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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne
Autoren: Christian Montillon
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die Qualle an, um mit veränderter Stimmlage hinzuzufügen: »MR-drei-acht öffnen.«
    Auf diesen akustischen Befehl hin schob sich eines der Schubfächer aus der Wand.
    »Seht es euch an!«, befahl das Wesen aus seiner Bodenmulde heraus.
    In dem Fach lagen zwei an der Basis fingerdicke, zur Spitze hin sich verjüngende Metalldorne. Sie waren ein wenig länger als Ramoz' Daumen und sahen aus wie aus Stahl gefertigt.
    »Mit ihrer Hilfe werdet ihr direkt in eurem Gehirn Hyperimpulse empfangen können. Darüber hinaus ist es sogar möglich, Impulse kraft eurer Gedanken abzusenden – das war der eigentlich schwierige Teil bei der Konstruktion. Nicht einfach, es mit euren Zasa-Synapsen zu synchronisieren.« Das Wesen geriet ins Schwärmen, was sich sowohl in der Stimmlage als auch in einem Pulsieren des Körpers niederschlug. Die Augen wanderten ein wenig in der Gallertmasse umher. »Im Ruhemodus verschwindet der Dorn durch eine, vereinfacht gesagt, Teilentstofflichung. Die Details müssen euch nicht interessieren.«
    Müssen sie das nicht?, fragte sich Ramoz. Immerhin ging es um sein Auge und um seinen Körper. Aber er schwieg.
    »Der Dorn ist in diesem Zustand nicht mehr zu sehen«, fuhr die Qualle fort. »Dass er weiterhin vorhanden ist, wird man nur anhand einer Trübung des jeweiligen Auges erkennen.«
    »Wie kann das sein?«, fragte Sajon. »Uns wurde gesagt, wir verlieren das Auge.«
    Wieder zerplatzten Blasen an der Wasseroberfläche – offenbar ein Zeichen von Erregung für die Qualle. Mit unangenehmen Folgen für alle in der Nähe. Der Gestank steigerte sich zu nahezu unerträglicher Intensität. »Wer hat das behauptet?«
    »Wörgut ...«
    »Der Oraccameo, ja! Es wundert mich nicht! Er versteht meine Brillanz nicht! Selbstverständlich verliert ihr das Auge auf eine gewisse Weise, oberflächlich betrachtet! Aber ich werde es nicht entnehmen. Es funktioniert nach der Operation lediglich ... anders. Der Dorn ist ohnehin wichtiger, mit derlei Kleinigkeiten sollten wir uns nicht aufhalten.«
    »Wann beginnt der Eingriff?«, fragte Ramoz.
    »Jetzt.« Über der Bodenmulde flirrten plötzlich energetische Schutzwände, die einen geschlossenen Käfig ergaben. Dieser füllte sich sprudelnd mit Wasser, das von der Mulde aus hineingepumpt wurde.
    Die Qualle erhob sich in dem neu entstandenen Wassertank und breitete sich dabei aus. Der unförmige Amöbenleib streckte sich zu einem ätherischen, bunt schillernden Wesen. Eine Unzahl feiner Tentakel trieb anmutig durchs Wasser. Die beiden Augen saßen nun auf der Spitze eines pilzartigen Leibes, der in allen Farben schillerte.
    Der Tank löste sich samt der Qualle vom Boden und schwebte der Tür entgegen. »Gehen wir. Meine Assistenten haben die lokale Betäubung eurer Augen bereits vorbereitet.«
     
    *
     
    Ramoz fühlte nichts, als sich das grelle Laserlicht in sein rechtes Auge bohrte. Es durchdrang exakt die Pupillenöffnung, fiel auf die Netzhaut dahinter und verschmolz sie, sodass insgesamt über eine Million Nanochips verankert werden konnten.
    So hatte die Qualle den beiden Patienten die ersten Schritte erklärt.
    Körperlich bekam Ramoz davon nichts mit. Was nichts daran änderte, dass er eine tiefe, kreatürliche Angst empfand. Sein Leben lag völlig in der Hand der Qualle.
    Diese schwebte in ihrem Tank waagerecht über ihm und huschte mit mindestens einem Dutzend Tentakeln gleichzeitig über berührungssensitive Druckstellen auf der Innenseite ihres energetischen Tanks. Damit steuerte sie die Laser und Skalpellmesser sowie die Überwachungsanlagen der Operation.
    Eine robotische Greifklaue senkte den Augendorn über Ramoz' Gesicht. Zuerst wies er mit der Spitze auf ihn, dann drehte ihn die Klaue.
    Aus den Lautsprechern des energetischen Wassertanks drang ein melodisches Summen. Die Qualle schien offenbar bester Laune zu sein.
    Der Dorn schob sich in Ramoz' Auge.
    Immer noch spürte der junge Pilot nichts. Die Betäubung wirkte perfekt. Aber er hörte etwas; Geräusche, die er wohl niemals wieder vergessen würde: das Schmatzen seines Auges, das auf hyperphysikalischer Ebene mit dem Metall des Dorns verschmolz ...
    Es klang wie der Laut, als Ramoz eines Tages auf eine Kendus-Schnecke getreten war und deren Gallertleib unter der nackten Fußsohle zermalmt worden war. Nein – wie in dem Moment danach, als sich die zuckende, schleimige Masse zwischen seinen Zehen hindurchquetschte.
    »Du fühlst momentan, wie etwas aus deinem Auge rinnt«, sagte die Qualle in aller
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