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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
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werde. Dass ich nie erfahren werde, warum man mir das hier angetan hat.
    Ich stehe aufrecht und schließe die Augen.
    »Na endlich!«
    Was?
    Jemand packt mich am Arm und reißt mich grob mit sich. Ich bin so erschrocken und vor allem ums Gleichgewicht bemüht, dass ich einfach mitstolpere. Meine Sicht ist zuerst verschwommen, dann erkenne ich einen Mann, der nicht ganz ein Schemen ist. Er hat Haare, ein Gesicht, wirkt zwar ein wenig undeutlich und nicht hundertprozentig stofflich, aber doch schon mehr als die anderen. Er kann mich greifen – und ich bekomme keinen elektrischen Schlag.
    »Verdammt, ich habe die Suche schon fast aufgegeben!«, fährt er fort, während er mich von der Treppe herabzerrt, dabei die Schemen einfach wegschubst, ohne dass es Entladungen gibt oder knallt, und dann steht er neben einer aufgemalten Tür, macht irgendwas mit seiner Hand – und auf einmal sind wir durch.
    Und drin.
    Es geht also doch. Und die Häuser sind hohl. Wie Rohbauten.
    Eine Treppe führt hinab.
     
    *
     
    Wir eilen hinunter, immer weiter hinunter, und dann erreichen wir – eine Unterstadt. Nicht einfach ein Keller, sondern ein Labyrinth unter dem Labyrinth, mit ebensolchem Straßengewirr und Gebäuden, die nicht hoch sind, weil die Decke ihnen nicht so viel Platz lässt, aber wahrscheinlich umso mehr in die Tiefe reichen.
    Wenigstens singen und tanzen diese Häuser nicht, sondern stehen still und sind stumm. Und ihre Fenster und Eingänge sind alle echt – es sind Rohbauten, die Fassade ist fertig, mehr nicht. Aber es sieht so tröstlich real aus.
    Ich will anhalten, aber mein unbekannter Retter zieht mich weiter.
    »Noch nicht!«, warnt er. »Noch nicht.«
    Ich habe keine Ahnung, ob er sich hier unten auskennt, kann es mir nicht so recht vorstellen. Andererseits hat er seinen Worten zufolge nach mir gesucht – und mich gefunden.
    Erst nach einer ganzen Weile, ich wäre nun hoffnungslos verirrt hier unten, hält er endlich inne und lauscht. Dann zieht er mich durch den türlosen Rahmen in ein Gebäude, die Treppe in den Keller hinab und in einen kleinen Raum.
    Erst in diesem Moment wird mir so richtig bewusst, dass es gar nicht dunkel ist. Genauso wie oben herrscht hier unten ein diffuses Licht, das von überall kommt. Alles ist gleichmäßig ausgeleuchtet, und auch hier werfe ich wie alles Übrige keinen Schatten.
    Einerseits bin ich froh, dass es nicht stockfinster ist, denn womit hätte ich Licht machen sollen? Andererseits empfinde ich diese ewige Gleichtönigkeit als gruselig. Im Grunde genommen gibt es fast keinen Unterschied zu oben. Ich bin immer noch ein Gefangener.
    Aber wenigstens nicht mehr allein.
    »Wer bist du?«, stelle ich die Frage, die jeder als Erstes in dieser Situation gestellt hätte.
    Er mustert mich mit einem spöttischen Ausdruck. Sein Gesicht verwischt immer wieder, als wäre es unscharf, doch ich kann mir nicht helfen, er kommt mir bekannt vor. Ja, beinahe vertraut. »Die Frage ist eher: Wer bist du?«, gibt er zurück.
    Ich zucke die Achseln. Darüber nachzudenken habe ich schon aufgegeben. »Ich bin Irgendwer.«
    »Freut mich. Ich bin der Andere.«
    Das meint er nicht ernst. Er macht sich lustig über mich. »Du musst doch einen Namen haben.«
    »Sicher. Genau wie du.«
    »Ich ... ich erinnere mich nicht«, gestehe ich.
    »Tja, dann kann ich dir auch nicht helfen.«
    Allmählich werde ich verärgert, so froh ich auch bin, nicht mehr allein zu sein. »Du kennst meinen Namen, nicht wahr? Schließlich hast du nach mir gesucht, wie du behauptest.«
    »Schon.« Er weist um sich. »Aber das hier ist dein Kabinett. Also liegt es auch an dir, alles zu benennen.«
    »Wie ... was meinst du mit mein Kabinett? Willst du behaupten, das sei alles meiner Phantasie entsprungen?«
    Statt einer Antwort deutet er auf meine linke Hand. »Er fehlt dir, nicht wahr?«
    Unwillkürlich schließt meine rechte Hand sich über dem linken Handgelenk, als müsse ich etwas abschirmen.
    »Wer?« Ich habe das Gefühl eines Verlustes, kann es aber nicht zuordnen. Ich erinnere mich nicht mehr wie an alles andere.
    Der Andere winkt ab. »Spielt keine Rolle. Er ist fort, für immer.«
    Ich bin dabei, die Geduld zu verlieren. »Warum hast du nach mir gesucht?«
    »Ich will dir helfen«, kommt prompt die Antwort.
    »Aber woher weißt du, dass ich hier bin? Wo ist hier? «
    »Eigentlich wissen alle, dass du hier bist. Aber da wir uns bereits kennen, ist deine Selbstisolierung kein Hindernis für mich. Als wir merkten, dass du
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