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PR 2630 – Im Zeichen der Aggression

PR 2630 – Im Zeichen der Aggression

Titel: PR 2630 – Im Zeichen der Aggression
Autoren: Marc A. Herren
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Tokun womöglich mit der Weltengeißel in Kontakt kommen, über die man viele furchtbare Geschichten hört. Was geschieht, wenn er ...«
    »Welche Geschichten hört man denn von der Weltengeißel?«, unterbrach Skyl Skopen sie barsch.
    Ängstlich drückte sich Alia enger an die Wand. »Es heißt, dass die Weltengeißel immer wieder Welten überfällt und ihre Bevölkerungen auslöscht. Und dass ... dass die Dosanthi ... dabei als Erfüllungsgehilfen walten!«
    Skyl Skopen schritt langsam auf Alia zu. Seine lange, hagere Gestalt beugte sich drohend über sie. »Soll ich dir etwas sagen, Alia Gavang? Diese Geschichten, von denen du sprichst ...« Er leckte sich über die Lippen. »Sie sind alle wahr.«
    Tokun fühlte, wie seine Knie plötzlich zitterten. Etliche Begriffe tanzten in seinem Kopf herum.
    Weltengeißel.
    Erfüllungsgehilfen.
    Wärme stieg in ihm auf, verwandelte sich in Hitze.
    Der Weg der Aggression.
    »Okená!«, flüsterte Tokun.

5.
    Die dritte Aggression
     
    Tokun Gavang lebte sich schnell auf der NYCORMO ein. Er hatte keine andere Wahl. Weder Skyl Skopen noch die anderen Agal-Atimpal in seiner Siebenergruppe nahmen Rücksicht darauf, dass er keine militärische Vorschulung genossen hatte. Wenn er nicht ständig negativ auffallen wollte, hieß es lernen, kopieren, sich verbessern.
    Ein Großteil der Bordzeit gehörte den Meditationssitzungen zum Aggressionsabbau. Tokun fand schnell heraus, dass es sich nicht um einen wirklichen Abbau der schwelenden Aggression in den Agal-Atimpal, sondern mehrheitlich um ihre gezielte Kanalisierung handelte. Nur so würden sie während Außeneinsätzen in der Lage sein, einzelne Ziele direkt anzuvisieren.
    »Ich werde euch so stark machen«, hatte Skyl Skopen in einer gemeinsamen Meditationssitzung erklärt, »dass es euch gelingen wird, in einem Pulk von zweihundert Gegnern den Kommandierenden mit einem konzentrierten Ogokoamo-Ausstoß außer Gefecht zu setzen, ohne dass die Umstehenden davon etwas mitbekommen.«
    Dieser Satz, dieses Versprechen, hatte Tokuns Abnabelungsprozess von Meloudil abgeschlossen. War er auf der kleinen Welt im Pytico-System ein Behinderter gewesen, der von den anderen mit Argwohn betrachtet worden war, hatte er nun plötzlich die Gelegenheit, zu einem Elitekämpfer aufzusteigen.
    Normale Dosanthi stießen ihre gespiegelte Angst nur in ungefähre Richtungen. Visierten sie zwanzig Gegner an, wurden diese mit mehr oder minder derselben Ausdünstungsmenge getroffen.
    Auf Tokuns Frage, wie sich bei Einsätzen unter solchen Umständen andere Dosanthi und Xylthen vor dem Ogokoamo schützten, verwies Skopen auf die Crums, ohne näher darauf einzugehen.
    Wichtig für ihn sei, dass er seine eigene Aggression verstand, damit er mit ihr zu spielen lernte wie auf einer hohlen Tjuaho-Wurzel.
    »Erzähl mir von der Aggression, Meister«, bat Tokun.
    Der Dosanthi lehnte mit dem durchgestreckten Rücken an der Höhlenwand. Tokun und die anderen sechs Agal-Atimpal seiner Gruppe saßen im Halbkreis um den Calanshan-Meister auf dem weichen Moosboden.
    »Es gibt drei verschiedene Arten von Aggression«, erklärte er. »Die emotionale und die instrumentelle Aggression kommt bei den meisten uns bekannten Völkern vor. Denken wir nur an die Xylthen. Wer von euch kann ein Beispiel für die emotionale Aggression geben?«
    Ein Dosanthi hob die rechte Hand zum Zeichen, dass er etwas sagen wollte. Tokun hatte bisher nicht mit ihm gesprochen. Ihm war aber aufgefallen, dass die anderen Mitglieder ihrer Gruppe meist einen respektvollen Abstand zu ihm hielten.
    Skopen zeigte auf den Dosanthi. »Picaru?«
    »Emotionale Aggression beruht immer auf einer Reaktion«, erklärte der Agal-Atimpal. Dabei blickte er Tokun Gavang direkt in die Augen, als spräche er nur zu ihm. »Und zwar einer Reaktion auf körperliches oder geistiges Leid. Dazu gehören Schmerzen, Kälte, Hitze, Frustration, Furcht – Todesangst. Und wenn du ein Anschauungsbeispiel wünschst, Kleiner, schlage ich dir vor, dass du den Reparat Vetela aufsuchst und ihn mit einer Vibroklinge anritzt. Es dürfte aber auch schon reichen, wenn du ihm sagst, wie abstoßend seine kalkweiße Visage auf dich wirkt. Vetela wird auf den Schmerz oder die Beleidigung reagieren. Emotionale Aggression. Okená?«
    Tokun presste die Lippen aufeinander. Was hatte er diesem Picaru angetan, dass er so mit ihm sprach?
    »Beherrsch dich!«, befahl der Calanshan-Meister barsch in Picarus Richtung. »Wer kann uns nun die instrumentelle
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