südöstlich des Regierungsviertels, ein perfektes Naherholungsgebiet mit vielfältig nutzbaren Stadien und nur wenig näher an Imperium-Alpha gelegen als zum Flottenraumhafen im Südwesten. Startende und landende Raumschiffe waren von hier aus schon immer gut zu beobachten gewesen.
    »Moment mal«, unterbrach ich Guckys Redefluß und richtete mich abrupt auf. Die Sonne versank soeben hinter dem Horizont und die Lichterfülle rund um den See verwandelte das einstige Wüstenareal in einen gleißenden Diamant. »Habe ich richtig gehört? Sagtest du: Schoko-Ilts?«
    Der Ilt nickte eifrig und grinste mich an. »Nein«, wehrte ich ab. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Sucht euch einen anderen Dummen ... «
    »Du mußt krank sein!«, keifte Gucky. »Ich sehe dich schon vom Fleisch fallen. Seit wann verweigerst du Süßigkeiten?«
    »Schoko-Ilts ... « Die Vorstellung daran war mir irgendwie zuwider. Schokoladefiguren mit Biberschwanz, Mausohren und Glubschaugen. In allen Größen. Eingewickelt in buntes Glitzerpapier. Zu Weihnachten, Ostern, immer. Daß Gucky da mitmachte, wunderte mich. Aber auch er wurde älter.
    »Für mich sind das die Folgen der Verdummung«, sagte ich.
    Guckys Nagezahn blieb prompt in der dicksten der Mohren stecken. Ein wenig hilflos und enttäuscht zugleich blickte er mich an. »Du ... magft keine Pfokolode?« Fast unverständlich sein Lispeln, bevor er mit Hilfe seiner telekinetischen Kräfte die festsitzende Mohrrübe weit genug gelockert hatte.
    Nur Sekunden danach stieg hinter seinem Rücken eine braune, fast dreißig Zentimeter große Mausbiber-Gestalt empor, vollführte ein
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