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PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

Titel: PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock
Autoren: Hubert Haensel
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der fraglichen Verpflegung versorgt? Und wie viele haben mittlerweile eine Warnmeldung weitergegeben?«
    »Mehrere Tausend dürften die Notversorgung übernommen haben. Ich glaube allerdings nicht, dass auf den Planeten ebenfalls schon darauf zugegriffen wird.«
    Callis Varro nickte stumm.
    »Ein Hinweis auf Lebensmittelvergiftung wurde bislang nicht verbreitet«, sagte der Chefmediker.
    »Also sind wir wieder einmal die Ersten. Ich frage mich, warum das so sein muss. Falls wir auch die Ersten wären, die den Rückweg in die Milchstraße finden, würde ich mich jedenfalls gehörig wundern.« Varro atmete tief ein; im Ortungsbild löste sich soeben einer der Asteroiden auf. Das geschah nicht übergangslos, sondern war ein gut zu verfolgender Vorgang. Der sehr unregelmäßig geformte Brocken schmolz wie Eis unter einem Wärmestrahler.
    »Du übernimmst die Benachrichtigung des Flottenhauptquartiers, Gerrett. Falls die Bürokraten dort mit Ausflüchten aufwarten, schick ihnen einige Handvoll der Viren über Transmitter. Und: Ich will auf dem Laufenden gehalten werden.«
    Die vollständige Auflösung des Asteroiden wurde angezeigt.
    Der nächste Brocken, annähernd doppelt so groß wie die BAMAKO, brach bereits unter der zweiten Salve auseinander.
    »Etwas mehr Sorgfalt darf ich wohl erwarten!«, monierte Varro. »Das kann doch nicht schwer sein.«
    »Mit Verlaub, Kommandant, ich habe nie zuvor gegen reale Ziele ...«
    »Schon gut, Kadett Huise! Vergiss den Rüffel. Ich war selbst unkonzentriert, sonst hätte ich nicht übersehen, dass dein Stationsleiter in der Krankenstation liegt.«
    »Ich werde die Bordpositronik hinzuziehen, Kommandant.«
    »Unsinn, das wirst du nicht. Wenn du lernen willst, mit den Geschützen richtig umzugehen, putz den Dreck eigenhändig weg. Also mach schon! Ich will nicht, dass ein Gesteinshagel auf Tritonia niedergeht.«
    Mittlerweile wurden die Kursvektoren der Asteroiden exakt angezeigt. Tritonia, am Südpol des größten Neptunmonds gelegen, eine Kuppelstadt mit zwanzigtausend Einwohnern, war hochgradig gefährdet. Das bestätigte wieder einmal, dass der Einsatz der Asteroidenjäger weiterhin seine Berechtigung hatte.
    Das Leben war eben ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem es galt, Risiken rechtzeitig zu erkennen und ihnen auszuweichen. Konfrontationen gab es trotzdem genug.
    Mit mehreren Salven atomisierte der Kadett die letzten Trümmerbrocken.
    Es gab keine verborgenen Gegner. Jedenfalls nicht an diesem Ort. Varro machte sich in der Hinsicht dennoch eigene Gedanken. Er verließ sich ungern auf hochgezüchtete Positroniken, denen Intuition und Spürsinn fehlten. Lieber zählte er eins und eins an den Fingern ab. War das Ergebnis falsch, kannte er wenigstens den Schuldigen.
    Während die Geschütze den dritten Asteroiden schichtweise desintegrierten – da die größte Annäherung erreicht war und die BAMAKO sich nun von dem Felsbrocken entfernte, haftete dem Geschehen der Hauch eines simplen Passiergefechts an –, holte Callis Varro aufbereitete optische Sequenzen von Sol an seinen Platz.
    Eine schwarze, lichtlose Sonne.
    Nicht erloschen, sondern abgeschirmt. Über dieses Phänomen zerbrach Varro sich nicht länger den Kopf, seitdem er mehr über die Spenta wusste. Sie waren Leben – eine Mosaikintelligenz hatte es in einem Flottendossier schon vor Wochen geheißen –, das im Sonneninnern existierte. Jede Intelligenzform wusste früher oder später ihre Umgebung zu beherrschen – sei es, um sie zugrunde zu richten oder sie für die eigenen Bedürfnisse zu optimieren.
    Darüber, dass die Spenta in der Lage waren, Sol nach außen so abzuschirmen, dass weder Strahlungsdruck noch Hitze oder irgendetwas anderes die Sperrschicht durchdrang, dachte Varro nicht nach. Das war abgeschirmte Kernfusion im größten Maßstab, terranische Fusionsreaktoren hielten den in ihnen entfesselten Gewalten schließlich ebenso stand.
    Eine schwarze Sonne vor lichtlosem Weltraum ...
    Callis Varro kniff die Augen zusammen. Ein schwarzes Loch, dem kein Lichtquant entweichen konnte ...
    Der Vergleich drängte sich auf, nur stimmte er nicht. Sol hatte keineswegs genügend Masse, um Licht festzuhalten. Bestenfalls entstand ein schwacher Ablenkungseffekt, eine Gravitationslinse.
    Es bedurfte einiger Augenblicke, sich an den Eindruck unterschiedlicher Schwärze zu gewöhnen, und das ging dem Kommandanten der BAMAKO jedes Mal von Neuem so. Doch sobald er die innere Abwehrhaltung gegen den Zustand der Sonne
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