Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2672 – Kosmische Agonie

PR 2672 – Kosmische Agonie

Titel: PR 2672 – Kosmische Agonie
Autoren: Verena Themsen
Vom Netzwerk:
Fall nicht, wie man das anstellt. Und nach allem, was wir bisher wissen ...«
    Obwohl er glaubte, die Antwort zu kennen, fragte Mossi: »Worauf willst du hinaus?«
    Die Neu-Marsianerin wippte auf den Füßen. »Ich halte es für durchaus möglich«, sagte sie, »dass das, was sie dort transportieren, der Leichnam einer Superintelligenz ist.«
    Mossi ging zu seinem Kommandantensessel und ließ sich in das Formmaterial fallen. »Ja, das wäre möglich. Oberstleutnant Yaro, instruiere deine Ablösung bestmöglich, damit die Beobachtung durchgehend aufrechterhalten werden kann. Ich will wissen, wohin sie ihre Last bringen.«
     
    *
     
    Die Fortbewegung des Schleppzuges war ein stetiger Wechsel. In kurzen Linearetappen legte der Konvoi gelegentlich innerhalb weniger Minuten mehr Strecke zurück, als die terranischen Schiffe unter den widrigen Bedingungen der Anomalie in dieser Zeit hätten bewältigen können. Dazwischen lagen jedoch stundenlange Wartephasen.
    In den frühen Morgenstunden des 1. Dezember ging der Zug erneut in den Linearraum. Er war zu diesem Zeitpunkt nur wenige Lichtmonate entfernt. Anspannung hielt die Zentralebesatzung gefangen, während sie auf die Rückkehr wartete. Alle waren an ihren Stationen und bereit, es herrschte Alarmzustand. Extrapolationen hatten klar gezeigt, dass der Auftauchpunkt nur wenige Lichtminuten entfernt liegen würde.
    Doch als es kam, war alle Vorbereitung umsonst. Es packte die Terraner, umschlang sie und zerrte sie mit sich in einen schwarzen Schlund.
     
    *
     
    Schmerz.
    Es war, was ihr Dasein beherrschte, was sie definierte, in jeder Faser ihres Körpers pulsierte. Was ihr zeigte, dass sie lebte.
    Sie holte Atem, wollte schreien. Ihre Lungen brannten. Ameisen liefen durch ihre Atemwege, versprühten ätzende Säure. Nicht mehr als ein heiseres Wimmern entrang sich ihrer Kehle.
    Es war nicht ihr eigener Schmerz, der sie geweckt hatte. Der Schmerz, den sie spürte, war größer, unermesslicher. Er ging über alles hinaus, was ein schwacher Körper ertragen konnte.
    Dann sah sie das Licht. Wabernde wehende Fetzen, mal schimmernd, dann strahlend. Wie Protuberanzen griffen Leuchtfinger hinaus in die Schwärze des Raums, drängten für kurze Zeit die Dunkelheit zurück. Es kam näher und mit ihm der Schmerz und das Leid ... das unendliche, unermessliche Leid.
    Wehklagen klang in ihren Ohren, drang in ihr Blut, vibrierte in ihren Knochen. Sie wollte die Hände heben und Asche in ihr Haar streuen, wollte ihre Kleidung und ihr Fleisch zerreißen vor Leid und Trauer, damit die Knochen sich zwischen die Sterne streuten.
    Es war gegangen. Nichts hatte mehr Bedeutung.
    Das Licht war da und hüllte sie völlig ein. Das Glitzern war Qual für Augen und Seele, jede Berührung der feinen Schleier ließ sie sich winden. Erneut öffnete sie den Mund zum Schreien. Nur ein feiner weißer Nebel stieg zwischen den Lippen auf.
    Sie wusste, es gab nur einen Weg, den Schmerzen zu entkommen.
    Sie wusste, es gab nur einen Weg in die Freiheit. In die Unendlichkeit, die Auflösung.
    Sie musste dem Licht folgen.
     
     
    Zwischenspiel
     
    Langsam finden Adams' Gedanken wieder in die Gegenwart zurück. Die Hilfe beim Bau des Kastells ist entscheidend gewesen. Es ist das Herzstück der Society of Absent Friends. Ohne Enoch Godolphin wäre es schwer geworden, es innerhalb der gebotenen Zeit fertigzustellen.
    Noch immer ist der Synkopha-Manager ein bescheidener und zuverlässiger Mann, obwohl er inzwischen den Senatssitz angenommen hat. Er hat getreulich die letzten Schritte koordiniert, mit denen alles im Kastell zusammengelaufen ist, auch ohne dass Adams persönlich in Erscheinung treten musste.
    Selbst in diesem Moment weiß kaum jemand in der Society of Absent Friends, wer wirklich hinter dem Earl Grey steckt – auch wenn er es Toja Zanabazar durchaus zutraut, einen guten Tipp abzugeben. Sie hat die Signifikanz des Ortes, an dem sie ihre »Kinder« OTHER und WISE zur Verbundpositronik OTHERWISE zusammengeführt hat, durchaus erkannt.
    In der Zwischenzeit hat Adams viele weitere Verbündete gewonnen. Den Wartungstechniker aus der Solaren Residenz. Die TLD-Agentin. All die anderen, die zum Teil bereits ihren Wert bewiesen haben, ohne dabei offen in Erscheinung getreten zu sein. Er erinnert sich an sie alle, wie er sie ausgesucht und behutsam an die Society herangeführt hat.
    Und er erinnert sich an den nächsten Besuch seines besonderen Gastes ...
    »Die BASIS?«
    Sein Gegenüber nickte. Diesmal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher