Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2689 – Kristall-Labyrinth

PR 2689 – Kristall-Labyrinth

Titel: PR 2689 – Kristall-Labyrinth
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
lag neben einem gezackten Loch im Boden, und aus der Tiefe schlugen Flammen. Mit ihnen quoll stinkender schwarzer Rauch heran.
    Er fragte sich, warum er nicht längst tot war wie die anderen. Die Antwort lag auf der Hand: Glück.
    Wenn man es Glück nennen wollte, in dieser Hölle gefangen zu sein.
    Ein Fiepen entstand in seinen Ohren oder raste von draußen herbei. Es wurde lauter und lauter, erfüllte alles. Mit einem Mal knackte etwas, und Perry Rhodan konnte wieder hören. Ob es ein Schock gewesen war? Hatte die unmittelbare Nähe der ungeschützten Explosion seine Nerven schlicht überfordert?
    Das Erste, was er hörte, gefiel ihm nicht: Irgendwo in der Geschützhalle schrie jemand. Der gequälte Ruf schraubte sich immer weiter in die Höhe, und als er schriller klang, als Rhodan es für möglich gehalten hätte, brach er abrupt ab.
    Endlich.
    Der Terraner versuchte dorthin zu schauen, aber es gab nur dichten Rauch. Dahinter flackerte die blendende, mörderische Helligkeit von Feuerflammen.
    Alles ging viel zu schnell. Das Schiff musste getroffen worden sein. Eine Explosion hatte bis in den Waffenraum durchgeschlagen. Wenigstens hielt die Hülle. Ein Riss hätte Luft entweichen lassen, und Rhodan wäre längst tot.
    Sein Schutzanzug reagierte selbst dann nicht, als er manuell den Helm schließen und den Individualschirm aktivieren wollte. War er von vornherein defekt gewesen? Oder lähmte eine Strahlung die höheren Funktionen des Anzugs?
    Die mörderische Hitze nahm zu. Schweiß rann ihm übers Gesicht. Die Lippen fühlten sich an, als wären sie roh und blutig. Er kroch rückwärts hinter einen abgestürzten Schwebegleiter, suchte dort Deckung. Das half nur für Sekunden. Er musste weg aus dieser Hölle – aber es fragte sich, wie. Er konnte nicht blindlings in die Flammen laufen.
    Nicht einmal der Funk seines Anzugs funktionierte, die Ortung ebenso wenig. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Nur mühsam klärten sich seine Gedanken. Trotz des Chaos rundum war er das nicht gewohnt. Er hatte so etwas doch schon öfter erlebt! Er war ...
    ... ein einfacher Soldat im Dienste des Reiches der Harmonie!
    ... ein kosmischer Mensch, der einen Zellaktivator trug und Kosmokraten von Angesicht zu Angesicht kannte!
    Woher kamen nur diese Gedanken? Wer war er überhaupt?
    Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Die Flammen schlossen ihn ein. Er konnte kaum noch atmen, hielt sich die Hand vor den Mund. Es stank entsetzlich nach Rauch. Qualm wölkte auf ihn zu. Ihm wurde schwindlig. Ascheflocken klebten am Gaumen und auf der Zunge. Ein Feuerfunke versengte ihm die Wimpern.
    Ihm war immer klar gewesen, dass es eines Tages so enden musste. Niemand konnte tagein, tagaus in den Krieg ziehen, ohne irgendwann selbst in einer Schlacht zu fallen. Dennoch hatte er dieses Wissen erfolgreich verdrängt, jeden Morgen aufs Neue.
    Soll es so enden?, fragte eine andere, leise Stimme in ihm. Für ihn, der Kosmonukleotide des Moralischen Kodes des Universum bereist hatte? Der die Aura eines Ritters der Tiefe getragen und die Brücke in die Unendlichkeit betreten hatte?
    Ich halluziniere, sagte er sich. Wer er auch sein mochte, der Sauerstoffmangel und die mörderische Hitze trieben ihn in den Untergang. Seine klaren Gedanken schwanden.
    Bin ich tot? Hat mich die Explosion genau wie meinen Freund zerfetzt, und ich weiß es nur nicht, weil mein Bewusstsein weiterlebt? Saugt QIN SHI mich gerade ein und verschlingt mich, sodass ich in der Superintelligenz ...
    Weiter kam er nicht.
    Eine Hand streckte sich ihm entgegen, am Wrack des Schwebegleiters vorbei. Sie bestand aus Metall und hatte sechs Finger.
    Die riesige Greifklaue eines Allzweckroboters packte ihn, hob ihn an und zerrte ihn mit sich. Im nächsten Moment spannte sich ein energetisches Schutzfeld um ihn und die Maschine. »Ich bringe dich hier heraus«, sagte sie.
    Tröstende Worte.
    Seelenlos, aber tröstend.
    In dieser Gewissheit verlor er das Bewusstsein.
     
    *
     
    Er lag lang ausgestreckt und bequem, das war das Erste, was er wahrnahm. Vorsichtig schlug er die Augen auf und starrte in die spiegelnden Sensoroptiken eines Metallschädels. Ein Medoroboter kümmerte sich um ihn.
    »Deine Atemwege und die Lunge haben Schaden genommen«, erklärte die Maschine. »Es sind nur leichte Verbrennungen zurückgeblieben. Ich werde nun mit einer Heilflüssigkeit spülen. Bitte bleib ruhig. Das Gefühl zu ersticken ist reine Einbildung, deine Versorgung mit Sauerstoff ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher