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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille
Autoren: Wim Vandemaan
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verengen.
    Die Gedanken der beiden waren alles andere als primitiv und eindimensional. Sie waren im Gegenteil außerordentlich komplex, vielschichtig und verschachtelt. Keine Spur von Hass, Eitelkeit oder Rachsucht in ihren Überlegungen. Die beiden glühten geradezu vor Neugier und Tatendrang, sie waren beseelt von dem Bewusstsein, den jeweils anderen als Orlogpartner gewonnen zu haben. Als Kriegsgefährten.
    Wenn Sarmotte hätte eingreifen wollen – der Zeitpunkt dafür war verpasst. Die beiden Lanzen trafen auf das gegnerische Ziel. Der Spieß des Hünen brach; der Hüne selbst wurde von der Lanze des Gedrungenen erfasst und durchbohrt. Der Spieß bog sich im nächsten Moment, hob den Hünen aus seinem Sitz und schleuderte ihn in die Luft.
    Gleich darauf krachten die beiden Fahrzeuge mit großer Wucht ineinander. Auf dem Dreirad des Hünen zerknallte der Kessel mit einem ohrenbetäubenden Lärm.
    Das Dreirad des Kleineren wurde von der Gewalt des Aufpralls wie der zeitgleichen Explosion hochgerissen, überschlug sich zwei-, dreimal und krachte auf den Boden.
    Der Hüne lag regungslos im Staub, die Lanze in der Brust wie eine aufgepflanzte Standarte.
    Sarmotte rannte los.

4.
    Reise nach Bhötshem
     
    Der durchbohrte Zopai war tot. Sarmotte sah in die leeren Murmeln seiner Augen und erhielt kurz darauf die Bestätigung des SERUNS. Sie öffnete ihren Helm und wandte sich dem anderen Zopai zu. Der bemühte sich eben, das Dreirad wieder aufzurichten. Er zog und schaukelte an dem Gefährt, ging in die vielen Knie, hob und rüttelte.
    Daran, dass ihn drei Fremde beobachteten, störte er sich nicht. Er redete mit sich selbst und wischte mit einer beiläufigen Bewegung zähes, tiefblaues Blut aus dem Gesicht und von der Brust, wo weitere, aber wohl nicht lebensgefährliche Verletzungen sichtbar waren. Jedenfalls unternahm der Zopai nichts, diese Wunden zu versorgen.
    Sarmotte ging langsam zu ihrer Gruppe zurück. »Was sagt er?«, wollte Toufec wissen.
    Sarmotte lauschte telepathisch. »Ich verstehe noch nicht alles. Aber soweit ich es sehe, behandelt seine Rede Körperausscheidungen. Und verwerfliche sexuelle Praktiken, die auszuüben er allem Anschein nach seinem Fahrzeug vorwirft.«
    »Kurz gesagt: Er flucht«, erkannte Toufec.
    Sarmotte nickte.
    Kurz darauf signalisierte Toufecs Translator Bereitschaft und übermittelte Sarmottes SERUN das betreffende Datenpaket.
    Die entsprechende Maschine in der Ausrüstung des Sayporaners war ebenso schnell. Sarmotte hörte Choursterc fragen: »Guten Tag, Rad-Ritter. Wir sind auf der Suche nach dem Korpus einer entschlafenen Superintelligenz. Kannst du uns helfen?«
    »Das nenne ich doch mal diplomatische Feinfühligkeit«, raunte Toufec Sarmotte zu.
    Es stellte sich heraus, dass der Zopai Eppulon hieß. Von einer Superintelligenz hatte er noch nie gehört. Eppulon schaukelte sein Kampfdreirad weiter hin und her. Es schepperte, wenn der Kessel auf den steinigen Boden traf.
    Toufec ging hinüber und packte mit an. Kurz darauf stand das Fahrzeug wieder korrekt. Im Wassertank der Dampfmaschine zeichnete sich ein feiner Riss ab. Wasser rann aus. Eppulon murmelte etwas von Schäden im Schieberkasten, möglicherweise am Kolbenschieber selbst.
    Sarmotte griff kurz telepathisch zu. Das Dreirad war offenbar schwerer beschädigt, als es den Anschein hatte. Aber der Schaden behelligte Eppulon kaum. Er nahm ihn leicht, fast belustigt. Sportlich.
    »Wer war dein Gegner?«, fragte sie den Zopai.
    »Gegner? Du meinst meinen Orlogpartner?«
    »Er war dein Gefährte?«, fragte Toufec. »Er ist tot.«
    Und du hast ihn getötet, dachte Sarmotte.
    »Das eine schließt das andere nicht aus«, grummelte der Zopai, während er mit der Hand prüfend gegen den Kessel klopfte. »Er hätte es wie ich verdient gehabt, Aufnahme zu finden in die Orlogflotte von Chössemai.«
    »Duist veverletzt«, sagte Aes Qimae.
    »Ja«, sagte Eppulon. Es klang abwesend. Er griff in einen Beutel, der an der Hose aus Kettengliedern befestigt war, und löste die Schnur, um ihn zu öffnen.
    Dann fasste er mit zwei langen und vielgliedrigen Fingern in das Behältnis und holte etwas heraus, was so klein war, dass es zwischen den Fingerkuppen verschwand.
    Qimae trat zu dem Zopai und begutachtete dessen Wunden. Dann begannen seine Arme zu wirbeln, sprühten und salbten ein und legten Pflaster auf. Eppulon ließ die Behandlung über sich ergehen.
    Mit einer behutsamen Bewegung brachte Eppulon das, was er seinem Beutel entnommen
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