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PR 2630 – Im Zeichen der Aggression

PR 2630 – Im Zeichen der Aggression

Titel: PR 2630 – Im Zeichen der Aggression
Autoren: Marc A. Herren
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Daseins zu blicken. Das Zusammentreffen mit Goldoron und das Gespräch, das sich zwischen ihnen entwickelt hatte, führten deshalb in der Folge zu einer zwar ungewöhnlichen, aber stabilen und interessanten Freundschaft. Sie trafen sich, wann immer sie die Möglichkeit dazu hatten und keiner von ihnen mit Ausbildungs- oder Ausübungspflichten belegt war.
    Der junge Badakk erklärte Tokun die Funktionsweise von Kommunikations- und Transportgeräten und erhielt vom Dosanthi im Gegenzug eine sinnvolle Tätigkeit, mit der er seine Freizeit ausfüllen konnte.
    Genau wie Einsamkeit und Weite die Dosanthi mit Unbehagen erfüllten, hassten es die Badakk, selbst Entscheidungen zu treffen. Alternativen widersprachen ihrem Wunsch nach Struktur und Sicherheit. Deswegen hielten sie sich an ihre Götter, die ihre Lebenslinien vorzeichneten. Falls ein Xylthe oder Dosanthi diese Funktion für sie übernahm, zeigten sich die Badakk erfreut und dankbar – selbst wenn die Konsequenz dieser Entscheidung sie benachteiligen sollte.
    Tokun zog seinen Umhang enger um den hageren Körper. Der ungewohnte Wind ließ ihn frösteln.
    »In Ordnung, Linienzeichner«, sagte er in versöhnlichem Tonfall. »Nenn mich, wie du willst.«
    Die Stielaugen beugten sich zur Seite. Goldorons Mund klappte ein paar Mal auf und zu, bevor er fragte: »Was willst du heute lernen?«
    »Ich dachte, dass ich heute meine zweite Ausbildung im Fliegen der Schwebeplattform erhalte?«
    »Willst du das?«
    Tokun kratzte sich an den Dosan. Die drüsenartigen Organe oberhalb der Nasenöffnung kribbelten. Darin lagerten sich winzige Chanda-Kristalle an; seine Verbindung mit den halb organischen Wänden seiner Höhle. Der Nabel, über den das Calanda in ihn strömte. Die Quelle seiner Angst, seiner Erregung. Seiner Aggression.
    Die Aufregung, dachte Tokun. Es muss die Aufregung sein.
    »Ja, das will ich.«
    »Damit ist die Tätigkeit unseres heutigen Treffens vorbestimmt. Ich danke dir.«
    Der Dosanthi lachte heiser. »Was soll ich machen?«
    Goldoron fuhr seine Pseudopodien aus. Er löste sich aus der Pilotenmulde. Die beiden Bänder, die seinen Körper an der Lehne arretiert hatten, fielen zur Seite.
    »Beim letzten Mal hast du gesehen, wie ich die Plattform gesteuert habe.« Der Badakk trippelte zur Seite. »Heute wirst du selbst fliegen.«
    Tokun betrat die Plattform. Ein wenig ratlos blickte er in die Pilotenmulde, die der Anatomie von Badakk angepasst war. Er hatte keine Pseudopodien – sollte er die Steuerbefehle geben, indem er seine Finger in die Löcher im Muldenboden steckte?
    Ein knarrendes Geräusch drang aus Goldorons Zylinderkörper.
    »Lachst du mich aus?«
    Der Badakk knarrte erneut. »Verzeih, Agal-Atimpal. Ich habe dir etwas gebastelt, es aber noch nicht eingerichtet. Moment.«
    Goldoron trippelte zurück zu der Mulde. Mit einem Pseudopodium klappte er eine zusätzliche Lehne hoch. Auf ihr ruhte ein einziger, etwa unterarmlanger Hebel.
    »So«, sagte das fremdartige Wesen, »damit steuerst du die Plattform. Nach hinten ist hoch, nach vorne ist runter, links ist links, und rechts ist rechts.«
    Unsicher setzte sich Tokun in die Mulde. Die langen Beine zwängte er an dem würfelförmigen Terminal vorbei. Automatisch legten sich die beiden Haltebänder um seinen Brustkorb.
    »Halt, halt, halt!«, rief Goldoron, als Tokun die linke Hand nach dem Hebel ausstreckte. »Ich muss mich erst sichern, bevor du abhebst!«
    Der Badakk verschwand hektisch trippelnd aus Tokuns Sichtbereich.
    »Die Plattform verfügt nur über einen Passagiersitz!«, rief Goldoron von der Ladefläche. »Ich werde mich hier festbinden. Denk aber daran, dass du den Hebel nur sehr sachte berühren d...«
    Tokun zog den Hebel zurück, und die Plattform machte einen Sprung in die Höhe. Augenblicklich fühlte er sich, als würde sein Magen durch die Löcher in der Mulde gedrückt. Angst wallte auf.
    Der Badakk schrie erschrocken. »Halt! Nicht weiter hoch! Du musst den Hebel in die Ausgangsstellung ...«
    Links und rechts von ihnen schossen die Positionslichter der dritten Ebene vorbei. Tokun riss den Kopf hoch und sah die Unterseite einer Zacke der vierten Ebene auf sie zurasen. Die Ebenen ragten zueinander jeweils um eine Zacke versetzt aus dem Zapfenraumer, deshalb hatten sie einen kurzen Aufschub vom Sterben erhalten. Die Zusammenhänge entrollten sich vor den Augen des Dosanthi in einer nie gekannten Klarheit.
    »Den Hebel, jetzt!«
    Endlich drang die Stimme des Badakk bis in seine
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