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PR 2671 – Das Weltenschiff

PR 2671 – Das Weltenschiff

Titel: PR 2671 – Das Weltenschiff
Autoren: Christian Montillon
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nicht ins Spiel zu bringen. Dieses Druckmittel hatte jede Effektivität verloren.
    Konnte er Eroin Blitzer irgendwie verständlich machen, das Weltenschiff nicht zu übergeben? Und durfte er das überhaupt? Immerhin hatte der Konstrukteur seinen Teil des Handels erfüllt. Nein ... genau da musste er ansetzen.
    »Ich muss mehr über Samburi Yura wissen«, sagte er. »Es genügt nicht, dass du mir die Bilder gezeigt hast. So werde ich sie nicht finden können. Nenn mir den Namen und die Position dieser Welt, auf der sie sich befindet.«
    Er ging einen weiteren Schritt auf den Konstrukteur zu. Sofort rückten Technogardisten von der Seite heran und verstellten ihm den Weg.
    »Was immer du vorhast in deiner Wut«, sagte Sholoubwa sachlich, »vergiss nie, dass du mich nicht zerstören kannst. Selbst wenn du an der Front meiner Technogarde vorbeikämst, könntest du mich nicht mit Gewalt attackieren. Um meinen neuen Körper zu zerstören, bedarf es schon der Feuerkraft einer ganzen Raumflotte.«
    Saedelaere war wie gelähmt. Sein Blick irrte von dem Holo mit Samburi Yura zum Konstrukteur und zurück. Samburi stand nun so, dass sie den Blick auf Sholoubwas stativartiges Gerät verbarg. Die Kleidung lag dicht an ihrem schlanken Körper, der keine typisch weiblichen Merkmale aufwies und doch eindeutig der einer Frau war.
    »Du kannst also ni...«
    Alaska benötigte einen Augenblick, um zu begreifen, dass Sholoubwa mitten im Wort verstummt war.
    Sämtliche Technogardisten standen starr. Keiner bewegte sich mehr, nichts rührte sich. Es war vollkommen still bis auf das leise Gluckern, mit dem noch immer metallisches Blut aus dem zerfetzten Roboterleib sickerte.
    »Was ...«, begann Saedelaere, doch er führte den Satz nie zu Ende. Das Cappinfragment flammte jäh auf, der SERUN erwachte und gab Alarm. Ein Schutzschirm baute sich auf, und im nächsten Augenblick brannte die Prozessorebene.
     
     
    Gedanken aus
    Sholoubwas Positronik
     
    Mein Maschinengeist lebt. Ich bin frei, und das ist entsetzlich ...
    ... denn ich durchleide schlimmere Qual als jemals zuvor. Ich rechne unablässig, und ich erlebe alles mit. Mein kreativer Geist sucht nach Antworten. Nach einer Lösung. Einem Ausweg aus dem Dilemma, das keinen Ausweg zulässt.
    Ich bin wie ein Jongleur, der hundert Bälle gleichzeitig wirft. Ich kann sie halten, aber nicht auf Dauer. Nicht lange genug.
    Ich bin Sholoubwa, und dies ist die ...
    ... mögliche Speicherbereinigung eins: Mit einem Teil meiner Rechenkapazität kommuniziere ich mit dem Weltenschiff. Es ist nahe heran. Weniger als drei Minuten, null Sekunden, bis es in den Freien Raum eindringen wird. Drei Minuten, gefüllt mit Milliarden von Rechenvorgängen. Ich unterstütze den Bordrechner, um den Raumer sicher durch die instabile Zone zu führen. Deshalb kann ich mich nicht zurückziehen, obwohl meine Kapazitäten gebraucht werden, um den Maschinen, diesen schrecklich unperfekten Maschinen, neue Energien zuzuführen. Nur so kann ich den Freien Raum aufrechterhalten.
    Drei Minuten.
    Eine Ewigkeit.
    Ich bin Sholoubwa, und dies ist die ...
    ... mögliche Speicherbereinigung zwei: Ich nutze einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner Kapazität, um die Fehler im Positronikwald und im Maschinental zu reparieren. Mein altes, degradiertes Ich hat insgesamt 12.487.439 falsche Voreinstellungen vorgenommen in der Gesamtkoordinierung, die er aufgrund seiner verminderten Leistungsfähigkeit nicht erkennen konnte. Eine Fehlerquote von 0,000027 Prozent. Ein Schnitt, den keine andere Positronik angesichts der höchst komplizierten Aufgabe erreicht hätte. Dennoch erfordert es zu viel Rechenplatz, die Fehler auszumerzen, ehe das gesamte System zerbricht. Ein Teil der Energien aus den Raumstationen fließt in den Hyperraum ab, ohne dass ich es verhindern kann. Aber ich muss es verhindern. Es kostet mich zwei Minuten bis zum Abschluss der Reparaturen.
    Zwei Minuten.
    Eine Ewigkeit.
    Ich bin Sholoubwa, und dies ist die ...
    ... mögliche Speicherbereinigung drei: Ich plane einen Notstart des Weltenschiffes. Die Technogardisten werden die Aggregate beladen. Ich muss einsteigen. Die Ankunft steht in zwei Minuten, 59 Sekunden bevor. Ein Transmittersprung kann sofort danach durchgeführt werden. Alaska Saedelaere wird zurückbleiben. Im Schiff muss ich mich mit Eroin Blitzer auseinandersetzen. Er darf mich keine Sekunde aufhalten. Wenn ich es überhaupt schaffe, das Schiff zu starten, ehe der Freie Raum zusammenbricht. Es muss gelingen.
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