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PR 2636 – Das Schema des Universums

PR 2636 – Das Schema des Universums

Titel: PR 2636 – Das Schema des Universums
Autoren: Christian Montillon
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meine Wissenschaftler einen unschätzbaren Vorteil: Wir wussten von den anderen uralten Stationen im Besitz QIN SHIS und seiner Truppen, dass die Technologie-Hardware dezentral in den Decks aus Formenergie verbaut oder in sie integriert worden war.
    In der Theorie war uns einiges bekannt. Allerdings konnten wir es nicht in die Praxis umsetzen. Vor allem gelang uns bislang – da war es wieder, jenes kleine, unscheinbare, das Schicksal bestimmende Wort, nur diesmal in einem unschönen Zusammenhang – kein Zugriff auf die Steuerrechner.
    Und darum, ihr Götter der Monde und Asteroiden der fernen Heimat, brauche ich eure Hilfe! Lehrt mich, das Schema dieses bernsteingelben Artefakts zu sehen und zu erkennen, wie es sich in das Bild eurer Galaxis und des Universums einfügt.
    Gemeinsam mit Ledrut-Strywen erreichte ich das von uns in der Mitte der Haupthalle installierte Transitparkett. Das violette Wogen und Wabern unter der transparenten Oberfläche der etwa fünfzig Meter durchmessenden Plattform beruhigte mich – ein harmonischer Anblick, der von Ordnung in sonst rohen, unbezwingbaren Naturkräften zeugte.
    Ein Sieg der Technologie, errungen von unseren Vorfahren.
    Ein Sieg überdies, der der grundlegenden Funktionsweise dieser Bernstein-Stationen ähnelte. Ohne die alten Artefakte und ihre Hyperröhren als Grundlage wäre die Entwicklung der Transittechnologie ebenso undenkbar gewesen wie ohne die besonderen kosmischen Bedingungen Chandas.
    Es gab eine Ähnlichkeit, und über diese Verbindung wollten wir nun die Technologie des Artefakts zu einer Reaktion zwingen, indem wir über das aktivierte Transitparkett Energie in das desaktivierte, tote Originalterminal leiteten. Es musste funktionieren. Zumindest sollte es das. Theoretisch.
    Mein Blick verlor sich in dem violetten Wallen der Plattform. Nur mühsam riss ich mich davon los, bog die Augententakel zu meinem Begleiter.
    Es überraschte mich selbst, wie sehr mich Ledrut-Strywens Anblick abstieß. Er war schließlich ein Badakk und damit ein Helfer, ein Verbündeter; und doch sah ich in ihm nur meinen Konkurrenten, der die ganze Mission gefährdete, weil er alles völlig anders beurteilte als ich.
    Meinen Gegner.
    Meinen ... Feind?
    Er wollte die Entdeckung des Artefakts an die Xylthen weitermelden und stellt deshalb jede meiner Entscheidungen infrage.
    »Wir beginnen mit dem Experiment.« Bei diesen Worten dränge ich das dumpfe Gefühl nieder, einen großen Fehler zu begehen. Ich konzentrierte mich, schob jeden unnützen Gedanken beiseite und sagte das entscheidende Wort: »Energie!«
     
    *
     
    Ein Wissenschaftler gab auf meinen Befehl hin den Impuls, der über das Transitparkett Energie in die Steuerkonsole leitete – mittels einer simplen Kabelleitung, die wir mit einiger Mühe verankert hatten.
    Diese Aufgabe übernahm Saddad-Morgoohn, der zu meiner Siebenergruppe gehörte. Dank der häufigen neuronalen Vernetzung unserer Gehirne wusste ich, dass er diese Verantwortung tragen konnte. Ich kannte ihn wie mich selbst. Vielleicht sogar besser als mich selbst. Ich hatte nicht einmal würfeln müssen, um ihn auszuwählen.
    Schon den Anschluss der Kabelleitung betrachtete ich als Meisterleistung. Die Arbeitskonsolen des Artefakts wiesen keinerlei herkömmliche Schnittstellen nach außen auf; sie zu öffnen und sich Zugriff zu verschaffen, ohne etwas zu zerstören, war die Arbeit vieler Tage gewesen. Wobei wir nur vermuteten, nichts beschädigt zu haben.
    Vielleicht wussten wir es schon bald besser.
    Die Kabelzuleitung, so unbeholfen und primitiv sie aussehen mochte, bot zudem einen unschätzbaren Vorteil, über den wir in den offiziellen Besprechungen kein Wort verloren hatten.
    Möglicherweise war ich auch der Einzige, der daran dachte, denn Wissenschaftler mit hoher Spezialisierung – wie wir – neigten hin und wieder dazu, sich in ihren komplizierten Berechnungen zu verlieren und die einfachsten Dinge außer Acht zu lassen. Sollte es tatsächlich so sein ... Nun, ich war vor Ort, das würde im Notfall ausreichen.
    »Das Kabel führt Energie«, sagte Saddad-Morgoohn. »Keine Reaktion bei der Konsole.« Eine kurze Pause und er ergänzte: »Ich erhöhe die Energiezufuhr wie besprochen in Schritten zu jeweils zehn Prozent. Die Sperrzone beachten. Stufe eins beginnt – jetzt.«
    Die Sperrzone beachten – ein unnötiger Hinweis. Selbstverständlich beachtete sie jeder einzelne Badakk an Bord, alles andere wäre sträflicher Leichtsinn. Ein Leuchtband am Boden
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