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PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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die den Menschen bekanntermaßen mit einigem Misstrauen gegenüberstehen, werden sie nichts sagen.« Er nahm noch einen Schluck vom Wasser. »Zumal wir glaubhaft machen können, dass wir zur Sippe der Würdelosen gehören. Es wird Zeit, dass wir diesen Ruf weiter festigen.«
    Audunt setzte den Humpen ab. »Informiere die Kapitäne, dass ihr stets trunkener und spielsüchtiger Patriarch wieder mal einen Geistesblitz hatte und ihnen ihre ach so wertvolle Haut retten wird. Du findest sicherlich die richtigen Worte. Du weißt ja, wie das geht. Lüg ihnen meinetwegen vor, dass die Onryonen nach uns verlangt haben.«
    »Was, wenn uns die Onryonen kein Vertrauen schenken? Was, wenn diese Lüge offenkundig wird?«
    »Was soll ich mich heute mit den Gefahren des morgigen Tages beschäftigen?«, fragte der Patriarch leichthin. Er wandte sich den Spielekonsolen zu und schaltete sie ein. Deren übermäßige Rechnerleistung würde von der Bordpositronik registriert werden.
    Bald würde jeder an Bord des Schiffes wissen, dass sich der »Alte« wieder einmal in den virtuellen Wirklichkeiten verlor. In Wirklichkeit arbeitete Audunt Berechnungen und Statistiken durch, wie es sich für einen gewissenhaften Schiffsführer gehörte, der bloß das Wohl seiner Mannschaft im Kopf hatte.
     
    *
     
    Der Onryone hieß Ctamio Ifmald. Er war klein, gedrungen, von schwarzer Hautfarbe. Statt eines Mundes hatte er, nun ja, einen etwas zu großen Schlitz, und auf der Stirn saß etwas, das mit einiger Phantasie als drittes Auge durchging.
    Und er war bartlos.
    »Du bist ein Mehandor, nicht wahr?«, fragte der Kommandant einer kleinen Flotte der Onryonen. »Der Angehörige eines eher unbedeutenden Splittervolkes in der Milchstraße.«
    »Ja.« Abanell schluckte schwer.
    »Und du möchtest mich um etwas bitten?«
    »Nun, eigentlich wollte ich mich auf das allgemeine Raumrechtsgutachten von Dafnamur beziehen, das besagt ...«
    »Eure Gerichtsbarkeit hat für uns keinerlei Bedeutung. Wir erkennen lediglich Weisungen und Anordnungen des Atopischen Tribunals an. Aber ich vermute, dass du darum bitten möchtest, dich im Trümmerfeld der terranischen Schiffe umzusehen? Um nach wertvollen Gütern zu suchen?«
    »Ja«, gab Abanell unumwunden zu.
    »Daraus wird nichts. Verschwindet gefälligst! Ich habe keine Lust, mich mit Dieben abzugeben. Damit ist die Unterhaltung beendet.«
    »Warte! Bitte!« Abanell hatte sich einige Argumente zurechtgelegt. Hatte überlegt, wie er den Onryonen überreden konnte, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Doch just in diesem Moment wollte ihm nichts einfallen.
    »Was gibt es noch?«
    Der Onryone benahm sich, wie Abanell es sonst nur von den Aras kannte. Er verbarg seinen Ärger.
    »Ihr seid fremd hier, und ihr wisst nur wenig über die Terraner. Ihr kennt ihre Hartnäckigkeit nicht.«
    »Wir wissen mehr als genug über die hiesige Folklore.«
    »Hm. Dann lass es mich einmal so sagen: Die Menschen von Terra zählen nicht unbedingt zu unseren besten Freunden. Meinst du nicht, dass auf dieser Basis ein Schulterschluss wünschenswert wäre? – Warte, unterbrich mich bitte nicht! – Mein Patriarch und ich stellen uns keinesfalls auf eine Ebene mit den Onryonen.«
    Abanell senkte sein Haupt und dachte sich nichts dabei. Die Tusnetz hatten gelernt, den Stolz ihrer Vorfahren abzulegen. Sie waren nichts im Vergleich zu den großen, mächtigen Sippen. Sie krochen im Staub und suchten nach den Brotkrumen, die andere hatten fallen lassen. Sie leckten Stiefel.
    »Wir könnten Drecksarbeit für euch verrichten«, fuhr er fort. »Und wir könnten euch unterstützen, wenn es darum geht, den Terranern eins auszuwischen.«
    »Ich wüsste nicht, wobei ihr uns helfen könntet. Ihr seid armselige, verräterische Diebe.«
    »Du hast recht, Ctamio Ifmald. Das sind wir. Und das ist es, was ich dir anbieten möchte: Diebstahl und Verrat.«

2.
    Schlaglichter (I)
     
    Der Techno-Mahdi. Der Techno-Mahdi. Er würde kommen, kommen, kommen. Er wartete auf den geeigneten Zeitpunkt für sein Erscheinen. Noch war es nicht so weit. Er verbarg sich auf dem Mond.
    Viele von Josips Brüdern waren vom Glauben abgefallen. Seitdem diese hässlichen Schwarzhäutigen aufgetaucht und sinnloses Zeug erzählt hatten. Sie waren die Falschen. Betrüger. Nichts, was mit der Realität zu tun hatte.
    Er war Josip Condaritis, Sohn des für alle Zeiten verfluchten Arbe Condaritis, der dem verfluchten Zoroastrismus folgte und die Worte der Heiligen Schrift nicht mehr so las, wie sie
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